Was im Zuge des „Sommermärchens“ bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland salonfähig gemacht wurde, nämlich im Kollektiv auf Großbild-Flächen gemeinsam mit zigtausend wildfremden Menschen Fußball-Live-Übertragungen zu frönen – das ganze taufte man dann „Public Viewing“ – begann, gewissermaßen in kleinerem Rahmen, aber doch, bereits im Juni 1990 in der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz an der Donau.
Stefan Kurowski, 1990 Theaterleiter des Theater Phönix in Linz, Wiener Straße 25, hatte die grandiose Idee, Fußballfans für die Kultur begeistern zu wollen. Was lag demnach näher, als die Fußball-Weltmeisterschaft in Italien – Österreich war übrigens mit von der Partie und es herrschte damals eine riesengroße Fußball-Begeisterung im ganzen Land – in sein Theater zu holen.
Die Bretter, die die Welt bedeuten, boten für 4 Wochen „König Fußball“ Platz und Raum. Dazu muss noch erwähnt werden, dass das Theater zuvor ein Kino – das Phönix-Kino – war. Man kehrte, wenn man so will, quasi kurzzeitig zu seinen Wurzeln zurück.
Die Idee schien gewagt, schlug aber voll ein. Bereits die erste Übertragung mit Italien gegen Österreich am Samstag, 9. Juni 1990 brachte ein „ausverkauftes Haus“ mit sich. Bei freiem Eintritt mischten sich nicht nur die Fußball-Anhänger vom SK VÖEST Linz oder LASK, sondern gleich aller Couleurs unter das getreue Theater-Publikum. Die „Halbe“ Freibier, mit der Kurowski die Fußball-Fans ködern wollte, gab es kurz vor 21 Uhr und dem Anpfiff in Rom nicht mehr. „Wir hatten nicht mit einem derartigen Ansturm gerechnet.“, so ein sichtlich zufriedener Theaterleiter Stefan Kurowski. Und es schien auch alles Eitel, Wonne und Sonnenschein zu bleiben, hätte nicht in der 78. Minute die Nummer 19, ein gewisser Salvatore „Toto“ Schillaci aus Sizilien das erlösende 1 : 0 für das Veranstalterland erzielt.
Dennoch tat diese Auftaktniederlage der Fußball-Begeisterung im Lande ob der Enns – und auch darüber hinaus – keinen Abbruch. Die Straßen – in diesem Falle in Linz – waren leergefegt und alle Welt, so hatte man den Eindruck, saß vor dem TV-Apparat. Dass dies jedoch auch gemeinsam mit Gleichgesinnten auf einer Großbildleinwand in einem Theater viel lustiger sein kann, diese Sternstunden-Idee hatte damals Stefan Kurowski.
Er übertrug in seinem Theater sämtliche Spiele der Österreicher, also auch das 0 : 1 gegen die damalige CSFR und den 2 : 1-Erfolg Österreichs über die USA, sowie das „kleine“ Finale und das Endspiel. „Bei den Österreich-Spielen warens unzurechnungsfähig.“, schwärmte der Veranstalter im Nachhinein. In Summe pilgerten 3.500 Besucher anhand der diversen Übertragungen in sein Haus, die damalige Idee schlug demnach voll und ganz ein, das Public Viewing war – wenn man so will – geboren.