Adolf Hitler erreichte am 15. März 1938 den Wiener Heldenplatz, wo er von Tausenden begeisterten Österreicherinnen und Österreichern empfangen und bejubelt wird. Hier vollzog er die Eingliederung des damaligen österreichischen Ständestaates in das Großdeutsche Reich. Neben dem stehenden Hitler im Mercedes sitzend der spätere Bundeskanzler Dr. Arthur Seyss-Inquart. Foto: © ÖNB

Mit den zündenden Worten „Hiermit verkünde ich vor der Geschichte den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich!“ lobpreiste der deutsche Reichskanzler und gebürtige Oberösterreicher aus Braunau am Inn Adolf Hitler am 15. März 1938 lautstark vom Balkon der Hofburg in Wien am Heldenplatz vor 250.000 Menschen den so genannten politischen „Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland“. Der Staat Österreich hatte somit aufgehört zu existieren und der damals für viele Österreicherinnen und Österreicher noch nicht ersichtlich gewesene Anfang vom bitteren Ende nahm von da an unmissverständlich seinen Lauf.

Der Weg über den Anschluss …

Adolf Hitler kam am 30. Jänner 1933 in Berlin als Reichskanzler an die Macht. Von da an wurde in Deutschland alles umgekrempelt, neu bewertet und im Grunde genommen blieb kein Stein auf dem anderen. Die NS-Maschinerie begann unweigerlich ihren Lauf und das Deutsche Reich sollte wachsen und sich nach Osten hin erweitern. Adolf Hitler unterstrich in seinem schriftstellerischen Werk „Mein Kampf“, dass er für sein Großdeutsches Reich viele Punkte auf der Europa-Karte für sich zu beanspruchen gedenke.

13. März 1938: Kalendereintrag Hilde Spiels notiert im Londoner Exil. Foto: © ÖNB

Die Stimmung im Deutschen Land schien geradewegs perfekt dazu. Es herrschte große Arbeitslosigkeit und Hunger, die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre trieb ihr Unwesen und viele Väter wussten nicht, wie sie ihre Familien ernähren sollten. Als gemeinsamen Feind sah man den Kommunismus und das wirtschaftlich gut betuchte Judentum an. Ähnliche wirtschaftliche Zustände herrschten auch in Österreich und es regierte neben der Arbeitslosigkeit auch die Hoffnungslosigkeit zahlreicher „Ausgesteuerter“, also Mitbürgerinnen und Mitbürger, die ohne jedwede Unterstützungsleistung vom Staate ihr Dasein fristen mussten. Täglicher Diebstahl, nur um über die Runden zu kommen, stand an der Tagesordnung.

Die einstige „k.u.k-Doppelmonarchie Österreich-Ungarn“ war mit dem Ausbruch des „Großen Krieges“ von 1914 zur Geschichte geworden und der vormals große und mächtige Vielvölkerstaat im Herzen Europas gelegen schrumpfte mit dem Staatsvertrag von Saint-Germain-en-Laye vom 10. September 1919 auf einen Kleinstaat, den Österreich unter der Bezeichnung Republik Deutschösterreich eben in jenen Tagen werden ließ.

„Der Rest ist Österreich!“ ist nicht nur der Ausspruch, den man dem französischen Ministerpräsidenten Georges Clemenceau zuschreibt, sondern auch die deprimierende Erkenntnis der Bevölkerung in Rot-Weiß-Rot. Was als Republik weiter existieren sollte, war nur mehr der deutsch-sprachige Teil des einstigen Großreiches. Die innenpolitische Unsicherheit gepaart mit der wirtschaftlich schlechten Lage, die zum größten Teil durch die Gebietsverluste gegeben war, führte zu einer Radikalisierung des politischen Lebens. Ab 1925 kam es immer wieder zu blutigen Zusammenstößen zwischen dem sozialistischen Republikanischen Schutzbund und den nach italienisch-faschistischem Vorbild aufgebauten Heimwehren.

Der Wahlsieg der österreichischen Nationalsozialisten von 1932 bei den Landtags- und Gemeinderatswahlen und die Regierungsbildung durch den Christlichsozialen Engelbert Dollfuß beschleunigten das Ende dieser Demokratie. Engelbert Dollfuß schaltete den Nationalrat aus und zimmerte ein autoritäres Regime. Der Republikanische Schutzbund, die KPÖ und die österreichischen Nationalsozialisten wurden verboten, an Stelle politischer Parteien wurde die Vaterländische Front gegründet. Nach dem Bürgerkrieg vom 12. Februar 1934 wurde auch gegen die SPÖ und die Gewerkschaften ein Verbot erlassen, der christliche Ständestaat mit berufsständischen Vertretungskörperschaften und Eigenparteiensystem wurde geschaffen. Der Putsch der Nationalsozialisten gegen dieses Regime am 25. Juli 1934, bei dem Engelbert Dollfuß ermordet wurde, scheiterte zwar, der Widerstand gegen das autoritäre System und die Unzufriedenheit wuchsen jedoch.

Die Krise Österreichs ging aber munter weiter und es hatte den Anschein, dass Adolf Hitler mit seinen Schergen leichtes Spiel haben sollte. Am 12. Februar 1938 traf Bundeskanzler Kurt Schuschnigg im Berghof auf dem Obersalzberg in Berchtesgaden auf Adolf Hitler. Drei Tage später bildete Schuschnigg seine fünfte Regierung mit Arthur Seyss-Inquart als Innenminister. Am 9. März gab der Bundeskanzler für den 13. März 1938 die Abhaltung einer Volksbefragung über die Selbstständigkeit Österreichs bekannt. Am nächsten Tag befahl Adolf Hitler seinem General Ludwig Beck, den Einmarsch Deutscher Truppen in Österreich für den 13. März vorzunehmen.

Das Wahrzeichen Österreichs, der Wiener Stephansdom stand in Flammen und am 12. April 1945 stürzte unter tosendem Lärm die größte Glocke, die Pummerin zu Boden und zerbrach. Nichtsdestotrotz überstand der „Steffl” sämtliche Bomben und Stürme – und das seit über 800 Jahren. Foto: © Lichtbildstelle der Gemeinde Wien / ÖNB

Am 11. März 1938 sprach Bundeskanzler Kurt Schuschnigg über den Österreichischen Rundfunk via Radio über seinen Rücktritt zur Nation. Um 19.47 Uhr verkündet er: „Der Herr Bundespräsident beauftragt mich, dem österreichischen Volk mitzuteilen, dass wir der Gewalt weichen. Wir haben, weil wir um keinen Preis, auch in dieser Stunde nicht, deutsches Blut zu vergießen gesonnen sind, unserer Wehrmacht den Auftrag gegeben, für den Fall, dass der Einmarsch durchgeführt wird, ohne wesentlichen Widerstand sich zurückzuziehen und die Entscheidung der nächsten Stunde abzuwarten. Gott schütze Österreich! Noch in der gleichen Nacht wehten bereits am Wiener Schottenring Hakenkreuz-Fahnen in der Polizei-Zentrale. Nur widerwillig gelobte Bundespräsident Wilhelm Miklas eine nationalsozialistische Regierung unter Seyss-Inquart an. Von da an ging es Schlag auf Schlag.

Am 12. März 1938 passierten deutsche Truppen mit 105.000 Mann in Schärding und bei Passau die österreichische Grenze – ohne Blutvergießen. Das Österreichische Bundesheer wurde mittels Dekrets der Deutschen Wehrmacht unterstellt und die Begeisterung der Bevölkerung über den „Befreier“ aus den eigenen Reihen kannte keine Grenzen. Binnen kürzester Zeit war der Weg, den sich Adolf Hitler am 13. März 1938 über Braunau (Geburtshaus), Leonding (Elternhaus), Linz und später entlang der Donau über Melk bis nach Wien nahm, von Hakenkreuz-Flaggen umzäunt und die Straßen säumten jubelnde Menschenmassen. Allerorts „Sieg Heil!“ lautete der gellende Schlachtruf dieser Tage im März des Jahres 1938 …

Mit den deutschen Truppen strömten auch 16.000 Polizeikräfte ins Land, die sofort mit einer Verhaftungswelle gegen die Gegner des Nationalsozialismus begannen. Was folgte, war eine noch nie da gewesene Flüchtlingswelle. Wer konnte, der zog mit Sack und Pack aus der alten Heimat aus. Wer dies nicht tat, der wurde denunziert, verfolgt, verschleppt und letzten Endes auch bestialisch ermordet.

… hin bis zum Zweiten Weltkrieg

Die Geschichte lehrt uns, dass mit 1. September 1939 und dem Deutschen Angriff auf Polen der Zweite Weltkrieg begonnen hatte. Diesem sollten in Summe über 60 Millionen Menschen zum Opfer fallen.

Ob der Einmarsch deutscher Truppen im März 1938 verhinderbar gewesen wäre? Im Nachhinein ist man stets klüger. Einzig und allein der Staat Mexiko war es, der damals gegen diese politische „Fusion, Verschmelzung, Vereinigung“ und dergleichen war, alle anderen Staaten hatten keine Einwände vorzubringen.

Antisemitische Tathandlungen in Wien im März 1938. Foto: © ÖNB

Jahrzehnte später verarbeitete der Wiener Autor und Filmregisseur Franz Antel diese Geschehnisse. In seinem Film „Der Bockerer“ aus dem Jahre 1981 zeigte Antel unverblümt die Vorgänge vom März 1938 auf. Ihm zur Seite standen die damaligen Schauspielgrößen Alfred Böhm, Hans Holt, Gustav Knuth, Ida Krottendorf, Erni Mangold, Heinz Marecek, Karl Merkatz, Marianne Nentwich, Dolores Schmidinger, Michael Schottenberg, Franz Stoß, Thaddäus „Teddy“ Podgorski, Senta Wengraf, Klausjürgen Wussow und andere, die allesamt den typischen Wiener Charme versprühten und einmal mehr bewiesen, dass der urige und waschechte Wiener einfach nicht klein zu kriegen ist – schon gar nicht von einem Innviertler aus Braunau!

Und auch der große Friedrich Torberg wurde nicht müde, in seinem Roman „Auch das war Wien“, verfasst während der Emigration in den USA, darauf zu verweisen, wie es damals im März 1938 in Österreich und Wien überhaupt so weit kommen konnte. Und auch diese Geschichte wurde unter dem Titel „38 – Auch das war Wien“ im Jahre 1986 vom ORF verfilmt. Regie führte Wolfgang Glück, Mitwirkende unter anderem waren Sunnyi Melles, Heinz Trixner, Lotte Ledl, Tobias Engel, Maria Singer, Romuald Pekny und andere.

13. Juli 1939: Flüchtlingskinder aus Wien bei ihrer Ankunft in London. Foto: © Bildagentur Keystone / ÖNB 

Schließen dürfen wir hier mit einem Zitat des unvergessen Oskar Werner, der detto hier nie träge wurde und zu eigenen Lebzeiten stets betonte: „Seid wachsam! Sagt nie wieder „Jawohl“! Damit hat der ganze Mist angefangen. Seid wachsam!“ 

Quelle: Redaktion www.oepb.at

Mehr dazu bitte auch hier:

www.onb.ac.at

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