Rekonstruktion der Unterwasserlandschaft der Steiermark vor 14,5 Millionen Jahren. Öl auf Leinwand von Fritz Messner 2021. Foto: © Universalmuseum Joanneum Graz.
 

Forscher*innen des NHM Wien / Naturhistorisches Museum identifizierten ein einzigartiges fossiles Skelett einer Seekuh. Bei den Untersuchungen wurden neben Biss-Spuren an den Knochen der Seekuh auch Zähne eines Tigerhais entdeckt. Was erzählen uns diese Fossilien über das Leben vor 14.5 Millionen Jahren? 

Im Jahr 2012 machte der engagierte Hobbypaläontologe Gerhard Wanzenböck (Bad Vöslau) einen besonderen Fund im steirischen Retznei: fossile Knochen einer jungen Seekuh, die vor 14.5 Millionen Jahren in einem tropischen Meer lebte, das zu dieser Zeit weite Teile Österreichs bedeckte. 

Die Überreste des gut erhaltenen Skelettes wurden anschließend vom Finder und den Paläontologen des Universalmuseums Joanneum (Graz) geborgen und im Laufe der letzten Jahre am Joanneum präpariert. Dem erfahrenen und geduldigen Präparator Norbert Winkler gelang es, das Skelett unbeschädigt aus dem Gestein zu kitzeln, wodurch sensationelle Ergebnisse zu Tage kamen: mehrere Knochen zeigen Biss-Spuren. Der Täter lässt sich ebenfalls rekonstruieren. Zwischen den Knochen befanden sich mehrere Zähne eines Tigerhais. 

Nun hat das Paläontolog*innen-Team des Naturhistorischen Museums in Wien, unter der Leitung von Iris Feichtinger, BSc. MSc. und Priv.-Doz. Dr. Ursula B. Göhlich, die ungewöhnlichen Funde analysiert. 

Einige der fossilen Knochen der jungen Seekuh mit den Biss Spuren und beiliegenden Zähnen des Tigerhaies Galeocerdo aduncus. Foto: © NHM Wien

Die Seekuh-Knochen stammen alle von einem jungen Tier der ausgestorbenen Art Metaxytherium medium. Moderne Verwandte dieser Seekühe leben heute im Indischen Ozean. Die neben den Knochen gefundenen Zähne gehören dem Tigerhai Galeocerdo aduncus. Die Zahnform dieser etwa 5 Meter lagen Haie ist unverwechselbar und passt exakt zu den Biss-Spuren auf den Knochen. Es handelt sich dabei weltweit um den ältesten fossilen Beleg einer derartigen Räuber-Beute Beziehung. 

„Der Tigerhai hat sich die Zähne an der jungen Seekuh ausgebissen.“, so die junge Paläontologin und Haispezialistin Iris Feichtinger. „Solche “Glücksfälle“ bieten einen seltenen Einblick in eine längst vergangene Welt und helfen dadurch die Lebensweise ausgestorbener Tiere zu beschreiben und zu verstehen.“ 

Im kommenden Jahr wird das fossile Skelett im Rahmen einer Sonderausstellung im Universalmuseum Joanneum in Graz präsentiert. 

Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Historical Biology publiziert;

Quelle: NHM / Naturhistorisches Museum Wien

Lesen Sie noch mehr über das Naturhistorische Museum bei uns bitte hier:

www.nhm-wien.ac.at

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