erP_b7amr_lDie Sky Go Erste Liga befindet sich seit dem letzten Wochenende im Winterschlaf. Für die Österreichische Bundesliga ist dies nun die Zeit, eine Bilanz zu ziehen:

Herbstmeister

Nach 18 gespielten Runden trägt der Herbstmeister schwarz-grün. Ein Punkt genügte dem FC Wacker Innsbruck am 18. Spieltag, um sich an der Tabellenspitze zu behaupten. Diesen wertvollen Zähler sicherten sich die Tiroler beim Fußball-Krimi gegen den SC Wiener Neustadt. Den Torreigen beim 3 : 3 eröffnete Thomas Pichlmann, der mit seinen 13 Treffern auch die Torschützenliste anführt. Ganz im Stile eines würdigen Herbstmeisters gehen auch die besten Serien auf das Konto der wackeren Tiroler. Sieben Spiele in Folge wurden gewonnen, neunmal blieb man ungeschlagen. Nur beim torlosen Saisonauftakt gegen den Kapfenberger SV gab es keinen Jubel. Danach gelang bei allen weiteren 17 Spielen mindestens ein Treffer.

Auswärts in Form
Besonders in der Fremde lieferte Wacker Innsbruck mit 8 Siegen aus 9 Spielen eine beeindruckende Leistung ab. Diese Ausbeute ist einzigartig in der 41jährigen Geschichte der zweithöchsten Spielklasse. Auch die Torausbeute war auswärts bestechend. Insgesamt 23mal konnten die Spieler mit ihren Anhängern jubeln. Diese Zahl wurde in einer Herbstrunde nur in der Saison 2011/12 vom Wolfsberger AC mit 24 Treffern übertroffen. Die Kärntner hielten einige Monate später den Meisterteller in ihren Händen und feierten den Aufstieg in die tipico Bundesliga. Die Auswärtsstärke der Innsbrucker unterstreicht einen Trend, der sich heuer in der gesamten Liga abzeichnete. Zum ersten Mal in diesem Jahrtausend wurden auswärts mehr Punkte (130) als in Heimspielen (124) geholt. Nicht der einzige Rekord im 21. Jahrhundert: 42 Prozent der Siege wurden von den Auswärtsteams geholt, knapp die Hälfte aller Tore von den Gastmannschaften erzielt, bei 82 Prozent der Spiele gab es einen Sieger und nur 16mal wurde unentschieden gespielt.

Kopfsache
Besonders begehrt war das Spiel mit Köpfchen im Herbst beim Linzer ASK und SK Austria Klagenfurt. Beide Klubs trafen 7mal per Kopf. Der LASK machte damit die Schwäche seiner Gegner zur eigenen Stärke und wurde selbst kein einziges Mal per Kopf bezwungen. Noch effizienter war man beim Floridsdorfer AC, wo man per Kopf eine Schussgenauigkeit von 54 Prozent vorzuweisen hat. Ein Viertel ihrer Treffer erzielten die Wiener auf diese Weise. Nur beim FC Liefering verzichtete man auf Kopfballtore. Wie schon in der Saison 2014/15 waren die Salzburger auch heuer nicht per Kopf erfolgreich. Dafür stellt man mit elf Weitschusstreffern die besten Distanzschützen der Ersten Liga.

Weitere Statistiken zur Hinrunde hier:

Zuschauerzahlen
Exakt 176.745 Zuschauer pilgerten zu den Spielen. Das sind bei einem Durchschnitt von 1.964 Zuschauern pro Spiel um 14 Fans oder 0,7 Prozent weniger als im Herbst des Vorjahres. Die meisten Besucher lockte der FC Wacker Innsbruck ins Stadion, der einen Zuwachs von 31 Prozent verbuchen konnte. Mit dem Zuschauerplus der Innsbrucker wurde erstmals seit 3 Jahren im Herbst die 4.000er-Marke von einem Klub der zweithöchsten Spielklasse geknackt. „Nach dem deutlichen Zuschauerplus in der vergangenen Herbstsaison blieb der Fanzuspruch bis jetzt konstant. Dass wir heuer keinen Zuwachs verbuchen konnten, ist sicherlich auch mit der Stadionthematik von SV Austria Salzburg verbunden. Dieser Umstand verdeutlicht die wichtige Rolle, die ein bedarfsgerechtes Stadion für einen Klub einnimmt. Denn bei den Auswärtsfahrten konnten die Salzburger mit ihren Fans einige Höhepunkte setzen.“, sagt Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer.

FC Wacker Innsbruck: gesamt 39.834 / Durchschnitt pro Spiel 4.426
Linzer ASK: 35.114 / 3.902
SC Austria Lustenau: 22.886 / 2.543
SKN St. Pölten: 19.679 / 2.187
SK Austria Klagenfurt: 13.530 / 1.503
SV Austria Salzburg: 11.476 / 1.275
FC Liefering: 9.881 / 1.098
SC Wiener Neustadt: 9.239 / 1.027
Floridsdorfer AC: 8.139 / 904
Kapfenberger SV: 6.967 / 774
Gesamt: 176.745 / Durchschnitt pro Spiel 1.964

Österreicher-Topf
Traditionell hoch ist der Österreicher-Anteil in der Liga. 77 Prozent aller Spielminuten werden von österreichischen Spielern absolviert. Das sind exakt 137.404 Minuten. Den Spitzenwert erzielte dabei der SC Wiener Neustadt mit 97 Prozent. Auf den Plätzen landen der Herbstmeister aus Innsbruck (93 Prozent) und LASK (88 Prozent). Bei den Wiener Neustädtern wird auch die Jugendförderung besonders groß geschrieben. Mit 39 Prozent der Einsatzzeit spielen österreichische U22-Spieler eine wesentliche Rolle. Knapp dahinter liegt der FC Liefering, der mit 38 Prozent der Minuten die Förderung der Talente im Team ebenfalls forciert. Durchschnittlich wird in der Ersten Liga knapp ein Fünftel der Einsatzzeit von österreichischen Talenten absolviert.

Ist-Zustand
Erschwerend kommt allerdings hinzu und darf nicht unerwähnt bleiben, dass der SV Austria Salzburg mit Ende November 2015 offiziell den Insolvenzantrag eingereicht hat. Damit endet mit einem Schlag der sportliche Höhenflug der violetten Mozartstädter, die nach dem Etablieren des FC Redbull Salzburg anno 2005 mit ihrem großen und treuen Anhang ganz unten in der letzten Spielklasse komplett neu begonnen hatten und in nur 10 Jahren bis in die zweithöchste österreichische Spielklasse zurückgekehrt waren. Man gab Salzburg die Lizenz und freute sich auf den reisefreudigen und lautstarken Anhang. Alleine zum Saisonauftakt in St. Pölten im Juli waren über 1.000 Violette angereist und sorgten für Heimspielatmosphäre in Niederösterreich. Im August waren auf der Linzer Gugl beim Gastspiel gegen den LASK knapp 10.000 Zuschauer gezählt worden und beim „Derby“ gegen den FC Liefering war der Gäste-Sektor von Austria Salzburg knapp dreimal so stark, wie wenige Tage später jener Anhang von Redbull beim Gastpiel der Wiener Austria. Als dann die so genannten Risikospiele gegen Wacker Innsbruck und den LASK anstanden, ließ man im Ausweichquartier im oberösterreichischen Schwanenstadt gegen Innsbruck überhaupt keine Zuschauer zu, das Match gegen die Linzer wurde nach zähem Ringen am FAC-Platz in Wien !!! ausgetragen.

Und hier sollte sich die Österreichische Bundesliga einmal selbst hinterfragen, ob es noch dem Wettbewerb entspricht, Vereinen zuerst eine Lizenz zu erteilen, um wenig später während der laufenden Saison, Punkt-Abzüge und drakonische Geldstrafen für nicht vorhandenen Stadien zu verhängen. Sich zuerst die Hände zu reiben und zu freuen, dass Teams mit einem starken Anhang aufsteigen, die damit die Liga beleben, ist das Eine, diese Teams dann im Nachhinein abzustrafen, das andere. Wenn im Juni keine geeignete Spielstätte aufzuweisen ist, darf eine Lizenz erst gar nicht erteilt werden. Aber mitten im Fluss die Pferde zu wechseln, sich nasse Füße zu holen und darob wundern, ist ein echter Schildbürgerstreich. Ein ordentlich ausgetragener und nicht verfälschter Wettbewerb bis zum Ende einer Spielzeit sieht wahrlich anders aus.

Ein nicht von der Hand zu weisender Fakt ist, dass es in Österreich nicht möglich zu sein scheint, 20 Vereine mit einer ordentlichen Finanzgebarung und einem professionellen Umfeld ausgestattet zu finden. Solange sich hier nichts ändert, wird jede neue Spielzeit zum „Hurra“-Erlebnis und geht wohlweislich in die Geschichte ein, wenn die Saison mit 10 – und nicht weniger Teams – auch beendet wird, so, wie sie begonnen hatte.

Das im Jahre 1996 vorgestellte Projekt „bundesliga 2000“ mit gesunden 10 Vereinen für das Oberhaus, ohne Auf- und Abstieg allerdings, wurde nie näher ins Auge gefasst, wäre aber in eventu für Österreich zumindest einmal eine nähere Überlegung wert. Denn diese Art und Weise des „Dahinwurschtelns“ darf nicht als Dauerlösung angesehen werden.

www.bundesliga.at

Bitte beachten Sie dazu auch die Zahlen der tipico Bundesliga

 

Back to Top