Crowdfunding Aktion: Über die Schulter geblickt. Mit größter Sorgfalt werden die kunstvollen Werke gereinigt, stabilisiert und konserviert. Foto: © Österreichische Nationalbibliothek

Die Österreichische Nationalbibliothek / kurz ÖNB ermöglicht die Restaurierung großformatiger Bildbände, des sogenannten Sub tabula Bestandes, über eine neu ins Leben gerufene Crowdfunding Kampagne. Bei diesen besonderen Werken handelt es sich um rund 260 großformatige Bände, vorwiegend aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die durch ihre exponierte Lage über Jahrhunderte in Mitleidenschaft gezogen wurden. Durch die Aktion soll vor allem die Versorgung, Restaurierung und langfristige Erhaltung der Werke finanziert werden. Sie sollen künftig nach abgeschlossener Restaurierung in säurefreien Umschlägen und in einem geeigneten Depot verwahrt werden. Zudem werden die Werke digitalisiert und über den Katalog zugänglich gemacht.

Die Crowdfunding Aktion läuft einmalig von 13. Oktober bis 18. November 2021.

Mitmachen kann man unkompliziert über die Website.

Neben dem guten Gewissen, ein Stück gemeinsames Kulturerbe zu sichern, erwarten UnterstützerInnen zum Dank viele attraktive Belohnungen wie Geschenkkarten-Sondereditionen oder exklusive Spezialführungen wie „Vom Keller bis zum Dach“ und durch die unterirdischen Gänge der Bibliothek, Blicke hinter die Restaurierungskulissen, spektakuläre Perspektiven auf das Kuppelfresko des Prunksaals mit dem Besuch der Galerie und vieles Interessantes mehr. Unterstützt wird die Kampagne durch Videos, die Einblicke in den Bestand und die Restaurierungsarbeiten geben, auf den Social Media-Kanälen der Österreichischen Nationalbibliothek.

Der Name Sub tabula („Unter dem Tisch“), leitet sich von der Verwahrung der Bände ab: Über die gesamte Länge des Prunksaals der Österreichischen Nationalbibliothek stehen links und rechts imposante Tische, die früher zum Lesen der großformatigen Bände dienten und auf denen heute die Barockvitrinen platziert sind. In den Fächern dieser Tische wurden die Werke bis 2020 verwahrt. Der Bestand umfasst Formate bis zu 109 x 79 cm welche vielfach reich illustriert, selten und wertvoll sind.

Ehemalige Verwahrung des Sub tabula Bestandes in den Tischkästen des Prunksaals. Foto: © Österreichische Nationalbibliothek

Das Themenspektrum der Bände ist breit gefächert. Naturwissenschaftliche, kunsthistorische, genealogische, sprachwissenschaftliche und militär-historische Bücher sind ebenso vertreten wie kartografische Werke, ein Erste-Hilfe-Leitfaden, die sehr seltene Folge von Farblithografien zur Entwicklung der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn oder der 1814 in St. Petersburg gedruckte Bildband der ersten russischen Weltumsegelung mit über 100 Stichen von Landschaften und indigenen BewohnerInnen der Erde, Landkarten und Panoramen.

Unter den botanischen Werken finden sich besonders schön illustrierte Bände, wie ein Buch über die Orchideen Zentralamerikas des britischen Botanikers James Bateman (1811–1897), einem Pionier der Orchideenzucht – oder ein ungewöhnliches Werk mit eindrucksvollen Abbildungen von Meeresalgen des russischen Naturforschers und Künstlers Alexander Postels (1801–1871). Herausragend sind die Publikationen zu kunsthistorischen Themen mit Schwerpunkt Architektur, darunter aufwendig gestaltete Bücher von Francesco Piranesi und Karl Friedrich Schinkel.

Schloss Orianda in der Vision des Architekten Karl Friedrich Schinkel: Werke der höheren Baukunst, für die Ausführung erfunden und dargestellt von C.F. Schinkel. Potsdam: Riegel, 1840 – 1848. Foto: © Österreichische Nationalbibliothek

Da die Tischkästen an zwei Seiten offen sind, konnte sich immer wieder Staub auf den Büchern ablagern und in die Buchblöcke eindringen. Aufgrund der überdimensionalen Formate war auch das Ausheben und die Manipulation der Bände besonders erschwert. Dadurch kam es über die Jahrhunderte zu mechanischen Schäden, wie Abrieb der Bezugsmaterialien, losen Einbandteilen oder eingerissenen Seiten.

Nach erfolgter Restaurierung sollen die Werke zudem digitalisiert, über den Katalog der Österreichischen Nationalbibliothek weltweit verfügbar gemacht und so die Sichtbarkeit deutlich erhöht werden. Damit setzt die Österreichische Nationalbibliothek bereits jetzt zwei der Leitlinien aus der kürzlich präsentierten Vision 2035 um: Neue Zugänge zu den vielfältigen Sammlungen und neue Möglichkeiten für die Forschung zu schaffen.

Quelle: Österreichische Nationalbibliothek

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