Woran es letzten Endes lag, dass sich Peter Stöger am 31. Juli 2020 dazu bereit erklärte, neuerlich als Trainer des FK Austria Wien aufzutreten, ist einerlei – Fakt ist, dass er, der Erz-Violette aus Wien-Favoriten nun zum dritten Mal als Coach des Österreichischen Rekord-Titelträgers auftreten wird.
Vergessen ist dabei sein Abgang bei „Nacht und Nebel“ Anfang Juni 2013, als er zuvor in der Saison 2012/13 in eindrucksvoller Manier mit der Wiener Austria den 24. – und bisher letzten – Meistertitel als violetter Feldherr eingefahren hatte. War es der Frust nach dem verloren gegangenen Cupfinale gegen den Drittligisten FC Pasching und dem damit versäumten Double, oder aber die Chance, den dahinsiechenden 1. FC Köln aus der 2. Deutschen Bundesliga nach oben zu bringen, man wusste es nicht. Stöger entschied sich für die zweite Deutsche Spielklasse und gegen die Möglichkeit, sich mit der Austria für die Champions-League zu qualifizieren. Dies gelang nämlich seinem ersten Nachfolger Nenad Bjelica.
Bis auf Thorsten Fink, der die Austria zu alter Stärke zurückgeführt hatte, gelang es keinem seiner zahlreichen Nachfolger auf dem violetten Schleuderstuhl, in diesen sieben Jahren auch nur ansatzweise in seine Fußstapfen zu treten. Dies lag aber auch an den Granden der Austria, die geradezu prädestiniert sind, ihre Trainer als „Pferde mitten im Fluss zu wechseln, um sich dann zu wundern, nasse Füße zu bekommen.“
Erfolge prägten seinen Weg
Über den Spieler Peter Stöger hieß es einst, er sei zu feige, den Gang ins Ausland zu suchen. Er traue sich diesen Schritt einfach nicht zu. Was die Fußballfans allerdings in Österreich freute, weil er eben seiner Austria dadurch viele Jahre lang die Treue hielt, aber auch die anderen Verein, für die er aktiv war – FC Tirol, RAPID, LASK, etc. – kamen in die Gunst seines Spielstils. Als Trainer jedoch agierte Peter Stöger überaus erfolgreich, denn seine Jahre in Köln führten die „launische Diva vom Rhein“ nicht nur ins Oberhaus zurück, sondern nach dem Klassenerhalt auch direkt hinein in den Europapokal. Stöger ist heute jener Trainer des 1. FC Köln in der Geschichte der Deutschen Bundesliga seit 1963, der am längsten in Amt und Würden war.
Und auch als Coach beim FAK war er stets erfolgreich. Gemeinsam mit Frenkie Schinkels wurde die Austria 2005/06 Österreichischer Fußballmeister und Cupsieger und ebenso 2012/13 gelang Stöger erneut nach nur einer Trainer-Jahr-Tätigkeit der Meistertitel mit den Violetten. Dass sich die Fans im Austria-Lager nun freuen, dass es in dieser Tonart weitergehen könnte, ist nur allzu verständlich.
Englisches Vorbild mit „Stallgeruch“
Für 2020/21 ist es nun so, dass Peter Stöger zwei Positionen in einer verknüpft. Er ist Sport-Direktor und Trainer in Personalunion. Und, um bei einem Begriff des Deutschen Fußballs zu bleiben, er bringt bei der Austria den berühmten „Stallgeruch“ mit – jener Umstand, der gerade bei diesem Verein immens wichtig ist, um Erfolg zu haben. Er weiß – wie kaum ein Zweiter – wie dieser Verein funktioniert und wie man die Masse bei Laune hält. Es war somit für die derzeit ohnehin nicht auf Rosen gebettete Austria auch finanziell ein kluger Schachzug, den aktuellen Sport-Direktor mit einer zweiten, in diesem Falle Trainer-Tätigkeit, zu beauftragen.
Dazu General Manager Sport Peter Stöger: „Wir haben uns nach dem überraschenden Ausscheiden von Christian Ilzer und seinem Trainerteam in den letzten 14 Tagen intensiv den Kopf zerbrochen, haben viele lange und intensive Gespräche geführt und uns ist dann immer klarer geworden, wie komplex und schwierig die aktuelle Situation ist. Wir mussten bei unserer Entscheidung die Suche nach einem strategischen Partner, die aktuelle budgetäre Situation, das unsichere Umfeld durch COVID-19 und die Vereinsstruktur berücksichtigen. Deswegen habe ich mich entschieden, in dieser schwierigen Phase, diese Position für ein Jahr zu übernehmen.“
Und der Präsident Frank Hensel meint: „Ich bin froh, dass Peter Stöger als international erfahrener Trainer diese Funktion übernimmt und stehe mit voller Überzeugung hinter dieser Entscheidung und denke, dass diese Lösung mit Peter Stöger als sportlichen Leiter und Trainer die beste für den gesamten Verein ist.“
Vorstandsvorsitzender Markus Kraetschmer abschließend: „Wir haben zwei sehr intensive Wochen hinter uns, weil die Trainer-Frage für uns eine enorm wichtige Personalentscheidung ist. Ich bin überzeugt davon, dass Peter Stöger als Trainer und sportlicher Leiter nach englischem Modell eine sehr gute, wichtige und richtungsweisende Wahl ist.“
Übrigens – die Idee des Trainer-Managers in Österreich ist nicht neu. Hierzulande übte jahrelang Ferdinand Milanovich beim nicht mehr existenten SK VÖEST Linz diese Doppelfunktion aus – zuletzt 1986/87 – der genau genommen dreifach aktiv war: Neben dem Manager-Posten und dem Trainer-Job der Linzer Werkssportler war der „Milo aus Kaisermühlen“ auch noch jahrelang Leiter des Post-Service-Center der VÖEST-ALPINE / Werk Linz.
Quelle: oepb
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