
Der „Große Krieg“, der im Sommer 1914 zwischen den Völkern ausgebrochen war und in Europa die Grenz-Linien nach einem vierjährigen blutigen Gemetzel komplett neu gezogen hatte, wurde später als der „Erste Weltkrieg / 1914 bis 1918“ bekannt. Der österreichische Lyriker und Satiriker, der berühmte Schriftsteller Karl Kraus (* 1874 in Böhmen, † 1936 in Wien) schuf mit „Die letzten Tage der Menschheit“ – entstanden in den Jahren 1915 bis 1922 – ein stetes zur Mahnung für die Nachwelt gedachtes Werk, deren Themen-Fülle und –Üppigkeit jedwede Sinnlosigkeit eines Krieges anheimstellt.
Das Theater in der Josefstadt brachte bereits 2014, genau zum 100. Jahrestag des Attentats von Sarajevo (28. Juni 1914), dieses Karl Kraus-Stück auf die Bühne. Die 22. Publikumswahl des ORF ergab, dass dieses Werk zum „Hörspiel des Jahres 2014“ gewählt und gekürt wurde.
Nun, da sich der „Große Krieg“ in diesen Tagen seinem Ende zuneigt – Gott Lob vor 100 Jahren versteht sich – bringt das altehrwürdige Schauspielhaus im 8. Wiener Gemeindebezirk neuerlich dieses Bühnenwerk zu Gehör. In einer Fassung von Franz Schuh und Erwin Steinhauer.
Erwin Steinhauer nimmt Karl Kraus beim Wort – „Was ich schreibe, ist geschriebene Schauspielkunst!“ – und präsentiert anlässlich des hundertjährigen Jubiläums zum Ende des Ersten Weltkriegs eine Lesung mit Musik von Karl Kraus’ Monumentalwerk „Die letzten Tage der Menschheit“ im Theater in der Josefstadt. Mit messerscharfer Präzision findet Steinhauer jeden noch so leisen Zwischenton in Karl Kraus’ Stimmenwirbel zwischen Witz, Sarkasmus und funkelnder Satire und erweckt in sieben Szenen wortgewaltig unzählige Figuren aus dem Kraus’schen Kosmos der Residenzstadt Wien vor dem Zerfall der Monarchie zum Leben: vom Zeitungsausrufer, Demonstrant, Pülcher, Wachmann, Prostituierte, Schwerbetrunkenen, Dienstmann, Wiener Mädel, Knabe, Lehrer, Offizier, General bis zum Kaiser.
Ein wesentlicher Bestandteil dieses Abends ist die Musik: Collageartig montierte Versatzstücke aus Militär- oder Salonmusik, Operette und Heurigenlied, sowie abstrakte filmisch gedachte Klangflächen lassen eine grausam komische, verstörende und wienerische Weltuntergangsoperette erklingen.
“Die unwahrscheinlichsten Taten, die hier gemeldet werden, sind wirklich geschehen; ich habe gemalt, was sie nur taten. Die unwahrscheinlichsten Gespräche, die hier geführt werden, sind wörtlich gesprochen worden; die grellsten Erfindungen sind Zitate!“, Karl Kraus’ Vorwort zu seinen „Die letzten Tage der Menschheit“
Was: „Die letzten Tage der Menschheit“ – Lesung mit Musik
Wann: 02., 03. und 04. November 2018, jeweils um 19.30 Uhr
Wo: Theater in der Josefstadt, 1080 Wien, Josefstädter Str. 26
www.josefstadt.org/programm/spielplan.html