
Wenn Teamchef Marcel Koller mit der ÖFB-Auswahl am kommenden Mittwoch, 14. November 2012 in Linz im Rahmen eines freundschaftlichen Länderkampfes gegen die Elfenbeinküste antritt, dann dient dies nicht nur der offiziellen Neu-Eröffnung nach den Adaptierungsarbeiten des Linzer Stadions auf der Gugl, sondern gleichzeitig auch dem Andenken an Ernst Happel, der an diesem Datum vor 20 Jahren verstorben war.
Die Österreichische Nationalmannschaft kann sich vor einem bereits ausverkauften Haus anhand eines erfolgreich verlaufenen Kalenderjahres in die Winterpause verabschieden.
Und – die oberösterreichische Landeshauptstadt Linz ist stolz, nach 15 Jahren wieder ein Länderspiel auf der Gugl austragen zu können. Linz war überhaupt stets ein guter Boden für die Österreichische Auswahl und ein Blick in die Geschichte bestätigt dies:

Am 1. Mai 1968 trat die Nationalelf erstmals in Linz an. Anhand eines Freundschaftsspieles gegen Rumänien gab es vor 32.000 Besuchern ein 1 : 1 (Pausenstand: 0 : 1), wobei August Starek und Josef Hickersberger zu ihrem Team-Debüt kamen. Für Österreich traf der Innsbrucker Helmut Silber.
In diesen Jahren war der Linzer ASK in Österreich eine sehr gute Adresse. Drei Jahre zuvor holte man als erster Nicht-Wiener-Verein das Double, also die Meisterschaft und den Cup-Sieg, in die OÖ-Landeshauptstadt.
Linz war heiß auf die Nationalelf und das Stadion restlos überfüllt.
Einige Jahre zuvor, am 31. März 1962, passierte der absolute Gugl-Rekord, denn anhand der Bundesliga-Begegnung zwischen dem LASK und dem Wiener Sportclub passierten offiziell 33.000 Zuschauer die Drehkreuze an der Ziegelei- und Roseggerstraße.

Zeitzeugen berichteten, dass die Dunkelziffer höher gewesen sein musste, denn die Menschtrauben hingen in den Bäumen oder standen und saßen auf der Stadionumdachung. Man war demnach gespannt auf das Team und der ÖFB entschied sich, erstmals mit einem Länderspiel in die Bundesländer zu gehen.
Dem Slogan „In Linz beginnt´s“ wurde man damals absolut gerecht. Erst später folgten weitere ÖFB-Auftritte in Graz, Salzburg und Innsbruck. Klagenfurt kam erst anhand des Baus der EM-Arena für 2008 hinzu. In dieser Tonart ging es in Linz aber weiter.
Am 10. Oktober 1971 gewann die Nationalelf im Rahmen der EM-Qualifikation für 1972 in Linz gegen Irland mit 6 : 0 (Pausenstand: 3 : 0). Vor 20.000 Zuschauern scorten zweimal Kurt Jara, Hans Pirkner und dreimal Thomas Parits. Diesmal feierte Torhüter Adolf Antrich in Linz sein Team-Debüt.

Die Schweiz war im Rahmen eines Freundschaftsspieles am 22. September 1976 in Linz zu Gast. Österreich gewann mit 3 : 1 (Pausenstand: 0 : 0).
Herbert Oberhofer kam erstmals zu Team-Ehren. ÖFB-Pressechef Ludwig Stecewicz (†) meinte vor dem Spiel, mit 15.000 Besuchern zufrieden zu sein. Alleine im Vorverkauf gingen über 16.000 Karten weg.
Beim Anstoss war die Gugl mit beinahe 21.000 Besuchern fast ausverkauft. Viele Anrainer riefen empört nach der Polizei, da zahlreiche Stadion-Pilger durch die Gärten turnten, um sich somit Zutritt in die damals noch sehr weitläufig wirkende Beton-Schüssel zu verschaffen.

Die Begeisterung war dermaßen groß, dass Leuchtraketen in den Nachthimmel geschossen wurden und drei leere Bierflaschen auf der Laufbahn im Stadioninnenraum gelandet sind – Gott Lob ohne Konsequenzen für die Austragung des Spiels.
Hans Krankl, LASK-Lokalmatador Helmut Köglberger und Willi Kreuz waren Österreichs Torschützen. Die ORF strahlte seinerzeit übrigens keine Direktübertragung aus Linz aus, man nahm die fehlende Farbtüchtigkeit der Flutlichtanlage zum Anlass dazu.
Es folgte ein Team-Probespiel gegen Eintracht Frankfurt. Am 25. Mai 1978 gewann die ÖFB-Auswahl unmittelbar vor der Abreise zur Fußball-Weltmeisterschaft nach Argentinien gegen die Hessen mit 2 : 0 (Pausenstand: 1 : 0) 17.000 begeisterte Besucher bejubelten Treffer von Willi Kreuz und Herbert Prohaska. Die SK VÖEST Linz-Spieler Erwin Fuchsbichler und Gerhard Breitenberger kamen spielerisch zum Zug und standen gleichzeitig im Aufgebot für Südamerika.
Am 17. Juni 1981 war Finnland im Zuge der WM-Qualifikation für 1982 zu Gast in Linz. Diesmal bevölkerten 26.000 lautstarke stadion-Pilger die Linzer Gugl und bejubelten einen 5 : 1-Erfolg (Pausenstand: 2 : 0).
Es trafen zweimal Herbert Prohaska (zum 1 : 0 mit einem sehenswerten Seitfallzieher), Hans Krankl, Kurt Welzl und Gernot Jurtin (†) für Österreich.

Willi Kreuz, zu dieser Zeit Publikumsliebling beim SK VÖEST Linz, absolvierte sein 56. und gleichzeitig letztes Länderspiel für Österreich. Mit Dieter Mirnegg stand ein weiterer Ex-SK VÖEST-Spieler im ÖFB-Aufgebot.
Das Linzer Stadion unterzog sich ab 1984 einer kompletten Frischzellenkur. Da weder der LASK noch der SK VÖEST, die sich damals Woche für Woche das Stadion teilten, eine geeignete Ausweichmöglichkeit fanden, geschah dies alles während des laufenden Spielbetriebs. Die alte Aschenbahn wurde gegen eine moderne athletikgerechte Laufbahn getauscht, die beiden Tore samt Rasen wurden erneuert.
Die sichtbehindernden Stützpfeiler auf der Sitzplatztribüne wurden um zwei Drittel zurückversetzt und die alte Eterna-Stadionuhr wurde durch eine moderne und zeitgemäße Anzeigentafel ersetzt. Am 16. Oktober 1985 wurde des Stadion im Rahmen eines Freundschaftsspieles gegen Jugoslawien neuerlich eingeweiht.

ÖFB-Präsident Beppo Mauhart schrieb unter anderem im Vorwort des Match-Programms: „In Linz beginnt´s. Ein Satz, der sehr treffend die dieser Stadt innewohnende Dynamik und Aufgeschlossenheit charakterisiert. In Linz beginnt´s aber auch für den österreichischen Fußball.
Unsere Nationalmannschaft steht vor einem Neubeginn. Obwohl es nicht leicht sein wird, den Weg zurück zur Europaspitze zu finden, bin ich zuversichtlich, dass mit diesem Länderspiel ein guter Start gelingen wird. Einmal mehr, weil das großzügig renovierte Linzer Stadion eine prachtvolle Kulisse abgibt und hier ein phantastisches Publikum existiert, und zum anderen, weil unser Team in bisher vier Spielen auf der Gugl noch nie besiegt werden konnte …“

Nun, gegen bärenstarke Jugoslawen hatte Österreich nicht den Funken einer Chance und verlor sang- und klanglos mit 0 : 3 (Pausenstand: 0 : 2) Die Kuriosität am Rande des Spiels vor 15.000 Besuchern war, dass mit Marko Elsner just der Sohn des damaligen ÖFB-Teamchefs Branko Elsner quasi gegen seinen Vater spielte. Michael Konsel, Gerhard Rodax und Manfred Linzmaier trugen damals erstmals den ÖFB-Adler auf der Brust.
Als lokaler Held hätte LASK-Keeper Klaus Lindenberger agieren sollen, dieser musste jedoch verletzungsbedingt passen. In späterer Folge brachte er es auf 41 Länderspiele. Und, im Gästesektor beobachteten zwei SK VÖEST-Legionäre, nämlich Frane Poparic und Milomir Odovic, das Geschehen ihrer Landsleute. Aus Respekt zu ihrem österreichischen Arbeitgeber wurden die Treffer jedoch nicht bejubelt.

Am 31. August 1988 kam es zum freundschaftlichen Aufeinandertreffen mit dem Erzfeind Ungarn. Ein Länderspiel, das in früheren Jahren wohl nie ausserhalb von Wien ausgetragen worden wäre, da in der Bundeshauptstadt gegen das Kronland oftmals ein volles Haus garantiert war. Die Begegnung endete vor 12.000 Stadion-Pilgern mit 0 : 0.
Und auch hier gibt es eine Anekdote. Zahlreiche Besucher forderten in lautstarken Sprechchören vehement den Steyrer Publikumsliebling Daniel Madlener. Teamchef Josef Hickersberger brachte den Vorarlberger jedoch erst ab der 85. Minute.
Kurz zuvor wurde Toni Polster nach einem Foul an sich selbst im Strafraum im Zuge der Ausübung des Elfmeters dermaßen gnadenlos ausgepfiffen, so dass der Schütze ganz aus dem Häuschen das Leder nur an die linke Torstange knallte.
Warum Linz damals Toni Polster und dem Nationalteam samt Debütanten Gerald Glatzmayer (†) derartig feindselig gegenüber stand, konnte nicht festgestellt werden.
Vier Jahre später stieg erneut ein freundschaftlicher Länderkampf. Am 2. September 1992 gastierte Portugal auf der Gugl. Roman Mählich feierte sein Team-Debüt.

Der von einem Krebsleiden bereits gezeichnete Teamchef Ernst Happel (†) genoss das Linzer Gastspiel sichtlich, gab geduldig Interviews, erfüllte jedweden Autogramwunsch und setzte auf den damaligen LASK-Stürmer Andreas Ogris von Beginn an als Team-Kapitän.
Die Begegnung endete freundschaftlich 1 : 1 (Pausenstand: 1 : 0) Toni Polster wurde diesmal anhand seines Treffers überschwänglich bejubelt..
Und ÖFB-General Alfred „Gigi“ Ludwig meinte vor dem Spiel: „Wenn wir 21.000 zahlende Zuschauer haben, gebe ich ein Fest.“ Aus Sicherheitsgründen wurden so viele Karten aufgelegt, geworden sind es letztendlich 14.000 Besucher.

Wiederum zwei Jahre später gastierte erneut Ungarn in Linz. Man trennte sich am 23. März 1994 vor 15.000 Zuschauern von den Magyaren neuerlich Remis, diesmal mit 1 : 1 (Pausenstand: 0 : 0) Heimo Pfeifenberger war Österreichs Torschütze gewesen.
Da das Spiel von LASK-Präsident Otto Jungbauer unterstützt wurde, zog dieser Umstand einen Stimmungsboykott der SK VÖEST/FC Linz-Fans nach sich.
Darüber hinaus gab es gleich vier Rote Karten zu bestaunen. Ein Freundschaftsspiel sieht wahrlich anders aus.
Der bisherige Kreis schloss sich am 18. März 1997. Österreich traf im Zuge eines neuerlichen Freundschaftsspieles und dem ersten Länderkampf überhaupt in der Geschichte auf Slowenien. Was folgte war jedoch ein schlechtes Spiel.

Bei nasskaltem Regenwetter verlor die österreichische Auswahl völlig verdient mit 0 : 2 (Pausenstand: 0 : 0) Goran Kartalija kam als LASK-Spieler zum Einsatz..

Man darf also gespannt sein, ob das ÖFB-Gastspiel nach 15 Jahren in Linz eine Eintagsfliege bleiben wird, oder ob der Doppelpass zwischen der Linzer Gugl und der Österreichischen Nationalmannschaft erneut gekonnt gespielt wird …
Siehe dazu bitte auch dieses posting:
Quelle: oepb..nnnnnn