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Österreich mag zwar klein sein, aber was das Pokerspiel betrifft, gehört unsere Alpenrepublik zu den größeren Talenten. Vor allem die Hauptstadt Wien ist ein beliebter Treffpunkt für professionelle Zocker, die es unter anderem auch vom großen Nachbarn Deutschland aus über die Grenze zieht.

International sorgte die österreichische Pokerszene vor zehn Jahren für Aufsehen, als der Wahl-Wiener Pius Heinz im Alter von gerade einmal 22 Jahren als erster Deutscher in Las Vegas in den USA beim Main Event der World Series of Poker (WSOP) den Weltmeistertitel und einen mit 8,7 Millionen Dollar gefüllten Preistopf holte. Dem Studenten kam damals außer seinem unleugbaren Talent und seiner Disziplin beim Studieren des Kartenspiels zugute, dass seine Mitbewohner in der WG ebenfalls begeisterte Zocker waren.

Wie viele andere Profis auch hatte Heinz seine ersten Turniere online bestritten. Im Gegensatz zu Deutschland, wo Online-Casinos erst in diesem Sommer mit dem neuen Glücksspielländerstaatsvertrag legalisiert werden, sofern sie eine Zulassung aus Deutschland besitzen, sind Glücksspielwebseiten mit einer Lizenz aus einem EU-Land in Österreich längst erlaubt. Dementsprechend einfach ist es für österreichische Zocker, sich bei ein paar Händen zu entspannen oder es wie Pius Heinz online zum Pokerass zu bringen. Zudem gibt es im Land etliche renommierte Spielbanken für die Spieler, die den geselligen Teil und das stilvolle Flair nicht missen wollen.

Europaweit liegt der Anteil von Poker im Online-Glücksspielmarkt bei 16,7 Prozent – ein erklecklicher Anteil an dem milliardenschweren Kuchen. Dabei gilt Poker nur bedingt als Glücksspiel, weil Erfolg und Nichterfolg in erster Linie auf Mathematik, Psychologie und Nervenstärke basieren.

Etliche Profis verdanken ihre Siege dem gleichen Prinzip, nach dem Pius Heinz vorgegangen ist. Nicht zu Unrecht heißt es, dass Poker in wenigen Minuten erlernt werden kann, aber es ein Leben lang dauert, das Spiel zu beherrschen. Wer es auf Dauer zu etwas bringen will, tut gut daran, beim Zocken online jeden einzelnen Spielzug zu notieren und die so gewonnenen Daten anschließend zu analysieren. Dabei lässt sich zum einen ein Gefühl dafür entwickeln, welche Hände das im Spiel bleiben lohnen und wo folden angesagt ist. Zum anderen kann ein Zocker nur so feststellen, wo seine eigenen Stärken und Schwächen liegen und wie die Gegner psychologisch einzuschätzen sind. Mancher Spieler blufft aus Prinzip, andere sind übervorsichtig und lassen sich selbst bei guten Händen leicht zum Aussteigen bewegen.

Selbst wenn ein Riesentopf wie der von Pius Heinz die Ausnahme ist, gibt es außer ihm etliche andere Österreicher und Deutsche wie Hossein Ensan, die es dank Kartenspiel zu Reichtum gebracht haben.

An erster Stelle steht dabei der Grazer Matthias Eibinger. Seit seinem ersten Gewinn in Höhe von 1129 Dollar im Juni 2016 bei der World Series of Poker hatte er es binnen zwei Jahren zu seinem ersten Millionentopf gebracht. Danach musste er sich mehrere Monate wieder mit vier- bis fünfstelligen Gewinnen zufriedengeben, ehe er im Super-High-Roller-Event in Barcelona im August 2018 umgerechnet rund 880.000 Dollar gewann. Inzwischen hat er es auf Einnahmen von mehr als 10,3 Millionen Dollar gebracht. Damit steht er in der Rangliste der österreichischen Pokerprofis an erster Stelle, was das Geld angeht. International kommt er immerhin noch auf Rang 89.

An zweiter Stelle im österreichischen Ranking liegt der Wiener Thomas Mühlocker. Er hat es mit Online- und Live-Turnieren seit 2010 insgesamt auf Preisgeld in Höhe von etwas mehr als 7,5 Millionen Dollar gebracht. Wie viel Standvermögen zu einer Profikarriere gehört und wie schnell sich das Blatt wenden kann, zeigen die Unterschiede zwischen den 1,277 Millionen Dollar, die im November 2017 sein vierter Platz bei einem Event der WSOP in Rozvadov wert war, und den 524 Dollar, die er als 1252ter bei einem Online-Tunier der World Series of Poker im September 2020 kassiert hat.

Auf dem dritten Platz in Österreich liegt der Bregenzer Ivo Donev, der es seit dem Jahr 1999 insgesamt auf Preisgeld in Höhe von mehr als 2,3 Millionen Dollar gebracht hat.

So mancher Profi findet es schwierig, sich von dem schnellen Online-Spiel auf das im Verhältnis sehr viel langsamere Tisch-Spiel umzustellen, oder verliert wie Pius Heinz nach einer gewissen Zeit das Interesse am Profidasein, das sich nach dem weltweiten Turnierkalender richtet und kaum Spielraum für anderes lässt. Der Multimillionär, der jüngst ein Buch über seinen Weg zum Pokerweltmeister herausgebracht hat, war nach einigen Jahren mehr als zufrieden, nur noch zum Spaß zu den Karten zu greifen.

Foto: © Amanda Jones on Unsplash

Profi oder Amateur, erfahren oder Anfänger – für jeden Pokerspieler lautet prinzipiell, dass nur Geld eingesetzt werden sollte, auf das mühelos verzichtet werden kann. Das gilt nicht nur bei Turnieren mit einem hohen Buy-In als Voraussetzung für die Teilnahme, sondern auch für das Spiel an sich. Wer sich hinreißen lässt, nach ein paar erfolgreichen Händen von einem Tisch mit niedrigen Einsätzen zu einem Tisch zu wechseln, bei dem es um deutlich mehr Geld geht, läuft leicht Gefahr, mit leeren Taschen oder gar überzogenem Konto wieder aufzustehen.

Erfahrene Spieler wissen, dass sich das Glück nicht zwingen lässt und selbst der beste Zocker Tage oder Nächte hat, an denen nichts klappen will und es sich empfiehlt, Schluss zu machen oder am Live-Tisch die Spieler und deren Verhalten zu studieren. Wer hingegen versucht, durch höhere Einsätze und größere Risiken Verluste wettzumachen, wird auf Dauer auf der Verliererstraße enden.

Was Poker weltweit so beliebt hat, ist die Anforderung, selbst in kritischen Momenten kühlen Kopf zu bewahren. Die österreichische Zockerelite weiß, wie das funktioniert.

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