Wir leben in einer Welt, die vom Trinken besessen ist. Wir trinken bei Babypartys, Arbeitsveranstaltungen, Beförderungen und Beerdigungen. Doch niemand stellt jemals die Allgegenwart von Alkohol infrage – das Einzige, was jemals infrage gestellt wird, ist, warum jemand nicht trinkt. Foto: © Pixabay

Als Holly Whitaker beschloss, selbst Hilfe zu suchen, begann sie eine Reise, die nicht nur zu ihrer eigenen Nüchternheit führte, sondern auch die heimtückische Rolle enthüllte, die Alkohol in unserer Gesellschaft und insbesondere im Leben von Frauen spielt. Sie erkannte, dass das vorherrschende Entzugsprogramm archaisch, patriarchalisch und ineffektiv für die Bedürfnisse von Frauen ist, und entwickelte ihr eigenes feminin-zentriertes Genesungsprogramm, das die notwendigen Werkzeuge bietet, um den Suchtzyklus zu durchbrechen, und uns zeigt, was möglich ist, wenn wir auf Alkohol verzichten und unser Glaubenssystem um ihn herum erneuern.

Über die Autorin:

Holly Whitaker ist die Gründerin und CEO von Tempest (ehemals Hip Sobriety). Mit jahrelanger Erfahrung in den Bereichen Gesundheitswesen und Technologie hat sie 2014 ein individuelles Genesungsprogramm über eine virtuelle Plattform erstellt, die Bildungs-, Community- und Unterstützungsdienste anbietet. Sie lebt mit ihrer Katze Mary Katherine im Stadtteil Brooklyn in New York City.

oepb-Rezension:

Ein Weckruf für die Gesellschaft! „Die Anonymen Alkoholiker sind für Männer gedacht!“ Falsch gedacht!

Das ist ein ausgesprochen sympathisches und mutiges Buch über ein gravierendes Problem unserer Gesellschaft – und für alle, die sich Sorgen über ihren Alkoholkonsum oder den eines Angehörigen machen. Insbesondere macht die Autorin deutlich, dass auch Menschen, welche ihren Alltag scheinbar völlig normal und sogar erfolgreich bewältigen, ein Alkoholproblem haben können – denn ein Alkoholproblem zu haben muss keinesfalls bedeuten, morgens mit zitternden Händen eine Flasche Jägermeister zu vernichten.

Vor allem aber zeigt die Autorin in diesem Buch eines: nämlich, dass es durchaus möglich ist, gegen den Alkohol anzukommen, und dass ein Leben ohne dieses Nervengift ein echtes Geschenk ist.

Die Autorin argumentiert leidenschaftlich für den Umstand, dass ein nüchternes Leben viel mehr ist als bloße Abstinenz. Zahlreiche seelische Probleme, zu deren „Bekämpfung“ Alkohol oftmals konsumiert wird (z.B. Trauer, Stress, Angst, Schüchternheit, Langeweile…) werden durch Alkohol wissenschaftlich belegbar massiv verstärkt, negative Stimmungen hellen sich durch Alkohol mittel- und langfristig keineswegs auf.

Dies bedeutet im Umkehrschluss auch: diese negativen und / oder destruktiven Stimmungen werden bei einem nüchternen Leben deutlich in den Hintergrund treten – und die Autorin versteht es wunderbar, zu schildern, wie schön, spaßig und erfüllt ein nüchternes Leben ist, und dies ist eine ganz wichtige Motivation für alle Betroffenen und deren Umfeld. Egal wie ernst und bedrohlich das Thema ist, OHNE ALKOHOL zeichnet sich durch einen optimistischen Grundton aus, und die Autorin doziert nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern nähert sich ihren Lesern mit viel Empathie und Verständnis.

Das Buch liest sich flott, informativ, mitunter witzig und vor allem jederzeit zutiefst menschlich – und dies dürfte auch die Hemmschwelle für direkt oder indirekt Betroffene senken, sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen. Holly Whitaker beschreibt das Leben, das wohl viele Menschen insgeheim führen, und den Weg, zu dem leider nur einige Wenige den Mut und die Kraft haben ihn zu gehen. Man liest hier von Erfahrungen und Gefühlen, mit denen man sich evtl. auch selbst identifizieren kann.

Warum verschließt die Gesellschaft die Augen vor Alkohol (man kann ihn überall und immer kaufen), jedoch nicht vor anderen Drogen und Suchtmitteln: „Die Gesellschaft kehrt die Tatsache, dass es sich bei Alkohol um ein starkes Suchtgift handelt, unter den Teppich. Das liegt schlicht daran, dass die meisten Leute mehr oder weniger stark alkoholabhängig sind.“

In unserer Gesellschaft ist Alkohol allgegenwärtig. Beispiel: Vieltrinker mögen niemanden, der nicht trinkt. Die fühlen sich damit nicht wohl. Man isst auch nicht gerne ein Rumpsteak, wenn ein Vegetarier nebenan sitzt. Da fühlt man sich irgendwie unwohl. Oder aber ein anderes Beispiel, Gespräche: Man könnte ja mal ein nüchternes, schönes Gespräch führen ohne Alkohol. Das tun wir aber selten. Die wenigsten Menschen sind in der Lage, sich nüchtern zu öffnen und vernünftige Gespräche zu führen. Menschen haben das Vorurteil, dass Nichttrinker langweilig sind und das mag auch auf einige zutreffen.

Die Vieltrinker wollen unbedingt, dass man dieses wertvolle Gut Alkohol mit ihnen teilt. Als ob man jemandem den Handschlag verweigert. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz: Wenn ich dir etwas Alkoholisches zu trinken anbiete, musst du mittrinken, sonst bist du nicht mein Freund.

Quit like a Woman ist keine trockene Theorie und kein gutes Ratschläge-Buch, sondern berichtet über das wirkliche Leben und lässt mehr als deutlich werden, dass Alkohol keine Ausnahmen in Bezug auf Alter, Beruf, Geschlecht oder Gesellschaftsschicht kennt und macht. Dazu gibt es auch wissenschaftliche Fakten, um das alles zu untermauern. Holly Whitaker schreibt so offen und ehrlich über ein Problem, das unsere Gesellschaft seit Jahren ignoriert. Dabei hat sie ein eigenes Entzugsprogramm für Frauen entwickelt, da Frauen oft andere Bewegründe für eine Alkoholsucht haben.

Ein großartiges Buch mit vielen neuen Gedanken und Ansätzen. Denn: Jeder Tag ohne Alkohol ist ein Gewinn. Fühlen Sie sich angesprochen? Dann lesen Sie das Buch!

QUIT LIKE A WOMAN
Nüchtern und glücklich in einer Welt voll Alkohol
von Holly Whitakter
Taschenbuch, Broschur, 368 Seiten, Format: 13,5 x 21cm
Erschienen bei MVG / Münchner Verlagsgruppe
www.m-vg.de
ISBN 978-3-7474-0353-2
Zum Preis von € 18,00
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