1975 „Fußballer des Jahres“, vor Johan Cruyff, Günter Netzer und Johan Neeskens. Stürmer Thomas Parits, hier im Sommer 1979 im Dress des SK VÖEST Linz, seiner letzten Station als aktiver Fußballspieler. Foto: © oepb

ASV Siegendorf (bis 31. Juli 1964), FK Austria Wien (1964 bis 1970), 1. FC Köln (1970/71), SG Eintracht Frankfurt (1971 bis 1974), FC Granada (1974 bis 1977), wieder die Wiener Austria (1977 bis 1979), sowie der SK VÖEST Linz (1979 bis 1981) – so die Vereine des burgenländischen Flügelflitzers Thomas Parits als Aktiver. Als Trainer betreute er den SC Neusiedl (Herbst 1982), zweimal seinen Herzensverein FK Austria Wien (1984/85 und 1986/87), die VSE St. Pölten (1988 bis 1990) und Admira/Wacker (1990/91), ehe er erneut und just zu seinem 60. Geburtstag im Oktober 2006 (bis Juni 2015) zur Austria zurückkehrte und zwar als General-Manager, zuletzt FAK-Sport-Vorstand. Thomas Parits durchwanderte in 51 Jahren sportlicher und beruflicher Ausübung zahlreiche Höhen mit nur wenige Tiefen und Niederlagen.

Eine Leidenschaft erwacht

Als im Juni 1958 die Fußball-Weltmeisterschaft in Schweden in der Austria Wochenschau gezeigt wird, sitzt der 11-jährige Tommy gebannt im Kinosaal. Mit offenem Mund bestaunt er die Leinwand, denn das, was dort gezeigt wird, zieht ihn magisch an. Garrincha war es, der seine ganze Aufmerksamkeit geweckt hatte. Der „Paradiesvogel“ vom Fußball-Weltmeister Brasilien, dessen linkes Bein ein O- und rechtes Bein ein X-Bein war, entwickelte aufgrund dieses Geburtsfehlers ungeheure Fähigkeiten im und für den brasilianischen Fußballsport. „Jeder wusste, dass nun der Trick kommt und dennoch konnte niemand verhindern, dass Garrincha vorbeizog. Das war die Perfektion eines Fußballtricks schlechthin.“, so Thomas Parits in seinen Erinnerungen. Und so oder zumindest so ähnlich wollte der kleine Tommy auch werden: „Wir wohnten damals vis à vis des Fußballplatzes des ASV Siegendorf. In jener Zeit gab es für uns Buben nichts anders als Fußballspielen, so habe ich eben die ganze Freizeit am Platz zugebracht.“

Thomas Parits (Bildmitte) in seinem ersten Jahr bei der Austria. Hier scheitert er an LASK-Torhüter Wilhelm Harreither. Rechts im Bild Heribert Trubrig (LASK). Aus LASK gg. FK Austria Wien, 2 : 0 (Pausenstand 2 : 0) vom Sonntag, 2. Mai 1965 vor 20.000 Zuschauern im Linzer Stadion auf der Gugl. Foto: © oepb

Aus dem Wiener Sport-Club-Anhänger wird ein Erz-Violetter

Da Garrincha unerreichbar schien, wurde Tommy Anhänger des Wiener Sport-Club. Der trickreiche Mittelstürmer Erich Hof war ein großes Vorbild für den jungen burgenländischen Fußballer. „Zum Sportklub konnte ich aber nicht gehen, da Hof dort Mittelstürmer war. Also entschied im mich für die Austria.“, so Thomas Parits, nicht dabei zu vergessen, dass dummerweise fast zur gleichen Zeit auch Erich Hof zur Austria stieß. Die Funktionäre versprachen ihm einen Platz in der Ersten, wenngleich die Konkurrenz mit Horst Nemec, Ernst Fiala, Jacaré, Johann Ettmayer, Karl Kodat und Hans Buzek enorm war. Im Sommer 1964 holte in die Wiener Austria in den Prater. Und der technisch ausgezeichnete Stürmer, der auch eine Kämpfernatur war, eroberte die Herzen der Veilchen-Anhänger sprichwörtlich im Sturm. Parits galt damals als der schnellste rechte Flügelflitzer Österreichs. Sein Glück war, dass sich Hof bei der Austria nicht durchsetzen konnte, er selbst aber immer stärker wurde.

Erfolgreiche Jahre im Ausland

Nach sechs Spielzeiten für die Wiener Austria mit zwei Meistertiteln (1968/69 und 1969/70) und einem Cupsieg (1966/67) wechselte der Stürmer und „Fußballer des Jahres“ Thomas Parits im Sommer 1970 gemeinsam mit seinem violetten Trainer Ernst Ocwirk von der Donau an den Rhein zum 1. FC Köln. Dies zu einer Zeit, als österreichische Fußballer und Trainer in der Deutschen Bundesliga noch Mangelware waren. Beim rheinischen FC lief alles über den Spielgestalter Wolfgang Overath. Wenn dieser jedoch außer Form war, ging bei den Geißböcken gar nichts. Parits stand in 34 Bundesligarunden der Saison 1970/71 29mal auf dem Platz, 5 Tore gelangen ihm dabei. Die Kölner belegten am Ende den 11. Tabellenrang, drangen aber im UEFA-Cup bis ins Halbfinale vor. Während allerdings Coach Ocwirk in Müngersdorf nach nur einem Jahr die Segel strich, wäre Thomas Parits in der Domstadt geblieben, aber er zog weiter zur Frankfurter Eintracht. Parits stand in Deutschland hoch im Kurs und die SGE bot „eine Traumgage“ (Zitat Thomas Parits). Gemeinsam mit Bernd Hölzenbein, Jürgen Grabowski und Bernd Nickel bildete er das Gerippe der Eintracht. Und es lief für ihn im ersten Jahr ganz gut. Die Hessen wurden 1971/72 Fünfter, nachdem sie im Jahr zuvor lediglich den 15. Tabellenplatz erreicht hatten. Parits stand 31 Spiele auf dem Feld, wobei ihm 12 Tore glückten. 1972/73 wurde die Eintracht Achter – 26 Spiele für Parits mit 4 Toren – und 1973/74 Vierter mit 2 Thomas Parits-Toren in 17 Bundesligaspielen. In seinem letzten von drei Frankfurt-Jahren qualifizierte sich Parits mit der Eintracht für das DFB-Pokalfinale.

Sehen Sie hier einen erfolgreichen Torschuss aus der Drehung von Tommy Parits im Dress der Frankfurter Eintracht zum 1 : 1-Endstand gegen Hannover 96 vom Freitag, 16. November 1973.

Beim Endspiel am 17. August 1974 war er allerdings nicht mehr dabei, da das Cupfinale aufgrund der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland erst zu Beginn der Saison 1974/75 ausgetragen wurde, und da war Parits bereits „Austriaco Pari“ – die Spanier konnten das „ts“ von Parits nie aussprechen – beim FC Granada. Auch dort lief es für ihn sehr gut, 1975 wählte ihn die spanische Presse nach tollen Auftritten im Dress von Granada CF zum „Besten Ausländer“, noch vor Granaten wie Günter Netzer (Real Madrid), Johan Cruyff (CF Barelona), Paul Breitner (Real Madrid), Salif Keita (Valencia CF) und Johan Neeskens (CF Barcelona). Da das Heimweh allerdings größer wurde und auch Tochter Petra langsam ins Schulalter kam, wollte Thomas Parits zurück nach Österreich. Die Austria griff zu und ab Sommer 1977 war er wieder für Austria Memphis – so die offizielle damalige Vereinsbezeichnung – tätig. 

Thomas Parits (rechts) ist nach sieben Legionärsjahren zurück in Wien. Er war stolz darauf, dass er neben Ernst Ocwirk der einzige Fußballer war (Stand 1977), den die Austria wieder zurückgekauft hatte. 1983 erging es Herbert Prohaska ähnlich, er wurde vom AS Rom zurückverpflichtet. Links Gerhard Breitenberger (SK VÖEST). Aus FK Austria Wien gg. SK VÖEST Linz, 1 : 1 (Pausenstand 1 : 0) vom Freitag, 2. September 1977 vor 4.500 Zuschauern im Weststadion. Foto: © oepb

Hundertjähriger Sturm der Austria

Thomas Parits kehrte nicht nur nach Wien zu „seiner“ Austria zurück, er war auch ein wertvoller Mosaikstein jener Mannschaft, die sich nun anschickte, die Österreichische Fußball-Bundesliga, damals lautend auf die Bezeichnung 1. Division, in Grund und Boden zu schießen und mit der Austria dauerhaft siegreich zu sein. Er wurde mit den Violetten 1977/78 Meister mit 56 Punkten nach 36 Spielen und gleichzeitigen 14 Zählern Vorsprung (bei 2-Punkte Regel für den Sieg) auf Vizemeister Rapid. Der 31-jährige Parits erzielte dabei 15 Tore. Ihm zur Seite standen der 32-jährige Julio Morales (7 Tore) und der 31-jährige Hans Pirkner (20 Tore). Dieses Stürmer-Trio ging nicht nur als der „hundertjährige Sturm der Austria“ in die Geschichte ein, von 77 FAK-Treffern in jenem Jahr gelangen diesen drei Protagonisten 42 Volltreffer. Im Jahr darauf – 1978/79 – wurde die Austria abermals Meister, erspielte diesmal 55 Punkte mit erneut 14 Zählern Vorsprung auf den Zweiten, diesmal den Wiener-Sport-Club. Thomas Parits (22 Tore) stand nun Walter Schachner (24 Tore) zur Seite und die beiden bombten mehr als die Hälfte aller 88 Austria-Tore in jenem Jahr. Auch hier gibt es eine nette Geschichte. Walter Schachner stand nach der erfolgreichen Fußball-Weltmeisterschaft 1978 am Sprung. Sein Stammverein DSV Alpine Donawitz musste ihn ziehen lassen. Der „große“ Stahlbruder der „kleinen“ Steirer, der SK VÖEST Linz wollte neben Willi Kreuz auch unbedingt Walter Schachner verpflichten. Die zur Verfügung stehende Ablösesumme für Schachner, die SK VÖEST-Obmann Hans Rinner aus Linz nach Donawitz kabelte (telegraphierte), war bei weitem höher, als jener Betrag, den die Wiener Austria für Walter Schachner bot. Plötzlich legte sich die DSV Alpine-Führung quer: „Schachner verkaufen ja, aber um Himmels Willen nicht zum SK VÖEST. Um keinen Preis!“ Und so begab es sich, dass der „Schoko“ um viel weniger Ablöse eben aus der Steiermark nicht in die Stahlstadt Linz, sondern nach Wien zum FAK transferiert wurde.

Finale und Halbfinale im Europapokal

Wenn man über den „Hunderjährigen Sturm“ der Austria im Doppelpass mit Thomas Parits spricht, dann dürfen die violett-weißen Großtaten im Hause Europa nicht unerwähnt bleiben. In der Saison 1977/78 zog die Wiener Austria als erster österreichischer Vertreter in ein europäisches Endspiel ein. Das Finale im Europapokal der Pokalsieger am 3. Mai 1978 in Paris gegen den RSC Anderlecht wurde zwar mit 0 : 4 verloren, dennoch begeisterte der FAK am steinigen Weg dorthin mit unvergessenen Abenden im Wiener Praterstadion bei Flutlicht und ausverkauftem Haus. Ähnlich verhielt es sich im Jahr darauf. Hier scheiterte man im Europapokal der Landesmeister im Halbfinale am schwedischen Beton namens Malmö FF. Der Austria gelang in 180 Minuten gegen diesen destruktiven Gegner kein Tor. 0 : 0 in Wien und 0 : 1 beim Rückspiel. Thomas Parits ärgerte sich damals „violett und blau“, da er in Schweden die eine oder andere gute Möglichkeit vorgefunden hatte, aber nicht verwertete. Ein Tor beim Rückspiel hätte genügt und die Austria wäre abermals in einem Europapokal-Finale gestanden.

Spezialität Penalty

Sicherheit, Selbstvertrauen und innere Ruhe. Eigenschaften, die Thomas Parits bereits als junger Spiele hatte. So galt er auch als absoluter Garant dafür, Elfmeter sicher zu verwandeln. Seine Methode dabei war immer unterschiedlich, folglich konnten sich die Torhüter nur schwer auf ihn einstellen. Parits entschied sich dabei stets früh und nicht erst beim Anlauf, wie er die Exekution des Strafstoßes durchführen wird. Entweder mit der rechten Innenseite des Fußes oder aber auch mit dem Rist. Jeder Elfmeter wurde von ihm individuell gestaltet, ausgeführt und meistens in eine Ecke, nur selten in die Mitte des Tores, platziert. Seine diesbezügliche Serie war beachtlich. Bis auf wenige Ausnahmen saß jeder Elfmeter. 1978/79 beispielsweise wurde Parits mit 22 Treffern Zweiter hinter Vereinskollegen Walter Schachner (24 Tore) in der Torschützenliste. 10 der 22 Treffer resultierten aus einem Penalty.

Die perfekte Abwicklung eines Elfmeters, ausgeführt von einem echten Penalty-Spezialisten namens Tommy Parits. Aus SK VÖEST Linz gg. SV Austria Salzburg, 2 : 0 (Pausenstand 1 : 0) vom Freitag, 7. September 1979 vor 7.500 Besuchern im Linzer Stadion auf der Gugl. Salzburg-Torhüter Herbert Rettensteiner ist chancenlos. Foto: © oepb  

„Denen werde ich beweisen, dass es ein Fehler war, einen Parits zu verkaufen“

Im Sommer 1979 hieß es plötzlich aus dem FK Austria-Sekretariat, Schellinggasse 6, Wien I / Innere Stadt, Thomas Parits sei mit bald 32 Jahren für die Austria zu alt, außerdem seien seine Gagenforderungen zu hoch. Für Parits, der noch gerne zwei Jahre für seinen Lieblingsverein gestürmt wäre, war damit klar, dass sich die Austria seiner „elegant“ entledigen wollte. Der SK VÖEST griff zu und Parits übersiedelte nach Linz. Bei den Werksportlern traf er mit Alberto Martinez – zumindest im Herbst 1979, denn Martinez wurde im Winter wieder zurück zum Wiener Sport-Club verfrachtet – und Fritz Drazan auf alte Bekannte aus gemeinsamen erfolgreichen FK Austria Wien-Tagen. Nun, um es kurz zu machen, die Austria holte – diesmal ohne Thomas Parits – 1979/80 mit dem Meistertitel und dem Cupsieg das Double, der Vorsprung auf Vizemeister SK VÖEST Linz betrug allerdings „nur“ 7 Punkte. Parits gewann in diesem Jahr mit den SK VÖEST´lern zweimal (3 : 1 im Herbst mit einem Parits-Tor und 4 : 0 im Frühjahr) gegen „seinen“ FAK.

Ein Bild mit wahrem Seltenheitswert. Der Erz-Austrianer Tommy Parits agiert gegen seinen Klub. Im Bild von rechts: Herbert Prohaska (Austria), Willi Kreuz und Thomas Parits (beide SK VÖEST), Robert Sara (Austria), sowie Max Hagmayr (SK VÖEST). Aus SK VÖEST Linz gg. FK Austria Wien, 4 : 0 (Pausenstand 1 : 0) vom Samstag, 17. Mai 1980 vor 6.300 Zuschauern im Linzer Stadion auf der Gugl. Foto: © oepb

In Summe traf Parits für den SK VÖEST achtmal ins Schwarze. 1980/81 zeichnete sich dann langsam, aber sicher das Karriereende ab. Er lief für die Linzer noch 19mal auf, ehe am 27. März 1981 in Graz beim GAK die aktive Karriere von Thomas Parits zu Ende gegangen war. Nach nur 10 Minuten wurde Parits gegen Gerald Haider ausgetauscht, dem prompt nur zwei Minuten später das „Goldene Tor“ an jenem Abend gelang. Für ihn, Parits, war die 17-jährige Karriere damit allerdings nach 247 Bundesligaspielen mit 92 Toren beendet. In der Deutschen Bundesliga stand Thomas Parits 103mal auf dem Platz und erzielte dabei 23 Tore.

Die aktive Karriere neigt sich ihrem Ende zu, der 34-jährige Thomas Parits (rechts) beherrscht die perfekte Körpertäuschung aber noch immer. Links Peter Persidis. Aus SK VÖEST Linz gg. SK Rapid Wien, 1 : 1 (Pausenstand 1 : 0) vom Samstag, 1. November 1980 vor 3.200 Besuchern im Linzer Stadion auf der Gugl. Foto: © oepb

Einstieg ins Trainergeschäft

Die erste Trainer-Station des Siegendorfers war der burgenländische Bundesliga-Aufsteiger SC Neusiedl. Da dem SCN im Herbst 1982 in der neu geschaffenen 16er Liga allerdings nur ein Sieg und ganze 6 Punkte gelang, wurde Parits in der Winterpause durch seinen Co-Trainer Franz Bauer ersetzt, dem im Frühjahr 1983 auch nach einem 2 : 1-Triumph gegen den späteren Meister SK Rapid Wien der Klassenerhalt gelang.

Man trifft sich im Leben immer zweimal. Tommy Parits hat wieder die Fronten gewechselt und ist nun Co-Trainer bei der Wiener Austria. Als solcher erlebt er eine knappe, aber verdiente Niederlage. Im Bild von links: Masseur Georg Schreitl, Co-Trainer Thomas Parits, Coach Vaclav Halama sowie Ersatz-Torhüter Franz Wohlfahrt. Aus SK VÖEST Linz gg. FK Austria Wien, 3 : 2 (Pausensand 3 : 1) vom Freitag, 18. Mai 1984 vor 5.200 Besuchern am Union-Platz in Wels. Foto: © oepb

1983/84 erlebte man Thomas Parits als Co-Trainer bei den Wiener Veilchen an der Seite von Wenzel Halama, ehe für ihn im Sommer 1984 die große Stunde gekommen war: Parits wurde Cheftrainer der Austria. Und die Saison 1984/85 hatte es in sich. Parits verteidigte mit den Violetten nicht nur erfolgreich den Titel, die Austria schwebte förmlich durch diese 30 Runden. Am Ende waren 25 Siege, 4 Unentschieden bei nur einer Niederlage eingefahren. Die Austria – mit 9 Punkten Vorsprung auf Rapid Meister – dominierte einmal mehr das Fußballlande Österreich. Aber nicht nur sportlich, auch wirtschaftlich wiederholte sich für ihn die Geschichte. Austria-Tausendsassa Joschi Walter empfing in seinem stilvollen Büro den Meistermacher Thomas Parits, hielt diesem einen „neuen/alten“ Vertrag unter die Nase, Parits lehnte ab, und die Sache war vom Tisch. Hermann Stessl holte 1986 erneut den Titel nach Favoriten um darauf von Thomas Parits ersetzt zu werden. Und dieser führte seinen Herzensklub erneut zum Titel 1986/87 … Na ja, nicht ganz: Die Austria vergeigte am letzten Spieltag in Graz mit einem 2 : 2 die Meisterschaft und musste den alten Rivalen Rapid, der seines Zeichens den Wiener Sport-Club zu Hause mit 2 : 1 bezwang, vorbeiziehen lassen. Das Feindbild der Austrianer in der Gruabn war der Trauner Referee Horst Brummeier. Dieser gab zuerst ein Tor durch Tibor Nyilasi zum 3 : 2 aus Sicht des FAK, um es dann nach Rücksprache mit seinem Linienrichter abzuerkennen. Das Match endete Unentschieden und Rapid schnappte dem FAK am letzten Spieltag nur aufgrund der besseren Tordifferenz den Titel weg. Brummeier gab später seinen Fehler zu, sein erster Eindruck zum regulären Treffer von Nyilasi war richtig, er aber verließ sich auf seinen „Outwachler“. Nützte aber alles nichts, vergeben und vergessen. Parits wurde im Sommer 1987 durch Karl Stotz auf der violetten Trainerbank ersetzt.

Thomas Parits (ganz links) als Cheftrainer bei der VSE St. Pölten. Mit den Niederösterreichern sorgte Parits nicht nur zu Hause für einen ausverkauften Voithplatz, auch bei der Wiener Austria klingelte am Freitag, 19. August 1988 die Kasse, das Horr-Stadion war beim Gastspiel von VSE St. Pölten mit 12.000 Besuchern ausverkauft, es fielen aber keine Tore, 0 : 0 der Endstand. Foto: © oepb

Er selbst heuerte im Winter 1987/88 in der neu erschaffenen Hauptstadt des Bundeslandes Niederösterreich, in St. Pölten an und machte die Voith-Schwarze Elf, besser bekannt als VSE St. Pölten salonfähig für das Oberhaus. Im Juni 1988 stand auch tatsächlich der erstmalige Aufstieg fest, VSE St. Pölten und Thomas Parits, das passte perfekt zusammen. Die Euphorie an der Traisen war unbeschreiblich und am 7. Spieltag der Saison 1988/89 erklomm das Thomas Parits-Team sogar die Tabellenspitze. Die Zuschauer stürmten den Voithplatz, der oftmals mit über 10.000 Zuschauern gefüllt kapazitätsmäßig an seine Belastungsgrenze ging. Als Vierter überwinterte die VSE-Truppe. Im Frühjahr 1989 erfolgte im „Oberen-Play-Off“ der sportliche Einbruch und St. Pölten wurde am achten Platz einzementiert. Im Jahr darauf konnte sich Parits mit „seinen“ St. Pöltenern abermals für das „Obere-Play-Off“ qualifizieren, die Euphorie vom Vorjahresaufsteiger war allerdings verflogen. Thomas Parits beendete sein 2 ½-jähriges Engagement zu St. Pölten an der 7. Stelle der höchsten österreichischen Spielklasse. Er hatte aus diesem Verein das Beste herausgeholt. 1990/91 trainierte er Admira/Wacker, wurde allerdings Mitte Mai 1991 vom Deutschen Sigfried Held abgelöst.

Auch wenn er 15 Jahre von der Fußball-Bühne verschwunden war, Tommy Parits kehrte 2006 zurück und agierte als General Manager der Wiener Austria sofort wieder stets im Dienste seines Vereins. Foto: © oepb

General-Manager und Sportvorstand

Thomas Parits hatte vom Fußballsport genug. Vorerst zumindest. Er kümmerte sich fortan um seine STROH-Tankstellen im Burgenland und war nur noch ein stiller Beobachter der Fußball-Szenerie. Hin und wieder traf man ihn bei einem Match. Umso erstaunlicher war es, dass ihn Frank Stronach im Oktober 2006 kurzerhand aus der fußballerischen Versenkung holte und erneut an die Wiener Austria band, diesmal eben für den Posten eines General-Managers. Parits schaltete sofort und verpflichtete, nachdem das Duo Frenky Schinkels/Peter Stöger hinauskomplimentiert wurde, mit Georg Zellhofer einen neuen Trainer, bekannt aus gemeinsamen Linzer Tagen beim SK VÖEST im Jahre 1980/81.

Thomas Parits kannte Georg Zellhofer sehr gut aus gemeinsamen Zeiten beim SK VÖEST Linz. Sein erster Schachzug im Oktober 2006 war, Zellhofer als neuen Austria-Trainer zu installieren. Im Bild von links: Thomas Parits, SK VÖEST-Masseur Otto Reingruber, Georg Zellhofer, Fritz Drazan, Willi Kreuz und Kurt Kaiserseder am 14. Oktober 1980. Foto: © oepb

Zellhofer konnte das Ruder der sportlich dahinsiechenden Austria herumreißen, holte mit dem FAK 2007 den Cup und zog damit direkt in den UEFA-Cup ein. Thomas Parits bewies weiterhin gute Händchen, dies umso mehr, als MAGNA und Frank Stronach die 10-jährige Sponsorentätigkeit bei der Austria beendeten. Das finanzielle Rückgrat war nicht mehr in jener Üppigkeit gegeben, dennoch gelang es Parits immer wieder die richtigen Spieler zu holen, die der Austria Jahr für Jahr weiterhelfen konnten. Plötzlich wurden wieder mehr Besucher im Horr-Stadion begrüßt und die mehrmalige Qualifikation für die UEFA-Cup/Gruppenphase spülte einen warmen Geldregen an den Verteilerkreis. Der Gipfel dieses Aufschwungs war die Saison 2012/13. Mit Trainer Peter Stöger agierte der FAK aus einer sprichwörtlichen Leichtigkeit heraus und hing in jenem Jahr den Ligakrösus aus Salzburg bravourös ab. Nach 2005/06 wurde die Austria 2012/13 wieder – zum bisher letzten Mal – Österreichischer Fußballmeister. Mit der erstmaligen Qualifikation für die Champions-League im Herbst 2013 schien der FAK saniert und gerade finanziell und sportlich in perfekte Zeiten zu wandern.

Ein Sir dankte ab

„Ich kenn´ keinen g´ scheiteren Fußballer und ich kenn´ keinen, der mehr vom Geld versteht.“, so Austrias Jahrhndert-Fußballer Herbert Prohaska dereinst über Thomas Parits. Für ihn glich Parits bereits in früheren Jahren einer Mischung aus James Bond und Hannes Androsch. Kühn und konsequent, stets elegant gekleidet und auch die Finanzen immer fest im Blick. Als gewählter Spielervertreter handelte Thomas Parits einst nicht nur die besten Prämien für seine violetten Kollegen aus, er hatte auch gleich wertvolle Steuertipps parat. Mit den Worten: „Ich werde mein ganzes Leben lang Austrianer bleiben!“ endete eine erfolgreiche Ära. Die violette Tätigkeit, die in Summe 20 Jahre seines Lebens andauerte, begann 1964 für Thomas Parits als schüchterner Jüngling am Spielersektor und endete 2015 für ihn als erfolgreicher FAK Sport-Vorstand.

Zum Ehrentag

Nun begeht Thomas Parits (* 7. Oktober 1946) seinen 77. Geburtstag, zu dem die oepb-Redaktion die allerherzlichsten Glückwünsche entbietet. Er hat dem österreichischen Fußballsport sehr viel gegeben. Er vertrat die rot-weiß-roten Farben nicht nur anhand von 27 A-Länderspielen – von 1966 bis 1973 – er wechselte auch ins Ausland zu einer Zeit, in der man gerade in der Deutschen Bundesliga nicht unbedingt zwingend auf Fußballer aus Österreich gewartet hatte. Und er ging stets unbeirrt seinen Weg. Wenn er sich ungerecht behandelt fühlte, dann teilte er dies seinem Gegenüber – seien es Spieler-Kollegen oder aber Vereinsfunktionäre – auch unbeirrt mit. Er wusste um seine Qualitäten und er hatte seinen Preis. Der Erfolg, der mit ihm kam, gab Thomas Parits letzten Endes immer recht.

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Wenn die Österreichische Fußball-Bundesliga die Saison 2023/24 als 50-jährige Jubiläumssaison ausruft, dann darf dabei nicht vergessen werden, dass in Österreich seit 1911/12 regelmäßig Meisterschaft gespielt wird und es seit 1949/50 eine Gesamt-Österreichische Fußballmeisterschaft gibt. Wir werden hier in regelmäßiger Unregelmäßigkeit an Protagonisten der österreichischen Fußball-Landschaft erinnern, abseits der allseits bekannten Spieler-Größen. An Fußballer, die heute teilweise leider bereits vergessen sind, die aber dennoch der Liga und den Vereinen, für die sie aktiv waren, ihren Stempel aufgedrückt haben.

Quelle: Redaktion www.oepb.at

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