Ove Flindt-Bjerg vor der Saison 1981/82 im Dress des SK VÖEST Linz. Foto: © oepb

Wenn man die 50-jährige Geschichte der Österreichischen Fußball-Bundesliga so betrachtet, muss man feststellen, dass darunter nicht nur viele heimische Talente, die später teilweise zu großartigen Fußballern mit Weltkarrieren avancierten, dabei waren, sondern auch eine Vielzahl an Legionären, an die man sich heute meist mehr schlecht als recht erinnert. Es gab überdurchschnittlich gute fußballerische „Gastarbeiter“ in Österreich, aber auch eine große Zahl an Nieten und Erfolglosen. Einer, der den älteren Fußballanhängern bis heute positiv im Gedächtnis haften geblieben ist und an den man sich sehr gerne zurückerinnert, ist der Däne Ove Flindt, dem wir heute und hier unsere nostalgische Fußball-Bundesliga-Geschichte widmen möchten.

Flindt nach der Mutter und Bjerg nach dem Vater

Ove Flindt-Bjerg kam am 21. Juli 1948 in Aalborg in Dänemark zur Welt. Das oepb entbietet an dieser Stelle die allerherzlichsten Glückwünsche zum 75. Geburtstag! Flindt, der sehr bald schon seinem Heimatverein Aalborg Boldspilklub beitrat, erlernte den Beruf eines Elektrikers. Dennoch war der Drang zum Fußballsport größer und er wurde Profi. Mit knapp 23 Jahren erfolgte der Gang nach Österreich und da ins geheiligte Land Tirol.

Spuren in Österreich und in Deutschland

Ove Flindt traf mit Aalborg BK im Juli 1970 im Intertoto-Bewerb auf die WSG Wattens. Es gefiel ihm in Tirol dermaßen gut, dass es zu ernsthaften Vertragsgesprächen kam. Ein Jahr später, Wacker Innsbruck und die WSG Wattens fusionierten im Juni 1971 zur Spielgemeinschaft Wattens Wacker Innsbruck, wurde Ove Flindt von den Tirolern fix verpflichtet. Und der technisch versierte Blonde, den sein Torhüter Friedl Koncilia

sogleich zum „Wikinger“ ernannte, schlug voll ein. Es folgten 1971/72, 1972/73 und 1974/75 drei gewonnene Meisterschaften mit den Tirolern, ein Vizemeistertitel 1973/74, sowie ein zweiter Platz in der Herbstwertung 1975 und darüber hinaus zwei Cupsiege 1972/73 und 1974/75, ehe Ove Flindt nach 142 Meisterschaftsspielen, 51 Toren und einem Platzverweis im Dress von SWW Innsbruck im Dezember 1975 seine Zelte in Österreich abbrach, um nach Deutschland zum Karlsruher SC zu wechseln. Dort sollte er, gemäß eigener Aussage, wie eine Maschine behandelt werden, im Gegensatz zur „menschlichen Seite“ in Österreich. Mit dem KSC ging es zwar nach eineinhalb Jahren in die 2. Bundesliga, Flindt stellte aber als Stürmer seinen Mann und traf in 41 Bundesligaspielen für die Badener achtmal ins Schwarze. Nachdem aus dem angepeilten Aufstieg des KSC 1977/78 nichts wurde – es sprang lediglich der siebte Tabellenplatz heraus – wechselte Ove Flindt im Sommer 1978 zurück nach Dänemark, um dort, gemäß eigener Aussage, auch eine schwerwiegende Verletzung auskurieren zu können. Die deutsche Journaille wiederum stempelte ihn bereits vorzeitig zum Sportinvaliden ab und man riet dem KSC, sich nach einem geeigneten Ersatz für Flindt umzusehen.

Ove Flindt-Bjerg im Jahre 1980 im Kreise seiner Familie mit Gattin Lisbeth und den Kindern Christina und Christian. Foto: © oepb

Von Dänemark nach Kalifornien und zurück

Ove Flindt, der es in Summe auch auf über 20 Länderspiele für die dänische Fußball-Nationalmannschaft gebracht hatte, kam wieder zu Kräften und wagte 1979 für einige Monate den Sprung über den großen Teich nach Kalifornien zu San José Earthquakes in die Major League Soccer. „Es war eine sehr schöne Zeit für mich in den Staaten. Ich durfte dort viel erleben und sehen. Dennoch bewogen mich familiäre Gründe, wieder nach Europa zurückzukehren.“, so Ove Flindt in seiner Erinnerung an diese Zeit. Und da trudelte erneut ein Angebot aus Österreich ein, wenngleich der Transfer an einem diensthabenden Wachorgan beinahe gescheitert wäre.

Ove Flindt-Bjerg (rechts, SK VÖEST Linz) im Laufduell mit Gerald Piesinger vom LASK. Im Hintergrund Schiedsrichter Franz Wöhrer (links) sowie Walter Koch (LASK). Das Match am 7. März 1981 endete wie dieser Zweikampf mit einem 1 : 1-Remis. Foto: © oepb

Aufnahmestopp und keine Fremdarbeiter

Bekanntlich werden knapp vor Transferschluss gerne noch die einen oder anderen Übertritte getätigt. Dabei ist es manchmal nicht mehr nur „5 vor 12“, sondern beinahe schon „halb Eins“. Am Dienstag, 15. Jänner 1980 scheiterte ein fix geplanter und perfekt eingefädelter Winter-Transfer beinahe an der Übereifrigkeit eines „geschulten Auges in Uniform“. Und das kam so: Fußball-Manager Dr. Othmar Bruckmüller stand mit seinem Schützling Ove Flindt vor den Toren der Werkseinfahrt zur VOEST – ALPINE in Linz. Das dort seinen Dienst versehende Wachorgan des Werksschutzes verwehrte dem blond gelockten Flindt den Zutritt in die VOEST / Werk Linz mit den Worten: „Es tuat ma lad, oba wia hob´n an Aufnahmestopp. Und Fremdarbeiter nehma sowieso net!“ Was tun also, da die Zeit mehr als nur drängte? Othmar Bruckmüller schaltete sofort, lief im Bereich des Chemie-Knotens zur damals dort noch ansässigen Shell-Tankstelle und rief im Sportreferat des SK VÖEST an. Obmann Hans Rinner

und sein Trainer Günter Praschak saßen bereits – im wahrsten Sinne des Wortes – auf glühenden „VOEST“-Kohlen und harrten der Dinge. Von diesem Missgeschick erfahrend, sausten die beiden sofort zum Werksposten. Als dem übereifrigen Wachorgan dort vermittelt werden konnte, dass es sich beim Dänen Ove Flindt um eine fußballerische Neu-Verpflichtung für den SK VÖEST Linz handeln würde, öffnete sich doch noch der Werks-Schranken. Management, sportliche Leitung und Spieler einigten sich rasch und noch ehe die frisch getätigte Unterschrift von Ove Flindt am Spielervertrag trocken war, wurde dieser bereits nach Wien ins Haus des Fußballs in die Mariahilferstr. 99 zum ÖFB gekabelt. Handys, Internet und Fax gab es Anno 1980 naturgemäß noch nicht. Flindt kam vorerst leihweise, entsprach den sportlichen Erwartungen und wurde im Sommer 1980 vom SK VÖEST fix erworben. Bis 1982 blieb er Werkssportler. Und der Beamte, der Flindt bei der Werkseinfahrt – noch – nicht kannte, holte sich nach der sportlichen Aufklärung auch sogleich sein Spieler-Autogramm. Ende gut, alles gut, denn mit Flindt erreichte die SK VÖEST-Mannschaft nach einem sportlich mittelmäßigen Herbst 1979 noch die Vize-Meisterschaft 1979/80.

Wenn zwei Spielgestalter ausfallen, kann das eine eingespielte Mannschaft schon aus der Bahn werfen. Willi Kreuz (links) und Ove Flindt-Bjerg, beide in Gips und auf Krücken. So passiert im September 1980. Der Spaßvogel rechts im Bild ist der ehemalige SK VÖEST-Fußballer Wilfried Ortner. Foto: © oepb

Verletzungspech im VÖEST-Hemd

Der SK VÖEST Linz wollte im Sommer 1980 mit Willi Kreuz und Ove Flindt nach den Sternen greifen. Gekommen ist es anders. Beide Regisseure verletzten sich im September schwer und fielen für lange Zeit aus. Und während sich beide mühsam wieder zurückkämpften, rutsche das Team in der Tabelle immer weiter nach unten. Erst im Frühjahr 1981, dank tatkräftiger Mithilfe von Ove Flindt und Willi Kreuz, konnte noch eine Siegesserie gestartet werden, anhand dieser man die neuerliche Teilnahme am UEFA-Cup nur knapp verfehlte. Im Sommer 1982 war für Ove Flindt dann endgültig Schluss mit dem Fußballsport in Österreich. Er wäre gerne noch geblieben, doch die Mannschaft wurde verjüngt und man legte in Linz auf die Dienste des 34-jährigen keinen allzu großen Wert mehr. Flindt wechselte einmal mehr nach Dänemark zurück und beendete bei Aalborg BK im Sommer 1987 seine aktive Laufbahn.

Vom Trainer zum Scout

Flindt kam viele Jahre später mit den blau-weißen Linzern als Trainer noch einmal in Kontakt. Jürgen Werner, der Verein hieß nunmehr FC Linz, einst sein Mitspieler und als größtes Talent im Klub geltender Kollege, managte den Verein und wollte Flindt im November 1996 als Trainer verpflichtet. Geworden ist aus dem deal nichts, man entschied sich für die „günstigere Variante“ mit Willi Ruttensteiner als Coach. Nach einigen Trainerstationen ist Ove Flindt-Bjerg nun seit gut 15 Jahren für den VfL Borussia Mönchengladbach als Talentescout aktiv. Jener Verein also, der ihn mit seinem damaligen Manager Helmut Grashoff bereits in den 1970er Jahren verpflichten wollte. Aus dem Kauf wurde damals jedoch nichts, weil kein Legionärsplatz frei wurde.

Man trifft sich im Leben immer zweimal. FC Linz Manager Jürgen Werner (links), zwischen 1980 und 1982 Mitspieler von Ove Flindt-Bjerg, wollte seinen ehemaligen Kollegen im November 1996 als Trainer verpflichten. Aus dem Schachzug wurde jedoch nichts. Foto: © oepb

Fußballerischer Fußabdruck in Österreich

Der Däne Ove Flindt-Bjerg absolvierte in Österreichs höchster Spielklasse 221 Spiele mit 60 Toren. Er war stets bereit, für sein Team alles zu geben, legte seine technisch versierte Spielweise auch darauf aus und galt in Anhänger- und Fankreisen als Publikumsliebling, wenngleich er selbst nie laut war. Genau das zeichnete ihn aus. Und seine freundschaftlichen Kontakte nach Österreich rissen auch nicht ab, bis heute.

oepb.at – In eigener Sache

Wenn die Österreichische Fußball-Bundesliga die Saison 2023/24 als 50-jährige Jubiläumssaison ausruft, dann darf dabei nicht vergessen werden, dass in Österreich seit 1911/12 regelmäßig Meisterschaft gespielt wird und es seit 1949/50 eine Gesamt-Österreichische Fußballmeisterschaft gibt. Wir werden hier in regelmäßiger Unregelmäßigkeit an Protagonisten der österreichischen Fußball-Landschaft erinnern, abseits der allseits bekannten Spieler-Größen. An Fußballer, die heute teilweise leider bereits vergessen sind, die aber dennoch der Liga und den Vereinen, für die sie aktiv waren, ihren Stempel aufgedrückt haben.

Quelle: Redaktion www.oepb.at

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