Logo-Fertighausverband-_-OEFVDer Österreichische Fertighausverband / ÖFV ist eine unabhängige Qualitätsgemeinschaft von Fertighausanbietern.

Bedingt durch die witterungsunabhängige Vorfertigung von Wand-, Decken- und Dachelementen in Werkshallen und die Trockenbauweise (keine Austrocknungszeiten) sind Gebäude in Fertigbauweise rasch zu realisieren. Speziell deshalb werden industriell vorgefertigte Häuser in Holzbauweise als eine wesentliche Option für die Schaffung von Wohnraum für Flüchtlinge gesehen.

Entweder in Eigeninitiative oder in Kooperation mit Hilfsorganisationen wurden in den letzten Monaten von Holzbauunternehmen oder Planungsbüros eine Vielzahl von rasch realisierbaren Konzepten zur Schaffung von Wohnraum für Asylsuchende erarbeitet. Das Spektrum umfasst

  • Großunterkünfte und kleine Einheiten,
  • Box- und Elementlösungen, sowie
  • Mietvarianten, Baurechtslösungen oder Objekte im Eigentum.

Zum Teil übernehmen die Unternehmen auch die Funktion des Bauträgers.

Voraussetzung ist, dass Kommunen oder andere Grundbesitzer (wie Diözesen, Bund sowie Private) und Wohnbauunternehmen (Gemeinnützige Bauträger, Gewerbliche Bauträger) in ausreichendem Masse zum einen die erforderlichen Grundflächen zur Verfügung stellen, zum anderen entsprechende Projekte beauftragen.

Spannungsfeld Qualität – Nachhaltigkeit – Kosten

Die ÖNORM B 2320 „Wohnhäuser aus Holz“ regelt unter Punkt 3, dass von Wohnhäusern in Holzbauweise bei ordnungsgemäßer Instandhaltung und widmungsgemäßer Nutzung eine Benützungsdauer von mindestens 100 Jahren erwartet werden kann. Diese genormte Nutzungsdauer wäre jedenfalls so zu interpretieren, dass auch für neu errichtete Gebäude in Zusammenhang mit der Schaffung von Wohnraum für Asylsuchende unbedingt eine möglichst lange Phase der Bewohnbarkeit angestrebt werden sollte.

Eine nachhaltige Nutzung wiederum verlangt die Einhaltung von Qualitätsparametern bei der Errichtung der Gebäude – selbst wenn dadurch vorerst höhere Errichtungskosten anfallen. Gerechnet auf den möglichen Nutzungszyklus eines Gebäudes – sowie die Möglichkeiten einer Nachnutzung – gleichen sich diese Mehrkosten allerdings wieder aus. Kurze Errichtungszeiten und kostengünstigste Lösungen allein dürfen nicht Entscheidungsgrundlage sein. Findet nicht gleichzeitig auch die Qualität ausreichend Berücksichtigung, läuft die heimische Fertigbaubranche Gefahr, sich selbst (wieder) ein Imageproblem zu schaffen.

Keinesfalls dürfen neu errichtete Gebäude für asylsuchende Menschen sowohl hinsichtlich der Bauausführung, als auch in Zusammenhang mit der Wohnqualität den Baracken aus dem vergangenen Jahrhundert nahekommen. Aus diesem Grund distanziert sich die Branchenvertretung in Deutschland, der Bundesverband Deutscher Fertigbau, auch bereits von Flüchtlingsquartieren in Holz-Fertigbauweise.

Der Österreichische Fertighausverband setzt hingegen auf Diskussion sowie Information und empfiehlt:

 * kleinvolumige Lösungen statt Massenquartieren in Hinblick auf leichtere Integration, sowie Kriterien der Raumplanung;

 * industriell vorgefertigte Gebäude in Hinblick auf eine möglichst kurze Bauzeit, die Qualitätssicherung, das einfachere Projektmanagement und die einfachere Kalkulierbarkeit – Fixpreisgarantie;

 * qualitativ hochwertige Gebäude in Hinblick auf die Nachhaltigkeit, die Nachnutzung – auch für andere Zwecke;

 * Gebäude mit „upgrade-Konzepten“ in Hinblick auf kostengünstige Errichtung der Grundstufe, spätere Optimierung und Vollausbau mit gleichzeitiger Sanierungsoption;

 * Flexibilität hinsichtlich der Bauvorschriften in Hinblick auf Einhaltung der Bauordnung in der Grundstufe, Einhaltung der Kriterien der Wohnbauförderung in der Vollausbaustufe;

 * Energieeffizienz in Hinblick auf die Einhaltung der Klimaschutzziele (zumindest die Gebäudehülle muss dem Stand der Technik entsprechen);

 Nicht zu empfehlen sind:

* Temporäre Neubau-Lösungen wegen oft schlechter Energieeffizienz, oft fehlender Recycling-Konzepte, oft schlechter Wohnqualität, ungünstiger Kosten-Nutzenrelation (Errichtungs- und Demontagekosten);

 * Massenunterkünfte bzw. „Lager-Konzepte“ (viele kleinere Einheiten nebeneinander) wegen „Baracken-Image“, Ghettobildung, Integrationsproblemen – (auch eine einfachere Betreuungsmöglichkeit wiegt diese Nachteile nicht auf);

 Fazit:

Der Österreichische Fertighausverband schließt sich der Aussage des Forums Wohn-Bau-Politik „Belegung auf Zeit“ aber nicht „Häuser auf Zeit“ vollinhaltlich an – und ergänzt diese um den Aspekt der Qualitätssicherung.

Alle am Entstehungsprozess von Gebäuden für asylsuchende Menschen beteiligten Stakeholder sollten sich darüber im Klaren sein, dass

  • temporäre,
  • sehr kostengünstige und
  • unter den gängigen Qualitätsstandards liegende

Lösungen mangels der Möglichkeit eines nachträglichen Upgrades auf eine dauerhafte Nachnutzung

  • nicht wirtschaftlich sind
  • den Kriterien der Nachhaltigkeit nicht entsprechen
  • keine ausreichende Wohnqualität liefern
  • dem Image des Fertighauses in Holzbauweise langfristig schaden können

 www.fertighaus.org

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