Das Leben ist doch viel zu kurz, um einsam oder gar traurig zu lustwandeln. Wir werden immer hektischer und raffen nach allem, was wir kriegen können. Wir lassen uns stressen und haben weder Zeit, noch riskieren wir ein Auge nach den wahrlichen Schätzen im Alltag.
Ein liebliches Vogelgezwitscher am frühen Morgen, der Sonnenaufgang, die gute Morgenluft nach einer wieder einmal viel zu kurzen Nacht, ein Evergreen aus dem Radio, eine Blumenwiese, das Rauschen des Meeres, der Sommerwind, ein gutes Glas Rotwein, ein trautes Gespräch mit lieben Menschen und noch so vieles andere mehr.
Umso schöner ist es doch, wenn man tagsüber kurz in sich gehen kann und für den Bruchteil einer Sekunde abschalten kann, um in diesem Moment wieder Kraft und Energie zu tanken.
Starte auch Du den Versuch. Es klappt, ganz bestimmt.
Dies ist die Erzählung einer stinknormalen Autofahrt. Man war zu dritt, kam aus Koper in Slowenien und karrte über die Grenze nach Italien. Triest lag vor uns. Der große Hafen, jener geschichtsträchtige Ort, der einstmals der Österreichisch-Kaiserlichen K. und K.-Seeflotte diente. Man erinnerte sich.
Die Fahrt ging in Serpentinen hinauf auf die Hügel über der Stadt. Man blickte herab und sah nochmals auf Triest. Das Meer glitzerte in der Sonne, die vielen tausend und abertausend Wellen gaben sich ein munteres Stelldichein und viele kleine Glitzersterne baten zum Tanz auf den Wellen. Es war kaum eine Wolke am Himmel zu vernehmen.
Vor uns die Straße. Es ging flott voran. Später dann Grado und der Beginn des Hausmeisterstrandes, der um diese Zeit – wir schreiben Anfang Mai – noch nicht so bevölkert ist wie sonst üblich.
Das Radio spielte leise romantische italienische Musik und die Sonne dachte ans Untergehen. Doch tut sie das wirklich? Nein, die Erde dreht sich für kurze Zeit ab von ihr und auch das ist falsch. Wir bewegen uns für kurze Zeit weg von der Sonne – so muss das heißen – damit ein anderer Teil dieser Welt sich ihrer erfreuen kann.
Die Fahrt ging munter weiter. Unser französischer graumetallic-Freund namens „Renno” schnurrte durch die Steppe, links und recht und überall Italien. Mein Italien.
Wie ich doch dieses Land liebe. Venezia lag vor uns. Am nächsten Kreuz ging´s Richtung Padua.
Der Himmel färbte sich blutrot. Madame Sole schickte sich an und verließ uns doch – irgendwie – für heute zumindest. Doch alsbald wird sie wiederkehren. Ganz gewiß.
Die Luft war klar, ein Rastplatz wird angesteuert. Die Lichter gingen an, die nahe gelegene Stadt verspach, groß zu sein. Die Sonne, sie ist weg, ein letzter roter Streif am Horizont verriet, dass sie heute prächtig und warm über uns erstrahlte.
Die Fahrt ging zügig weiter nach Bologna. Die liebliche Radio-Stimme einer herrlich temperamentvollen Italienerin erzählte uns Geschichten, die wir nur ansatzweise richtig deuten. Man sah aus dem Fenster. Die Nacht brach herein. Der Himmel wurde dünkler und das Vogelgezwitscher ließ nach. Auch im Wagen wurde es dunkel. Der gute Hit von einst aus dem Radio, der hoffnungsfrohe Gedanke an einen lieben Menschen, die Freude auf das, was kommt, eine kleine Flasche Rotwein in Händen haltend – fahren tut eh wer anderer – der Moment des Genusses. Das Leben hat einen Sinn!
Genieße das Sein und das Jetzt;
Erfreue Dich am Schönen und erinnere Dich daran, wenn Du es für nötig hältst;
Genieße Dein Leben und … genieße den Moment – er kehrt nie zurück!
Florenz, die Hauptstadt der Toscana und das eigentlich Ziel dieser Fahrt, ward alsbald erreicht.
Quelle: oepb