Seit Jahren wird mit Blick auf die österreichische Bundesliga nicht mehr nur über Fußball, sondern auch über den besonderen Modus der Liga diskutiert. Im Jahr 2018 sorgte eine Reform zum Playoff-System für viel Neues. Ziel war es, für mehr Spannung, Drama und somit auch Einschaltquoten zu sorgen. Nach ein paar Jahren lässt sich nun ein erstes Fazit ziehen: Sind Meister- und Abstiegskampf dank des neuen Playoff-Systems wirklich attraktiver geworden?
Playoff-Modus im Überblick: Aufbau, Regeln und Zielsetzung
Die österreichische Bundesliga besteht heute aus zwölf Vereinen. Nach 22 Spieltagen, an denen jeder gegen jeden spielt, wird das Feld getrennt: Während die besten sechs Vereine in die Meistergruppe einziehen, landet der Rest in der Qualifikationsgruppe. Dort geht es dann vor allem um den Klassenerhalt. Dazu kommt das sogenannte Europacup-Playoff: Wer sich in der Qualigruppe durchsetzt, kann so am Ende sogar noch einen internationalen Startplatz ergattern.
Doch in Stein gemeißelt ist der neue Modus nicht. Vielmehr kommt es etwa im kommenden Jahr zu einer von vielen Fans langersehnten Anpassung des Liga-Systems. Bisher wurden nach der Teilung der Liga in Meister- und Qualifikationsgruppe die Punkte halbiert. Dieses Detail störte nicht nur Fans, sondern auch viele sportliche Verantwortliche, die darin einen entscheidenden Eingriff in die Fairness des sportlichen Wettbewerbs sahen.
Auch mit dieser Anpassung verfolgt der Verband das grundsätzliche Ziel, den Wettbewerb spannender zu machen und zugleich wirtschaftlich aufzuwerten. Mehr faire und aufregende Spiele sollen die Bundesliga attraktiver gestalten und noch populärer machen. Davon profitieren wollen auch Sportwetten-Anbieter, die unter anderem auf zu finden sind. Doch gelingt es dem Playoff-Modus tatsächlich, den eigenen Ambitionen gerecht zu werden?
Warum wurde das Playoff-System überhaupt eingeführt?
Zur Beantwortung dieser Frage lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit. So gilt als ein entscheidender Auslöser für die Reform die jahrelange Dominanz von Red Bull Salzburg in der Liga. Die Roten Bullen produzierten Meistertitel fast schon am Fließband und so galt der Titelkampf jahrelang schon vor Saisonbeginn für entschieden.
Es musste also etwas passieren. Die Liga wollte mehr Unberechenbarkeit, mehr Nervenkitzel und vor allem mehr nationales wie internationales Interesse. Während die sportliche und finanzielle Ungleichheit zwischen den Vereinen nur äußerst schwierig und, wenn überhaupt, auch eher langfristig ausgeglichen werden kann, können Anpassungen des Liga-Formats schneller und einfacher für neue Spannung sorgen.
Kritik gab es natürlich von Beginn an. Puristen etwa hielten das neue Liga-System für eine Spielerei, die den sportlichen Wert verfälscht. Dementsprechend gab es bereits vor der Einführung zahlreiche Diskussionen rund um den neuen Modus.
Rückblick: Hat der Modus für mehr Spannung gesorgt?
Lange schien die Antwort auf diese Frage klar: Nein. So marschierte Salzburg trotz des neuen Modus weiter vorneweg und sammelte Meistertitel nach Meistertitel. Doch in im Jahr 2024 passierte dann das fast schon undenkbar gewordene: Nicht die Roten Bullen, sondern Sturm Graz holte das Double und verdrängte so den Serienmeister vom Thron. Zehn Jahre Dominanz waren damit beendet.
Es ist natürlich schwierig zu bewerten, welchen Anteil daran das Playoff-System hatte. Denn trotz der großen Hoffnung auf mehr Abwechslung im Titelkampf wechselten in den letzten beiden Jahren nur der vorherige Vizemeister und Meister die Platzierungen. Große Überraschungen gab es abseits davon eher selten. Trotzdem birgt der Ligaendspurt endlich wieder mehr Spannung und die Unantastbarkeit des Serienmeisters Salzburg ist gebrochen.
Unten in der Tabelle hat die Reform vielleicht noch mehr bewirkt. Die Qualifikationsgruppe wurde zu einer eigenen kleinen Liga voller Nervenspiele ums Überleben. Mannschaften, die in der ersten Saisonhälfte schon fast abgeschrieben waren, können so schnell wieder Hoffnung schöpfen. Nicht zuletzt gibt es noch die Europacup-Playoff-Runde. Nach der regulären Saison kämpfen hier Teams aus der Qualifikationsgruppe um einen internationalen Startplatz.
Das bringt neue Motivation ins Mittelfeld. Plötzlich lohnt es sich, auch in der Quali-Gruppe noch alles zu geben, wenn der Klassenerhalt bereits gesichert ist. Auf diese Weise bleibt bis zum Schluss vieles offen und nahezu kein Spiel ist bedeutungslos. So scheint der Modus sein Ziel zumindest teilweise erreicht zu haben – auch, wenn das System natürlich seine Tücken hat.
Erreichte Ziele & noch ungeklärte Herausforderungen
Der Playoff-Modus bringt also ohne Frage viele positive Aspekte in die Bundesliga ein. Für viele Fans gestaltet sich die Liga seit der Einführung des neuen Modus deutlich lebendiger. Meisterschaften werden später entschieden, Abstiegskämpfe bleiben länger offen und selbst die Vereine im Mittelfeld der Tabelle verfolgen bis zum Schluss lukrative Ziele.
Gleichzeitig hat sich an den finanziellen Machtverhältnissen natürlich eher wenig geändert. Die Top-Klubs rund um Red Bull Salzburg und Sturm Graz haben völlig andere Möglichkeiten als die Teams aus dem Tabellenkeller. So hat die Reform zwar erreicht, dass fast jede Partie zählt, doch echte Spannung kann wohl nur durch den Abbau der immer größer werdenden finanziellen Ungleichheit zwischen den Vereinen entstehen.
Die Frage bleibt: Ist das bisherige Liga-System also echte Spannung oder einfach cleveres Theater? Die Antwort darauf ist komplex. Doch solange Fans jubeln, zittern und fluchen, scheint das Konzept zumindest einigermaßen gut zu funktionieren.
Vergleich mit anderen Ligen in Europa
Mit der Reform zum Playoff-System hat sich die österreichische Bundesliga ein Stück weit von klassischen Ligen entfernt. So bleibt in den Top-Ligen Europas bisher alles beim Alten: Hier wird der Klub, der nach Hin- und Rückrunde oben steht, am Ende Meister. In kleineren Ligen, wie in Belgien oder der Schweiz, gibt es dagegen ähnliche Playoff-Strukturen.
In diesen Längern hat man also ebenfalls bereits Erfahrungen gesammelt, wie solche Systeme die eigene Liga beleben können – oder auch nicht. Österreich versucht aktuell, das eigene Liga-System schrittweise so anzupassen, dass daraus eine ideale Mischung aus Tradition und Innovation entsteht, die möglichst viele glücklich macht.
Ausblick: Wie geht es mit dem Modus der österreichischen Bundesliga weiter?
Die Entscheidung, die mit dem bisherigen Playoff-Modus einhergehende Punktehalbierung zur Saison 2026/27 abzuschaffen, ist mehr als eine Regeländerung. Sie ist ein Eingeständnis und ein Zeichen dafür, dass man aus Fehlern lernen möchte. So bleibt die Liga zwar zweigeteilt, doch der sportliche Wert des Grunddurchgangs soll wieder gestärkt werden.
Fest steht: Der österreichische Fußball hat sich durch die Reform neu erfunden. Noch ist es bei Weitem nicht perfekt, doch fehlenden Mut kann man den Verantwortlichen immerhin nicht vorwerfen, wenn es darum geht, die sportliche und finanzielle Attraktivität der Liga zu maximieren.
