So trafen beide Nationen am 3. Juli 1954 in Zürich im Spiel um Platz 3 anhand der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz aufeinander. Sammlung: oepb

„Als ich in die Volksschule eintrat, war Österreich eine Großmacht des Fußballs. Wir schwärmten von Josef „Pepi“ Smistik, Matthias Sindelar, Karl Zischek. Es war die Zeit des Wunderteams. Später hatte ich das große Glück, zu den Nachfolgern dieser legendären Mannschaft zu gehören. Und auch von diesem österreichischen Team sagte man, dass es Weltspitze sei.

Nachher wurde ich Trainer, dachte wohl an vergangene Schlachten und Erfolge zurück, redete aber nicht mehr davon. Wir müssen nämlich aufhören, von der Vergangenheit zu schwärmen. Aber alles tun, um den Anschluss an die Spitze zu finden.

Das schönste Erlebnis in meiner Laufbahn als aktiver Fußballer war Österreichs dritter Platz bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz. Nie zuvor hatte ein österreichisches Team besser abgeschnitten, darauf bin ich heute noch stolz. Und der Theodor „Turl“ Wagner, der Robert Körner, der Ernst „Aschyl“ Happel und der Ernst „Stoissi“ Stojaspal sind es ebenso.

Der damalige Erfolg basierte auf einer optimalen Vorbereitung. Während der Zeit im Trainingslager Schielleiten wurden wir zu einer Mannschaft zusammengeschweißt; wir waren ein echtes Team – mit vielen Klassespielern. Wir wollten unter die letzten Vier, und als wir im Semifinale standen, natürlich Weltmeister werden. Da setzte es ein 1 : 6-Debakel gegen Deutschland. Jeder von uns wusste, er hatte miserabel gespielt. Im Kampf um den dritten Platz rafften wir uns noch einmal zusammen und schlugen Uruguay mit 3 : 1. Der schönste Erfolg in meiner Laufbahn.

Als Trainer aber muss man die Gegenwart sehen, das Vorhalten vergangener Heldentaten verärgert die Jungen nur. Und was den gegenwärtigen Fußball betrifft, so denke ich, das Österreich noch immer besser als sein Ruf ist. Weshalb das schönste Spiel, das ich kenne, auch in Österreich Chancen auf eine bessere Zukunft hat.“, so Ernst „Ossi“ Ocwirk (* 1926, † 1980) anhand eines Interviews im Jahre 1974.

Offizielles Din A5-WM-Programm vom 3. Juli 1954. Sammlung: oepb

Zur Geschichte:

Die Länderspiel-Geschichte zwischen Österreich und Uruguay ist noch überschaubar. Bisher gab es lediglich erst drei Vergleichskämpfe – die Bilanz ist mit 1 Sieg, 1 Remis und 1 Niederlage bei einer Tor-Differenz von 4 : 4 komplett ausgeglichen – mit dem kleinen südamerikanischen Land, wobei auch Sicht der Österreicher der erste Auftritt gegen Uruguay gleich der erfolgreichste war. Am 3. Juli 1954 bezwang Österreich den damals noch regierenden Fußball-Weltmeister von 1950 im Rahmen der Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz in Zürich im Spiel um den 3. Platz vor 58.000 Zuschauern mit 3 : 1. Theodor „Turl“ Wagner, damals 27 Jahre jung, erinnert sich: „Mit dem kommenden Länderspiel gegen Uruguay (Dienstag, 14. November 2017, 20.45 Uhr, Ernst Happel-Stadion, Wien) werden wieder Erinnerungen wach, die eh nie verschwunden sind. An unsere Truppe damals von 1954. Wir fühlten uns stark und glaubten, dass wir auch gegen die Weltklassemannschaft Ungarn im Finale eine Chance gehabt hätten. Doch das 1 : 6 gegen Deutschland, das mich heute noch ärgert, weil ich weiß, unter welch unglücklichen Umständen – angefangen beim Material – diese Schmach zustande kam, beendete unsere Träume. Also mobilisierten wir im letzten Spiel alle Kräfte, um wenigstens den 3. Platz zu erreichen. Was auch gelang. Uruguay war immerhin auch noch regierender Weltmeister gewesen. Unverständlich war für mich allerdings, dass die Leute nach unserer Rückankunft in Wien über diesen 3. Platz gar nicht so erfreut waren, wie wir dachten. Im Gegenteil, der „Aschyl“ Happel und der Walter Zeman waren die Sündenböcke der Menschen für das 1 : 6 und wurden bespuckt, obwohl wir doch gegen Deutschland allesamt versagt hatten. Irgendwie haben wir aber damals schon gespürt, dass so etwas wie der 3. Platz nicht mehr so bald wiederkommen wird.“ Der heute 90-Jährige sollte Recht behalten.

Martin Hinteregger (links) gegen Luis Suarez am 5. März 2014 beim 1 : 1 in Klagenfurt. Foto: GEPA

Zum Spiel um Platz Drei:

Gegen Uruguay wurde Ernst Happel durch den jungen Walter Kollmann ersetzt, Kurt Schmied und Leopold Barnschandt kehrten wieder in die Mannschaft zurück und Robert Dienst spielte statt Alfred Körner II. Uruguay war den Ungarn mit 2 : 4 unterlegen. Das Team war demnach genauso deprimiert wie Österreich. Doch das Trainer-Gespann Walter Nausch und Edi Frühwirth leisteten ganze Arbeit.

Hatte es schon zum Finale nicht gereicht, so wollte man wenigstens Platz 3 erringen. Mit dieser Einstellung ging Österreich ins Spiel und es lief weitaus besser, als noch gegen Deutschland. Schmied im Tor war ein sicherer Rückhalt, Kollmann nahm es mit der Beschattung von Omar Mendez pingelig genau und Gerhard Hanappi brachte das Angriffsspiel der Österreicher ins Rollen. So zwang die ÖFB-Auswahl den Südamerikanern sehr bald schon ihr Spiel auf und das frühe 1 : 0 aus einem Elfmeter (Dienst war im Strafraum von Nestor Caballo gelegt worden) durch Stojaspal in der 15. Minute verlieh weiterhin viel Kraft und Selbstvertrauen.

In der 21. Minute dann der Ausgleich zum 1 : 1: Juan Hohberg nahm aus 16 Metern Maß und Schmied war geschlagen. Vor der Pause donnerte Dienst noch einen wuchtigen Ball an die Stange, in der 44. Minute rettete Victor Andrade auf der Torlinie.

In der zweiten Halbzeit gab es vorerst eine Patt-Stellung. Zuerst umdribbelte Juan Schiaffino zwei Österreicher, Kurt Schmied konnte jedoch zur Ecke klären. Kurz darauf wurde der österreichische Torhüter am Kopf verletzt, als er sich waghalsig Mendez vor die Füße warf. Es folgten zwei Eckbälle für Österreich und eine herrliche Aktion der Österreicher, die Andrade im letzten Moment zunichte machen konnte.

In der 59. Minute dann das 2 : 1: Erich Probst auf Robert Körner I, dessen knallharter Schuss in die Maschen sauste. In der 75. Minute war es abermals Andrade, der auf der Linie stehend ein etwaiges Tor der Österreicher verhindern konnte. Diesmal war es Probst, der am Südamerikaner scheiterte. Teamkapitän und Ausnahmeathlet Ernst Ocwirk machte in der 79. Minute alle klar. Sein 3 : 1 für Österreich war ein Bombenschuss aus 20 Metern Entfernung in die rechte Kreuzecke gewesen. Torhüter Roque Maspoli hatte keine Abwehrchance.

„Gott sei Dank, wenigstens ein dritter Platz!“, sprudelte es aus Teamchef Walter Nausch nach dem Spiel geradezu heraus. In der Tat – aus der damaligen Situation gesehen, war der 3. Platz nur ein Trostpflaster. Mit einigem Abstand zu diesem WM-Turnier 1954 betrachtet, aber eine ganz großartige Leistung der Österreicher. Einer Leistung, die der damaligen Stärke Österreichs im Weltfußball entsprach.

Am 14. Mai 1964 nahm Uruguay Revanche für diese Niederlage 10 Jahre zuvor. Vor 66.000 Zuschauern im Wiener Praterstadion gewannen die Südamerikaner mit 2 : 0 (Halbzeitstand 1 : 0). Danach sollten weitere 50 Jahre vergehen, ehe Österreich und Uruguay wieder die Klingen kreuzen würden. Am 5. März 2014 trennte man sich anhand eines freundschaftlichen Länderspieles freundschaftlich mit 1 : 1 (Pausenstand 1 : 0) vor 22.000 Zuschauern im Klagenfurter Wörtherseestadion.

Der nun ansehende Fußball-Vergleichskampf mit Uruguay ist demnach erst das vierte Aufeinandertreffen mit dem zweimaligen Weltmeister von 1930 und 1950 in der 113-jährigen Geschichte des ÖFB. Nichtsdestoweniger steht die Österreichische Fußball-Nationalmannschaft mit ihrem neuen Teamchef Franco Foda vor einem Neubeginn. Es bleibt abzuwarten, wohin der rot-weiß-rote Weg in Zukunft führen wird. Aus der Geschichte lernen wir, dass Erfolg mit konsequenter und harter Arbeit, aber auch mit dem Glauben an die eigene Stärke erzielbar ist. Es liegt nun an der derzeitigen Auswahlmannschaft, in die Fußstapfen ihrer fußballerischen Ahnen und Vorfahren zu treten.

Quelle: Redaktion www.oepb.at

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