Die Bezirksvorsteherin Mariahilf Renate Kaufmann und ihr Enkelsohn bestaunen das überdimensionale Darmmodell, während Dr. Alexander Klaus näheres erläutert. Foto: www.bhs-wien.at
Die Bezirksvorsteherin Mariahilf Renate Kaufmann und ihr Enkelsohn bestaunen das überdimensionale Darmmodell, während Dr. Alexander Klaus näheres erläutert. Foto: www.bhs-wien.at

19. Oktober 2012

Beschwerden im Magen-Darmbereich sollte man ernst nehmen. Obwohl die Lebensqualität durch derartige Beschwerden stark beeinträchtigt sein kann, hindert oft das Schamgefühl an der nötigen ärztlichen Abklärung. Ein Gefühl, das unter Umständen lebensgefährlich sein kann. Bei einem kürzlich stattgefundenen Darm-Informationstag im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Wien, einem Unternehmen der Vinzenz Gruppe, konnten sich Betroffene und Interessierte informieren und hautnah Untersuchungen und ein übergroßes Darmmodell erleben.

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Von Magenverstimmungen bis zu chronischen Darmentzündungen

Viele Menschen kämpfen mit Beschwerden im Verdauungstrakt. Im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Wien arbeitet ein fächerübergreifendes Expertenteam – bestehend aus Internisten, Gastroenterologen (internistische Spezialisten im Magen-Darmbereich), Radiologen, Chirurgen, Diätologen, Psychologen und hoch spezialisierten Pflegefachkräften – eng zusammen. Mit einem Ziel, den Patienten ein umfangreiches und modernes Abklärungs- und Therapieangebot zu bieten.

Der Darm – Spiegel des körperlichen Befindens

Der menschliche Darm ist rund acht Meter lang, hat eine Oberfläche von circa 200 Quadratmetern und in seiner Schleimhaut sind mehr als 70 Prozent der Abwehrzellen des menschlichen Immunsystems beheimatet. Störungen im Magen-Darmbereich beeinflussen die Funktionen und das metabolische Gleichgewicht auf verschiedensten Ebenen im menschlichen Körper: Für Menschen mit chronischen Darmerkrankungen bedeutet dies ein steigendes Risiko an Erkrankungen von Begleitorganen (Leber, Bauchspeicheldrüse, Schilddrüse). Aber auch Muskeln können betroffen sein und Depressionen können entstehen. Darüber hinaus können Störungen im Magen- Darmbereich auch Nährboden für Knochenerkrankungen sein. „Nur das Verständnis und die Kenntnis der inneren Zusammenhänge von Darm und produzierten Peptiden mit Beeinflussung sämtlicher Organfunktionen bis zu Herz, Psyche und Knochen lässt eine interdisziplinäre Betreuung möglich sein.“, betont dazu Prim. Univ.-Prof. Dr. Heinrich Resch, Leiter der II. Medizinischen Abteilung.

Darm und Psyche

„Psychosoziale Faktoren können bei der Entstehung, Bewältigung oder Aufrechterhaltung von Beschwerden im Magen-Darm-Bereich eine wesentliche Rolle spielen.“, weiß Prim. Dr. Peter Weiss, Leiter der III. Medizinischen Abteilung für Innere Medizin und Psychosomatik. Seine Abteilung bietet Betroffenen ein breites Diagnose- und Therapieangebot, das zusätzlich zur körperlichen auch die psychische Komponente einer Erkrankung berücksichtigt. Alle Mitarbeiter der Abteilung verfügen neben ihrer internistischen Fach- auch über eine psychotherapeutische Ausbildung. „Viele Menschen haben Angst vor einer Stigmatisierung, wenn sie zum Psychiater geschickt werden und gehen daher nicht hin. Bei uns findet die psychische Betreuung durch Psychotherapeuten, Psychiater und Psychologen im Rahmen einer internen Abteilung statt.“, so der Gastroenterologe und Psychotherapeut Dr. Peter Weiss. Die Maßnahmen reichen von unterstützenden psychologischen Gesprächen und Entspannungstherapien, bis zu einer intensiven achtwöchigen stationären Therapie. Ein zweiter Schwerpunkt ist die Behandlung von Menschen mit funktionellen gastroenterologischen Beschwerden. Durch das integrierte psychosomatische Therapieangebot kann ein jahrelanger Leidensweg  der Patienten verhindert werden.

Schonende Untersuchung im „Dämmerschlaf“

Spiegelungen im Magen-Darm-Bereich sind für die Früherkennung unumgänglich. Im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Wien werden endoskopische Untersuchungen im Zentrum für Interventionelle Endoskopie besonders schonend durchgeführt. In einer Art Dämmerschlaf schlummern die Patienten während der Magen- oder Darmspiegelung. „Sämtliche diagnostische und therapeutische Eingriffe können auf der

Grundlage der hochmodernen Technologie mit drei Videoanlagen durchgeführt werden.“, erklärt OÄ Dr. Susanne Oswald, Leiterin des Instituts für Interventionelle Endoskopie. Auch die Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Radiologie ist in das Behandlungskonzept eng eingebunden. „Durch die von uns durchgeführten „Virtuellen Kolonoskopien“ mittels modernster Computertomographietechnik tragen wir einen wesentlichen Teil zur Diagnose bei.“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Schima, MSc, Leiter der Abteilung. Und er fährt fort: „Wenn eine Darmspiegelung wegen Schmerzen des Patienten nicht möglich ist oder wegen einer Knickbildung im Darm abgebrochen werden muss, können wir noch am gleichen Tag eine Virtuelle Kolonoskopie durchführen. Der Patient muss daher nicht ein zweites Mal mit einem Abführmittel vorbereitet werden.“

Eine Frage der Ernährung

Die Diätologen im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Wien spielen eine wichtige Rolle im Expertenteam. Immer mehr Patienten leben mit Intoleranzen (Histamin, Fruktose, Laktose). Lebensstiländerungen sind oftmals unumgänglich. Gerade hier ist professionelle und gleichzeitig menschliche Beratung besonders wichtig. Auch nach chirurgischen Eingriffen an Dünn- oder Dickdarm oder Magen-Operationen muss die Ernährung umgestellt werden. „Wir erstellen für jeden Patienten einen maßgeschneiderten Ernährungsplan. In der Therapie von psychosomatischen Erkrankungen wie Reizdarm, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und Essstörungen arbeiten wir eng mit den Internisten, Psychologinnen und de Pflegepersonal zusammen.“, erklärt die leitende Diätologin Heidi Szepannek.

Fächerübergreifende Zusammenarbeit für den Magen-Darmbereich v.l.: Prim. Prof. Dr. Mag. Alexander Klaus, Leiter der Chirurgischen Abteilung, Prim. Prof. Dr. Heinrich Resch, Leiter der II. Medizinischen Abteilung, Prim. Prof. Dr. Wolfgang Schima, Leiter der Radiolgie, Prim. Dr. Peter Weiss, Leiter der III. Medizinischen Abteilung mit Psychosomatik. Foto: www.bhs-wien.at
Fächerübergreifende Zusammenarbeit für den Magen-Darmbereich v.l.: Prim. Prof. Dr. Mag. Alexander Klaus, Leiter der Chirurgischen Abteilung, Prim. Prof. Dr. Heinrich Resch, Leiter der II. Medizinischen Abteilung, Prim. Prof. Dr. Wolfgang Schima, Leiter der Radiolgie, Prim. Dr. Peter Weiss, Leiter der III. Medizinischen Abteilung mit Psychosomatik. Foto: www.bhs-wien.at

Narbenfreie Chirurgie

Früherkennung kann bei Darmkarzinomen lebensrettend sein. Blut im Stuhl ist auf jeden Fall ein Warnzeichen, bei dem ein Arzt aufgesucht werden soll. Ist ein chirurgischer Eingriff notwendig, operiert Prim. Univ.-Prof. Dr. Mag. Alexander Klaus meist narbenfrei. Er hat die so genannte SILS-Methode als erster Chirurg in Österreich im September 2008 an der Universitätsklinik Innsbruck erfolgreich durchgeführt. SILS steht für single incision laparoscopic surgery – also minimal-invasive Schlüssellochchirurgie – ein winziger Schnitt erfolgt dabei in der Tiefe des Nabels und dadurch narbenfrei. „Für unsere Patienten bedeutet das eine schonendere Operationsmethode und dadurch auch eine raschere Genesung.“, hebt Prim. Alexander Klaus die Vorteile der innovativen Methode hervor. Die minimal-invasive Chirurgie kommt als wichtiger Teil der interdisziplinären Therapie bei Dick- und Enddarmkarzinomen zum Einsatz, ebenso bei komplizierten Divertikelerkrankungen (Ausstülpungen an der Darmwand).

Sensible Behandlung

Ein weiterer chirurgischer Schwerpunkt liegt im Bereich der Enddarmerkrankungen. Dies ist körperlich und seelisch ein höchst sensibler Bereich. Das fachliche Angebot für die Betroffenen erstreckt sich von der kompletten Abklärung (Endoskopie, Sphinktermanometrie, Ultraschall) bis zur chirurgischen Therapie von Hämorrhoiden, Fisteln, Abszessen, Analfissuren und Stuhlinkontinenz. Durch die langjährige Erfahrung haben die Experten im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Wien auch das notwendige Verständnis für die Bedürfnisse der Betroffenen. Kontinenz- und Stomaberatung wird von einer speziell ausgebildeten und erfahrenen Diplomierten Gesundheits- und Krankenschwester angeboten.

Kontakt

Gastroenterologische (Magen-Darm) Ambulanz: Montag und Mittwoch bis Freitag von 9 bis 11 Uhr. Terminvereinbarung über das Ambulanzsekretariat von Montag bis Freitag zwischen 10 und 16 Uhr unter Tel.: 01/599 88 – 3233 oder online unter

www.bhs-wien.at

www.vinzenzgruppe.at

Untersuchungen im Magen-Darm-Bereich

24h-pH Metrie: Diese Untersuchungsmethode ermöglicht die Erfassung des Rückflusses säurehaltigen Mageninhaltes in die Speiseröhre.

Coloskopie oder Kolonoskopie (Darmspiegelung): Untersuchung des gesamten Dickdarms und des letzten Abschnitt des Dünndarms.

CT-Colonographie (Virtuelle Kolonoskopie): Dabei handelt es sich um Verfahren, bei dem der Dickdarm mit CO2 aufgeblasen wird. Nach einer Computertomographie kann so die Schleimhautoberfläche des Dickdarms wie mit einer elektronischen Kamera dargestellt und beurteilt werden. Wichtig als Ergänzung, wenn eine Kolonoskopie nicht möglich ist.

CT-Enteroklysma: Mit dieser Untersuchungsmethode können sämtliche Dünndarmschlingen überlagerungsfrei und komplett dargestellt werden; zusätzlich können auch außerhalb des Dünndarms gelegene Veränderungen und sämtliche Bauchorgane mitbeurteilt werden und wird meist bei entzündlichen Darmerkrankungen (M. Crohn) durchgeführt.

Endosonographie: Dabei handelt es sich um eine endoskopische (von innen) durchgeführte Ultraschalluntersuchung.

Gastroskopie (Magenspiegelung): Untersuchung von Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm

Ösophagusmanometrie: Bei dieser Methode wird der Druck in der Speiseröhre gemessen.

Sphinktermanometrie: Hier kann der Schließmuskeldruck gemessen werden.

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