Das ÖFB-Logo der 1960er bis 1990er Jahre. Quelle: oepb

Das ÖFBLänderspiel gegen Israel im Rahmen der Qualifikation zur nächsten Fußball-Europameisterschaft 2020 am kommenden Donnerstag, 10. Oktober 2019 um 20.45 Uhr im Ernst Happel-Stadion zu Wien wirft seine Schatten voraus. Österreich liegt derzeit gut im Rennen und darf sich berechtige Chancen ausrechnen, die Qualifikation auch tatsächlich zu schaffen.

Wir möchten heute bei uns hier an ein Länderspiel „Österreich gegen Israel“ aus dem Jahre 1992 im Wiener Praterstadion erinnern, das vielen von uns noch in lebhafter Erinnerung ist.

„Ich bin ka Trainer, der 0 : 1 verliert, lieber verlier ich 0 : 2 und es is a Leben in der Brauerei!“, so ein Zitat von Ernst Happel. Jenem Ernst Happel, der im Jahre 1992 Teamchef von Österreich war. Nun, seine Nationalmannschaft verlor das Auftaktspiel zur Qualifikation für die Weltmeisterschaft 1994 in den USA in Paris gegen Frankreich am 14. Oktober 1992 mit 0 : 2. Bei diesem 0 : 2 war jedoch „kein Leben in der Brauerei“, ganz im Gegenteil. Die ÖFB-Auswahl hatte an jenem Abend im Prinzenparkstadion nicht den Funken einer Chance. Auch die französische Presse schoss sich auf die österreichischen Teamspieler ein. „Desolat“ und „naiv“ waren da noch die schönsten Bezeichnungen für den rot-weiß-roten Abend von Paris.

Ernst Happel tat das Match und die Niederlage sehr weh. Akribisch bereitete er 10 Monate lang seine Auswahl auf diesen Tag vor und dann ließen ihn die Teamspieler ob ihrer Leistungen derart allein. Einzig Torhüter Franz Wohlfahrt erreichte in Paris Normalform. Seiner Leistung war es zu verdanken, dass die Niederlage nicht noch höher ausfiel. An Andreas Herzog, Österreichs Regisseur im Mittelfeld, lief das Spiel völlig vorbei.

Was tun also, denn die Zeit drängte? Bereits am 28. Oktober 1992 kam Israel nach Wien und es ging anhand der Qualifikation munter weiter. Und Ernst Happel – bereits schwer gezeichnet von seinem Krebsleiden – stellte sich wie eine Löwenmutter vor seine Spieler hin. „Ich weiß, dass sie es können. Es liegt nun an ihnen, den Beweis dafür zu erbringen!“, so der Teamchef. Und Andreas Herzog ergänzte im Rahmen der Abschlusspressekonferenz vor dem Spiel: „Wenn wir Israel nicht schlagen, dann ist das das Ende unseres Fußballs.“

Nun, heute, beinahe auf den Tag genau 27 Jahre später, wissen wir, dass in Österreich immer noch Fußball gespielt wird. Und das nicht einmal schlecht. Wer hätte sich damals beispielsweise gedacht, dass in der Zwischenzeit eine ganze Österreichische Nationalmannschaft in der Deutschen Fußball-Bundesliga ihr Geld verdient. Oder, dass inzwischen Schweizer und Deutsche Staatsbürger Österreichische Fußballteamchefs geworden sind.

Das Ländermatch gegen Israel am 28. Oktober 1992 ging jedenfalls in die Geschichte ein. Österreich gewann im Praterstadion mit 5 : 2 (Pausenstand 2 : 0) und alle Akteure – bis hin zum „kleinsten“ Ersatzspieler – bereiteten an diesem denkwürdigen Abend ihrem großen Trainer eine noch größere Freude. Andreas Herzog (zweifacher Torschütze) war gemeinsam mit Peter Stöger (ein Treffer) der Dreh- und Angelpunkt der Österreicher, Herzog erhielt für seine Leistung sogar die Note 6, gleichbedeutend für „Weltklasse“.

Nach dem Schlusspfiff waren alle zufrieden. Nicht nur die 20.000 Zuschauer im Praterstadion, sondern auch zahllose Fußball-Freunde zu Hause vor den Fernsehapparaten. Und einen erfreute die Leistung der Mannschaft am allermeisten – Ernst Happel. Seine Augen strahlten bei der – seiner letzten – Pressekonferenz: „Wir hätten gleich zu Beginn ein Tor kassieren können, das hätte natürlich nie ins Konzept gepasst. Wir haben zwei vor der Pause geschossen. Das sind natürlich entscheidende Punkte. Zu Hause muss man offensiv spielen. Nächstes Mal kommen 50.000 oder 55.000. Passen die überhaupt hinein? Nein?“

Das nächste Heimspiel im Rahmen der Qualifikation am 27. März 1993 gegen Frankreich durfte Ernst Happel nicht mehr miterleben, er verstarb nach langem, schweren Kampf am 14. November 1992. 37.500 Zuschauer sahen Österreich gegen die Franzosen mit 0 : 1 verlieren. Es wären damals durchaus mehr Zuschauer gekommen, bloß verkaufte der ÖFB seinerzeit keine Stehplatzkarten für das Spiel.

Österreich traf im Rahmen eines Freundschaftsspiels am 18. November 1992 in Nürnberg auf Deutschland. Ernst Happel hatte sich so auf dieses Spiel gefreut. Er sollte es nicht mehr erleben. Und dennoch war er im Frankenstadion präsent und das nicht nur anhand seiner Mütze, die Tormann-Trainer Rudolf Szanwald auf der Betreuerbank direkt neben Teamchef Dietmar Constantini platziert hatte. Neben den Österreichern trat auch die DFB-Auswahl geschlossen mit einem Trauerflor an und gemeinsam wurde anhand einer Gedenkminute Ernst Happel gewürdigt! Und Andreas Herzog bot erneut eine herausragende Leistung. Selbst die zahlreichen Fouls von Jürgen Kohler steckte er weg und startete den Versuch, Österreich zum Sieg zu führen. Den etwaigen Siegestreffer zum 0 : 1 vergab Toni Polster in der 87. Minute. Österreich erreichte somit gegen den regierenden Fußball-Weltmeister von 1990 ein respektables 0 : 0. Ernst Happel hätte dies gefreut.

Heute ist alles anders. Andreas Herzog, der nach der Österreichischen Unter 21-Auswahl jahrelang Co-Trainer neben Jürgen Klinsmann der amerikanischen Fußball-Auswahl war, betreut inzwischen die israelische Nationalmannschaft. Dass er gerne Teamchef von Österreich geworden wäre, daraus machte er nie ein Hehl. Und so kehrt er eben am 10. Oktober 2019 an die alte und erfolgreiche Wirkungsstätte Praterstadion, die seit 1993 Ernst Happel-Stadion heißt, zurück, um für seine Farben, die eben blau-weiß und nicht mehr rot-weiß-rot sind, das Beste herauszuholen.

Welches Kapitel nun aufgeschlagen wird, bleibt abzuwarten. Jene ÖFB-Bilanz gegen Israel sieht derzeit mit 4 Siegen, 4 Unentschieden und 2 Niederlagen bei einer Tordifferenz von 17 : 17 jedenfalls erfolgreich aus.

Quelle: Redaktion www.oepb.at

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