Zekenschutz116 dokumentierte und hospitalisierte FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis)-Krankheitsfälle gab es 2017 in Österreich. Das ist mehr als in den Jahren zuvor, aber vermutlich nur die Spitze des Eisbergs. Die weniger schweren Fälle werden oft nicht als solche erkannt, da die Symptome unspezifisch, aber für die Betroffenen dennoch äußerst unangenehm sein können. Und wer schwer erkrankt war, leidet unter Umständen sogar noch Jahre später an den Folgen. Im Gegensatz zu anderen viralen Erkrankungen ist FSME nicht von Mensch zu Mensch übertragbar. Das bedeutet, jeder einzelne muss sich impfen lassen, um geschützt zu sein.

Größte Infektionsgefahr in der Freizeit
Studien zeigen, dass mehr als 88 Prozent aller FSME-Infektionen in der Freizeit passieren. Denn egal, ob man sich im Freibad auf die Liegewiese legt oder im Gebirge wandern geht: Zecken lauern an vielen Plätzen. Sie halten sich am liebsten bis 150 Zentimeter über dem Boden auf – im Gebüsch, im Gras oder im Unterholz. Allein das Vorbeigehen reicht, um sie abzustreifen. Meist merkt das der Betroffene nicht und das Tier hat unter Umständen mehrere Stunden Zeit, nach dem Festsaugen – im schlechtesten Fall – das FSME-Virus zu übertragen.

Erste Symptome nach einer Woche, dauerhafte Folgen nicht ausgeschlossen
Ob eine FSME-Infektion stattgefunden hat, lässt sich spätestens nach einigen Wochen im Blut feststellen. Zwei bis vier Wochen nach einem Zeckenstich sind FSME-spezifische IgM-Antikörper (sie werden nach dem erstmaligen Kontakt mit einem Krankheitserreger gebildet) zu finden, später auch IgG-Antikörper (sie entwickeln sich, wenn eine Infektion durchgemacht wurde). In 20 Prozent der Fälle verläuft die Erkrankung unbemerkt. In den restlichen Fällen merkt der Patient selbst die Krankheit nach einer Inkubationszeit von etwa einer Woche bis zehn Tagen vor allem durch ein allgemeines Krankheitsgefühl, Kopfschmerzen und Fieber, manchmal auch durch Bauchschmerzen – ähnlich wie bei einem grippalen Infekt. „In diesen Fällen wird leider nur selten an eine FSME-Infektion gedacht“ erläutert Univ. Prof. Dr. Erich Schmutzhard, Univ. Klinik für Neurologie, Medizinische Universität Innsbruck.Oft bleibt die Erkrankung unerkannt und die Patienten scheinen nicht in der offiziellen FSME-Statistik auf. Die Symptome können für die Betroffenen dennoch sehr unangenehm sein. Das einzig Positive daran ist, dass keine Ansteckungsgefahr für andere Personen besteht, da es keine Mensch zu Mensch-Übertragung gibt.“

Bleibt es bei diesem einmaligen Auftreten der Symptome, haben diese Patienten Glück im Unglück. Bei einem Teil der Erkrankten kommt es aber nach einem symptomfreien Intervall von etwa einer Woche zu einem zweiten Krankheitsgipfel: Das Fieber kehrt zurück und etwa die Hälfte jener, die in diese zweite Phase kommen, bekommen abhängig vom Alter auch eine Hirnhautentzündung, 40 Prozent zusätzlich eine Hirnentzündung und weitere 10 Prozent sogar noch eine Rückenmarksentzündung. Mit zunehmendem Alter wird der Verlauf der Krankheit schwerer und es bleiben häufiger langfristige Defizite zurück.

Nur symptomatische Behandlung möglich
“Problematisch ist – wie bei vielen viralen Infekten – dass FSME nicht ursächlich behandelt werden kann“, so Experte Schmutzhard. „Fieber, Kopfschmerzen und auch neurologische Anfälle behandeln wir symptomatisch. Sonst können wir leider nach wie vor nicht viel tun.“ Etwa fünf Prozent der Patienten müssen in der Akutphase mit Atemlähmung oder schweren Bewusstseinsstörungen auf die Intensivstation. Im Anschluss ist manchmal ist auch eine Behandlung durch Physio- oder Ergotherapeuten beziehungsweise durch Logopäden erforderlich.

Langfristige Beeinträchtigungen nicht ausgeschlossen
Jene, die an einer akuten Gehirnentzündung gelitten haben, entwickeln in 40 bis 50 Prozent der Fälle ein post-enzephalitisches Syndrom. Dieses kann die Patienten langfristig beeinträchtigen und dazu führen, dass der persönliche Lebensstil der Krankheit angepasst werden muss. Symptome sind Konzentrationsstörungen, Gedächtnisschwäche, Wortfindungsstörungen oder Gangunsicherheit. Außerdem kann es zu psychischen Störungen, Kopfschmerzen, allgemeinem Unwohlsein und eingeschränkter Leistungsfähigkeit kommen. Ein ganz besonders schweres Los haben Patienten, die auch an einer Rückenmarksentzündung gelitten haben. Denn diese Form der Erkrankung hat die schlechteste Prognose. In einer Studie wurden 57 dieser Patienten über 10 Jahre hinweg beobachtet. Nur 19 Prozent wurden wieder vollständig gesund, bei der Hälfte blieben langfristige Folgeerscheinungen zurück und ein knappes Drittel starb sogar an den Folgen einer FSME innerhalb von 10 Jahren.

Impfen schützt
„Auch in Österreich sind allein letztes Jahr einige Fälle dokumentiert, in denen es zu schweren Folgeerscheinungen gekommen ist, die womöglich bleiben werden“, berichtet der Innsbrucker Neurologe. „Wir empfehlen daher dringend, sich impfen zu lassen und sich vor allem rechtzeitig eine Auffrischungsimpfung zu holen, um genau so etwas zu verhindern.“ Die Grundimmunisierung erfolgt in drei Teilen, wobei die ersten beiden Impfungen im Abstand von einem bis drei Monaten stattfinden, die dritte im Jahr darauf. Beim sogenannten Schnellschema können die ersten Teilimpfungen in noch kürzeren Abständen stattfinden. Wichtig ist aber die regelmäßige Auffrischung nach der dreiteiligen Grundimmunisierung. Nach der ersten Auffrischung nach drei Jahren, wird diese bis zum 60. Lebensjahr alle fünf Jahre, danach, aufgrund des nachlassenden Immunsystems, alle drei Jahre empfohlen.

Bitte beachten Sie auch diesen Artikel dazu;

www.zecken.at

www.impfen-vfi.at

 

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