Mag. Dr. Christiane Körner, die Präsidentin des Vereins zur Förderung der Impfaufklärung zur Pneumokokken-Infektion: Vorbeugen statt Behandlung! Menschen mit Diabetes wird Impfung dringend empfohlen. Foto: VFI
Mag. Dr. Christiane Körner, die Präsidentin des Vereins zur Förderung der Impfaufklärung zur Pneumokokken-Infektion: Vorbeugen statt Behandlung! Menschen mit Diabetes wird Impfung dringend empfohlen. Foto: VFI

Fieber, Husten und Brustschmerzen: Das sind typische Symptome einer Lungenentzündung. Meist folgen Krankenstand und Antibiotikatherapie. Invasive Pneumokokken-Erkrankungen, bei denen die Erreger ins Blut übergehen, sind noch gefährlicher. 545 Fälle an invasiven Pneumokokken-Erkrankungen gab es 2017 in Österreich.

So viele wie noch nie. Die Konsequenzen für die Betroffenen sind meist Spitalsaufenthalt und manchmal sogar Lebensgefahr. Besonders für ältere Menschen und jene mit chronischen Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes ist dies besonders gefährlich. Vorbeugung ist möglich – durch eine Pneumokokken-Impfung.

Der Verein zur Förderung der Impfaufklärung (VFI) startet daher seine diesjährige Aufklärungskampagne, um über die Impfmöglichkeiten zu informieren.

Pneumokokken-Infektionen können grundsätzlich das ganze Jahr über auftreten. In den Herbst- und Wintermonaten ist die Gefahr allerdings besonders groß. Bereits ab September steigen die Fallzahlen an und erreichen meist nach dem Jahreswechsel ihren Höhepunkt.

Risikopatienten sollten sich keiner unnötigen Gefahr aussetzen
Jüngere Patienten ohne besondere medizinische Vorgeschichte, die eine Pneumokokken-Pneumonie (durch Pneumokokken ausgelöste Lungenentzündung) bekommen, werden meist vom Hausarzt mit Antibiotika behandelt und auch wieder vollständig gesund.“, erklärt Dr. Oskar Janata, Infektiologe und Hygienebeauftragter am Donauspital in Wien. Bei älteren Menschen oder jenen mit chronischen Erkrankungen sei dies nicht immer der Fall.  Risikofaktoren sind unter anderem Krebserkrankungen, Alkoholmissbrauch, chronische Lungenerkrankungen (COPD / Chronisch obstruktive Lungenerkrankung, Asthma), chronische Herzerkrankungen und Diabetes Mellitus. Für sie wird im Österreichischen Impfplan ausdrücklich eine Pneumokokken-Impfung empfohlen.

„Zu den gefährdeten Patientengruppen gehören aber auch Menschen in Pflegeheimen. Bei diesen kommen neben einem durchschnittlich sehr hohen Alter oft mangelnde Bewegung, Herzschwäche, verlangsamte Atmung oder Opioide als erschwerende Faktoren dazu. Meistens sind sie aber weder gegen Influenza noch gegen Pneumokokken geimpft.“, betont Allgemeinmediziner und Vizepräsident der Österreichischen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin Dr. Reinhold Glehr.

Eine Lungenentzündung wird in Europa außerhalb des Krankenhauses in über einem Drittel der Fälle durch Pneumokokken verursacht. Pneumonien können jedoch auch durch andere Erreger ausgelöst werden.

Schwächeres Immunsystem führt zu höherer Infektanfälligkeit bei Diabetes-Patienten
Ohnehin schon immunologisch geschwächt sind Menschen mit Diabetes. „Der chronisch erhöhte Blutzuckerspiegel führt zu einer Funktionsstörung der Immunzellen des spezifischen und des angeborenen Immunsystems, wodurch dieses insgesamt geschwächt wird.“, erläutert Dr. Helmut Brath von der Österreichischen Diabetes-Gesellschaft (ÖDG). Weitere erschwerende Faktoren sind die Schädigungen des Nervensystems und der Gefäße sowie die Besiedelung von Haut und Schleimhäuten mit Krankheitserregern. Die Folge: Die Infektanfälligkeit steigt. Brath: „Neben den Gefahren durch die Infektion selbst kann es bei Diabetes-Patienten auch indirekt zu schweren Konsequenzen wie Pneumonien oder anderen Infektionen kommen – in Form einer deutlichen Verschlechterung bis Entgleisung der Blutzuckerkontrolle.“ „Oft müssen Menschen mit Diabetes wegen einer Lungenentzündung sogar ins Spital, wo sie dann unter Berücksichtigung ihrer Diabetes-Medikation mit einer Antibiotika-Therapie behandelt werden müssen“, ergänzt Infektiologe Janata.

Diese unangenehme Erfahrung hat Fritz Tomaschek, seit über 20 Jahren insulinpflichtiger Diabetes-Patient, bereits gemacht. Außerdem kennt er die krankheitsbedingten Schwierigkeiten mit der Blutzuckereinstellung.  „Durch Fieber und Medikamente benötigt man mehr Insulin als sonst. Doch um wie viel, ist schwer einzuschätzen. Nur wer sich wirklich gut mit seiner Diabetes-Erkrankung auskennt, kann die Dosis selbst anpassen. Die meisten Menschen mit Diabetes können das meiner Erfahrung nach jedoch nicht. Sie müssen mit der Diagnose und der Behandlungsstrategie zum Diabetologen oder zumindest zum Hausarzt, um sich vorübergehend neu einstellen zu lassen, auch, um die Gefahr eines gefährlichen Unterzuckers zu vermeiden. Und das, obwohl sie gerade schwer krank sind.“

Behandlung möglich, Vorbeugung besser
Lungenentzündungen und andere durch Pneumokokken ausgelöste Infektionen sind meist gut mit Hilfe von Antibiotika therapierbar. Wegen steigender Resistenzen – also der Widerstandsfähigkeit der Erreger gegen einen Wirkstoff – kann man sich nicht immer auf Antibiotika verlassen.

Pneumokokken treten in unterschiedlichen Varianten (Serotypen) auf. Die derzeit verfügbaren Impfstoffe decken einen Großteil der 2017 in Österreich identifizierten Serotypen ab. Daher lässt sich das Risiko einer durch Pneumokokken ausgelösten Lungenentzündung durch eine vorbeugende Impfung deutlich verringern.

Impfmöglichkeiten zu wenig bekannt
„Viele chronisch kranke Menschen wissen zwar, dass sie eine erhöhte Infektanfälligkeit haben. Nicht allen ist jedoch bekannt, dass sie sich gegen Pneumokokken und damit gegen einen häufigen Auslöser von Lungenentzündungen und den invasiven Pneumokokken-Erkrankungen schützen können.“, bringt Allgemeinmediziner Glehr das Problem auf den Punkt. Gemeinsam appellieren die Experten daher an alle Kollegen, die Menschen mit Diabetes behandeln, diese auf die Schutzmöglichkeit durch die Impfung hinzuweisen und am besten auch gleich durchzuführen. Glehr: „Ein guter Anlass dafür sind Vorsorgeuntersuchungen. Im Rahmen dieser Untersuchung und des anschließenden Gespräches wird mit den Patienten ohnehin schon über mögliche Präventionsmaßnahmen gesprochen. Impfungen sind ein wichtiger Teil davon.“

Impfaktion ab 1. Oktober 2018
VFI-Präsidentin und Apothekerin Christiane Körner ruft auch die Patienten selbst auf, sich aktiv zu informieren und das Gespräch mit dem Arzt zu suchen. „Durch unsere Kampagne wollen wir die Menschen verstärkt auf das Thema aufmerksam machen. Auch die Apothekerinnen und Apotheker stehen allen, die genauere Informationen benötigen, gerne mit Rat und Tat zur Seite.“ Die heurige Impfaktion wird von den Landesgeschäftsstellen der österreichischen Apothekerkammer in Wien, Niederösterreich, Burgenland, Kärnten, Steiermark, Salzburg, Tirol und Vorarlberg organisiert. Die Pneumokokken-Impfstoffe sind von 1. Oktober 2018 bis 31. März 2019 in den Apotheken der teilnehmenden Bundesländer auf Rezept vergünstigt erhältlich.

Quelle: Fine Facts Health Communication

Noch mehr zum Thema Impfen und Vorbeugung lesen Sie bei uns bitte hier;
 
www.impfen-vfi.at

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