plateauFünf Jahre ist es bereits her, als am Palmsonntag, einem trüben Frühlingstag, die Sprengung der beiden Hochhäuser am Harter Plateau in Leonding bei Linz vollzogen wurde. Irgendwie war es ein äußerst interessanter Tag. Nachdem es Wochen und Monate zuvor gedauert hatte, ehe die beiden 60 Meter hohen Wohnklötze ihrer Fenster und den kompletten Teilen der unteren Stockwerke ,beraubt´ wurden, standen quasi nur noch nackte Skelette da. Menschenmassen, ganze Karawanen die Exekutive sprach von 50.000 Schaulustigen – zogen an jenem 13. April 2003 Richtung Harter Plateau, um Zeuge der größten Sprengung eines Wohnhauses zu werden. In Europa gab es bis dato keinen ähnlich gelagerten Fall.

plateau1Alles ward vorbereitet, die zahlreichen umliegenden Häuser soweit evakuiert, die Fenster und Balkone verklebt und abgedichtet, die Hunde an der Leine, die Schaukeln auf den Spielplätzen verwaist, die kleinen Hände der Kinder an den schützenden Griffeln der Eltern. Stille. Zwei Hubschrauber kreisten über den Dächern, wie zwei Hornissen, ehe sie zum Sturzflug ansetzen, Spannung machte sich breit. Für einen Moment stellten auch die Vöglein ihr Herumgesause und Gezwitscher ein. Eine nicht zu beschreibende Anspannung lag in der Luft. Gleich musste es passieren. Dann, plötzlich, um 14.43 Uhr ein dumpfer Knall. ,Glück auf, gut Schuß!´, so lautete der Startschuß der Dresdner Sprengmeister, um eine über 30jährige Wohnbaugeschichte mit 450 Kilogramm Sprengstoff einfach wegzupusten. Der Schall dauerte länger als der Knall, als nämlich das Echo des Schalls die Gehörgänge erreichte, krachte bombastiös der eine Koloß bereits in sich zusammen. Ein dumpfes Bumm. Es folgt der Zweite. Langsam, fast in Zeitlupe, aber stetig sank auch der Kamin als letzter Mahner einer längst vergangenen Wohn-Epoche majestätsvoll in sich zusammen. Riesiger Rauch stieg auf, so hoch und noch höher, wie die beiden Häuser einstmals waren. Die beiden immer noch in der Luft stehenden Hornissen-Hubschrauber waren plötzlich in dichten Staub gehüllt. Man vernahm im Grau des Schleiers ein letztes Zucken der beiden Haus-Giganten, ehe sie sich zurückzogen und gänzlich verabschiedeten. Und weg waren sie, die beiden Kolosse vom Plateau. Viele Jahre waren sie Blickfang, anhand dieser man sich orientieren konnte, wie weit es denn noch wäre, bis nach Leonding und Linz, wenn man mit dem Rad oder mit dem fahrbaren Untersatz unterwegs war. Aber auch zwei Häuser, in denen die Unpersönlichkeit immer mehr und immer größer geschrieben wurde.

plateau2Damals, Anfang der 70iger Jahre, wurden sie mit viel Pomp und Gloria rasant aus dem Boden gestampft. Die VÖEST-Alpine war stolz auf die beiden Bauwerke, die sie für Ihre Mitarbeiter lukrierte. Doch mit dem Niedergang im Werk Mitte der 80iger Jahre, den zahlreichen Kündigungen, kamen auch immer mehr Nicht-VÖEST´ler in den Genuß dieser Wohnungen. ,Die Sprengung war dringend nötig.´, erinnert sich Georg Pilarz, Vorstandsvorsitzender der GIWOG. ,Die beiden Bauten waren eine soziale Zeitbombe. Das haben uns sogar zahlreiche Studien gezeigt. Dazu kamen die fehlenden Grünflächen und mehrere Probleme in der Architektur.´ Die Sprengung kostete 3,6 Millionen Euro, die Bewohner wurden in die Vorhaben einbezogen. Im November 1999 stimmten 92,5 Prozent der Mieter einer Sprengung zu. Ein neues Projekt wurde gestartet Umsiedeln in die bunte ,Papageien-Siedlung´. Erst als alle 1.500 Mieter ein Zuhause in der neuen vom Harter Plateau schräg gegenüberliegenden Siedlung gefunden hatten, ging es mit der Sprengung eifrig voran. Vorbei war somit auch jene Zeit, als in den Jahren 1992 und 1993 14mal ein irrer Feuerteufel der nie ausfindig gemacht wurde – in den Kellern der Wohnsilos zündelte. Gott Lob artete dies jedoch nie aus, die Bewohner kamen aber kaum zur Ruhe.

plateua3Derzeit sind 209 neue Wohnungen am alten Gelände der beiden Wohn-Klötze am entstehen. Die bauliche Tendenz ist nunmehr in der Breite und nicht mehr in der Höhe. Und dennoch hatten viele alteingesessene Mieter, die jahrzehntelang die beiden Hochhäuser bewohnten Tränen in den Augen, als sich mit einem Schlag das Bild am Harter Plateau veränderte, damals, am Palmsonntag, 13. April 2003 um 14.43 Uhr …

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www.leonding.at
www.giwog.at
www.alpine.at

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