Am 7. Dezember 2018 wäre Max Merkel 100 Jahre alt gewesen. Aus Anlass seines heutigen Todestages begaben wir uns vor einigen Jahren auf Spurensuche des sympathischen “Berufs-Lästerers” aus Wien und erinnerten uns dabei aufgrund einiger Interviews mit ihm an sein abwechslungsreiches Leben und Wirken.

„Hearst, der Merkel is a scho wieda üba 10 Jahr´ tot? A Wahnsinn wie schnö´ die Zeit verrennt …“ – so der Dialog mit einem geneigten Fußball-Freund anlässlich eines Nostalgie-Speeches vor einigen Tagen in Sachen „rundes Leder“. Und in der Tat, am 28. November 2006 verstarb in Putzbrunn vor den Toren der bayrischen Landeshauptstadt München der zu Lebzeiten gerne als Peitschenknaller verschriene Wiener mit der „großen Goschn“, Max Merkel. Was blieb von ihm, was hat er hinterlassen? Nun, genau genommen eine ganze Menge, denn ein 88jähriges Leben hinterlässt Spuren und gegangene Wege, Erfolge und Erinnerungen, aber auch Kränkungen und Anfeindungen – eben die typischen Auf und Ab´s beim Fußballsport.

Max Merkel (* 7. Dezember 1918, † 28. November 2006) gelangte zum Fußballsport in jener Zeit, als man überall ehrfurchtsvoll von der „Wiener Schule“ sprach. Diese sogenannte Wiener Schule der 1920er Jahre setzte zu einem Siegeszug in alle Fußball spielenden Länder an. Der noch kleine Max verfolgte dies und wollte unbedingt ein Teil davon werden. In Baumgarten, im 14. Wiener Gemeindebezirk, da fing für ihn alles an. Der Herr Papa stammte aus Preußisch-Schlesien, aus Königszelt bei Breslau und der junge Berufsoffizier angelte sich eine resche, fesche Wienerin aus Österreich, deren Eltern eine kleine Gastwirtschaft in Baumgarten, kurz vor Hütteldorf in der Wiener Vorstadt betrieben. Und immer wieder saßen sie da, die RAPID-Anhänger. Der kleine Max lauschte ihren Erzählungen nach den diversen Matches auf der nahe gelegenen Pfarrwiese und war davon ganz angetan. Auch der Onkel war ein richtiggehender RAPID-Fanatiker. Und – er schenkte Max seinen ersten Ball.

Der junge Max Merkel am Beginn seiner Laufbahn. Sammlung: oepb

Die Merkels wohnten im 11. Bezirk, in Simmering, also in der komplett entgegengesetzten Richtung von Baumgarten. In Simmering war die Wiener Schwerindustrie angesiedelt. Und ein volksmundiger Ausspruch besagte: „Simmering liegt in den enteren Gründ´!“ in Anlehnung an die schier unendlichen Wiesengebiete der Simmeringer Haide (auch Had genannt). Ganze zwei Stunden ratterte die Straßenbahn quer durch Wien, um den kleinen Max von Simmering zu den Großeltern hinaus nach Baumgarten zu transportieren. Dies war sehr zeitaufwendig. Max wollte Fußball spielen und er wollte zum SK RAPID Wien. Da die Hütteldorfer zu weit weg waren, ging er mit einigen Schulfreunden zur Staatsfabrik. Sie wurden von diesem Team der Wiener Bezirksklasse sofort genommen. Mit ihm auch ein gewisser Lukas „Harry“ Aurednik, der ins Tor gestellt wurde. Dieser Aurednik avancierte im Zuge seiner Laufbahn zu einem der besten Linksaußen beim FK Austria Wien und auch im Österreichischen Nationalteam. Der kleine Max, der in jenen Jahren in Sachen Körperwuchs so klein gar nicht mehr war, wurde als Mittelstürmer aufgestellt. Doch er war nicht glücklich, er wollte zu RAPID. Da erschien eines Tages ein Aufruf in den Wiener Gazetten: „RAPID sucht junge Spieler!“ Ein Feiertag für Max Merkel. Er zog sich seine Lederhose an und zuckelte mit der Tramway hinaus nach Hütteldorf. Während der Fahrt malte er sich aus, wie viele seiner Zunft wohl da sein würden. 40, oder 50? 500 Buben nahmen von dem Aufruf Notiz, das dementsprechende Gewusel dort kann man sich vorstellen. Es wurde zu ihm gesagt: „Du bist groß und gut beieinand`, Du spielst rechter Verteidiger.“ Max Merkel tat wie ihm befohlen. Nach kurzer Zeit nahm ihn ein Jugend-Trainer zur Seite und überreichte ihm ein Paar richtige Fußballschuhe. Und nach dem Training gab es zwei Fahrscheine für die Straßenbahn – einen zum Heimkommen und einen, und das war der wichtigere, zum Wiederkommen. Max Merkel strahlte, denn er war endlich bei RAPID.

Max Merkel (links; RAPID) gegen Ernst Stojaspal (AUSTRIA) im Rahmen eines Wiener Derbys am 30. April 1950. Foto: © oepb

Die Eltern waren nur teilweise so begeistert wie der Filius. Man schrieb die schwierigen Zeiten der frühen 1930er Jahre, Weltwirtschafts-Krise und dergleichen machte den Menschen zu schaffen. Ein guter Beruf musste her. Der Vater brachte ihn über die „Vaterländische Front“ in ein Polytechnikum. Dort erhielt er einen Freiplatz, studierte acht Semester und bestand das Examen zum Maschinenbau-Ingenieur mit sehr guten Noten.

Ein Beruf war da, die Freude am Fußballsport ungebrochen, die Karriere konnte starten. Und nachdem er sämtliche Nachwuchs-Abteilungen durchlaufen hatte, schien sein Weg für die Kampfmannschaft nur mehr eine Frage der Zeit zu sein. Bei RAPID gab es oft Sichtungsspiele, das bedeutete, dass die Reserve gegen die Erste auflief. Meist waren die Reserve-Spieler derart übermotiviert, dass die Arrivierten ordentlich auf die Knochen bekamen. Es wollte eben jeder in die Kampfmannschaft, so auch Max Merkel. Und es gelang ihm, 1937 lief er das erste Mal auf. RAPID bezog gegen den SC Wacker Wien eine schmerzvolle 0 : 3-Klatsche und für Merkel war die Zeit bei RAPID Geschichte, er wechselte zum Wiener Sport-Club.

In seiner Eigenschaft als ÖFB-Sportdirektor besuchte Max Merkel (Bildmitte) auch die AUSTRIA-Fans. Am 2. Februar 1978 war er zu Gast im Klubheim des Austria Wien-Anhängerklubs. Links: Direktoriumsmitglied Dr. Erik Geutner, rechts FAK-Trainer Hermann Stessl. Foto: privat

Es kam zum Zweiten Weltkrieg, Österreich war bereits seit 1 ½ Jahren von der geografischen Landkarte verschwunden und Max Merkel erhielt die Einberufung, für die Nationalmannschaft des Deutschen Reiches zum Spiel gegen die Tschechoslowakei. So geschehen am 28. August 1939, Deutschland verlor in Pressburg mit 0 : 2. Wieder zurück in Wien ging es weiter zum Wehrdienst. Die Kriegsjahre zwischen 1939 und 1945 verbrachte er in Laupheim bei Ulm, in Neubiberg bei München und später in Russland. Max Merkel kehrte aus dem Krieg zurück, sein Vater fiel bei der Schlacht um Stalingrad. Einziger Wermutstropfen für ihn – abgesehen vom Verlust des geliebten Vaters – während dieser sechs Kriegs-Jahre: das Augenlicht wurde in Russland im Zelt anhand diverser Arbeiten am Papier derart in Mitleidenschaft gezogen, sodass Merkel für den Rest seines Lebens eine Brille tragen musste.

Der Krieg war vorüber und seine Karriere bei RAPID konnte durchstarten. In den Jahren 1946 bis 1954 agierte er gemeinsam mit Ernst Happel als Abwehr-Bollwerk bei Grün-Weiß. Am 22. Juni 1952 lief er auch für Österreich beim 1 : 1 in Genf gegen die Schweiz das erste und einzige Mal auf. Vier gewonnene Meisterschaften holte er nach Hütteldorf. Mit 35 Jahren nahm er Abschied von der aktiven Laufbahn und wurde fortan Trainer, ein sehr erfolgreicher, wie sich später herausstellen sollte.

Max Merkel besaß Witz und auf gut wienerisch “an guadn Hamur”.
Autogrammkarte der frühen 1980er Jahre / Sammlung oepb

Die erste Station hieß HBS Den Haag in Holland. Was folgte war die Holländische National-Mannschaft. 1955/56 agierte der Österreicher, der Ur-Wiener Max Merkel als Bondscoach der Niederlande. Danach kehrte er in die Donau-Metropole zurück und wurde mit seiner großen, alten Liebe RAPID 1957 Meister. Er war jedoch auch nie auf den Mund gefallen und legte sich gerade als Trainer immer wieder – berechtigt, oder auch nicht – mit der Vereins-Obrigkeit an. Dies wurde weder gerne gesehen, geschweige denn gehört. Und da der Trainer ohnehin stets das schwächste Glied der Kette ist, wurde ihm nahe gelegt, RAPID zu verlassen. Was Merkel tat. Im Groll schied er von Grün-Weiß, aus Hütteldorf und auch aus Österreich, um vorerst in Deutschland und später auch in Spanien als Trainer zu reüssieren.

Borussia Dortmund war seine erste Station. Er verjüngte – natürlich gegen den Willen des Vorstandes – die Schwarz-Gelben und erreichte mit einer jungen und hungrigen Truppe 1961 das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft, verlor jedoch mit 0 : 3. München hatte es ihm angetan. Seit den Kriegstagen, als er dort bereits stationiert war. Aber bei den Löwen kam er nicht unter. Vielleicht jetzt als Trainer? Dortmund und der Ruhrpott lag hinter ihm, München und der Freistaat Bayern vor ihm. 1961 heuerte er beim TSV 1860 München an. Was folgte waren ruhmreiche Jahre der Weiß-Blauen, die bis nach ganz oben geführt hatten. Merkel qualifizierte sich mit dem TSV für die neu ins Leben gerufene Bundesliga des Jahre 1963, holte mit den launenhaften Löwen 1964 den DFB-Pokal und wurde 1966 sogar Deutscher Meister. Im Jahre 1965 standen die Löwen im Endspiel des Europapokals der Pokalsieger, verloren jedoch gegen West Ham United mit 0 : 2. Max Merkel holte demnach nicht nur die erste Meisterschaft in der Bundesliga nach München, es blieb dies der einzige und größte Triumph des TSV von 1860 – bis heute.

Faksimile OÖ-Kronen-Zeitung vom 21. März 1983.

Spieler können satt werden, wenn sie oben stehen. Es liegt an uns, sie wieder auf den Boden der Realität zurückzuholen.“, so in Zitat von ihm nach dem Titel-Gewinn 1966. Und da die „satten“ Spieler in der Mehrheit waren, gegen ihn eine Revolte vom Zaun brachen, die beinahe zu Handgreiflichkeiten beim Training geführt hatte, brach Max Merkel seine Zelte in München ab und zog weiter. Der „Club“ aus Nürnberg, der damalige Rekord-Meister, sicherte sich 1967 seine Dienste. Und beim 1. FC Nürnberg trug sich folgendes Szenario zu: Merkel holte auch mit dem Club die Deutsche Meisterschaft. 1968 war das. Doch im Jahr darauf lief vieles schief. Zu hohe Erwartungen, Gelder, die überall landeten, nur nicht im Spieler-Kader, verletzte Leistungsträger und so weiter. Merkel zog die Reißleine und verließ die Franken, die am absteigen Ast waren, im März 1969. Der Club erfing sich jedoch nicht mehr und stieg als regierender Deutscher Meister in die 2. Liga ab. Eine Novität – bis heute.

Was folgte waren sonnige Jahre in Spanien. Beim FC Sevilla, als auch bei Atlético Madrid stimmte die Leistung und auch das Geld. Mit den Andalusiern wurde Max Merkel Dritter, in der spanischen Hauptstadt holte er mit den Rojiblancos den Pokalsieg 1972 und die Meisterschaft 1973. Ein wahres Kunststück, wenn man die große Konkurrenz in der Stadt mit Real Madrid bedenkt.

Max Merkel wollte zurück, zurück nach Deutschland. Da kam seine alte Liebe 1860 gerade recht und Merkel packte seinen sieben Sachen und jettete nach Bayern. Die Löwen dümpelten 1974 in der 2. Liga herum. Man konnte zwar nach wie vor die Massen bewegen und auch ins so ungeliebte Olympiastadion locken, aber sportlich lief nicht viel zusammen. Da kam die Verpflichtung von Max Merkel gerade recht, denn der FC Bayern München war drauf und dran, die Löwen für immer abzuhängen. Nun, die zweite Ära verlief bei weitem schlechter, denn die erste Löwen-Zeit. Merkel warf das Handtuch und die Löwen blieben der 2. Deutschen Bundesliga viele Jahre hindurch erhalten.

In seinem im Jahre 1989 erschienen Buch “Das Runde ist der Ball” lästerte
Max Merkel noch einmal frei von der Leber weg. Eine köstliche Lektüre und immer wieder lesenswert, auch heute noch. Erschienen bei F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung / ISBN 3-7766-1566-4

Was nun geschah war kurios. Der FC Bayern buhlte um den Wiener. Manager Robert Schwan wurde von Präsident Wilhelm Neudecker vorgeschickt um vorzufühlen. Max Merkel fühlte sich naturgemäß geehrt. Die Bayern waren national, als auch international am Zenit. Der deal wurde eingefädelt, war so gut wie fix und man wollte mit der Bekanntgabe bis nach dem Endspiel warten. In jenem Endspiel im Europapokal der Landesmeister standen die Bayern am 28. Mai 1975 und trafen auf Leeds United. Merkel reiste samt Gattin ins italienische Abano auf Kur. Gemütlich im Hotelzimmer sitzend verfolgte er das Endspiel im TV. Die Bayern gewannen mit 2 : 0. Da meinte er zu seiner Liebsten: „Und … was ist jetzt? Die sind Europapokalsieger. Da kann doch keiner kommen und sagen, die Bayern brauchen eine neuen Trainer, den Merkel!“ Zurück in München lud der Bayern-Präsident zum exzellenten Buffet. Hermann Neudecker sah Merkel fragend an, was nun geschehen sollte. Darauf der Wiener in seiner typischen Art: „Herr Präsident, Ihr Verhalten ehrt mich, einen bereits unterschriebenen Vertrag einhalten zu wollen. Aber ich kann das nicht machen. Mein Kollege Dettmar Cramer ist Europapokalsieger. Es wäre alles negativ, von Anfang an. Das geht so nicht, es tut mir leid.“

Vor Merkels Augen wurde der Vertrag zerrissen und für null und nichtig erklärt. Man dinierte feudal, schüttelte sich die Hand und zog von dannen. Ein jeder für sich. Ehre und Gerechtigkeit obsiegte. Es ist überliefert, dass die Bayern Merkel den Vertrag ausbezahlen wollten, wenngleich dieser nie einen Fuß auf den Trainingsplatz der Rot-Weißen an der Säbener Straße gesetzt hatte. Merkel lehnte dies kategorisch ab, er wollte für keine Trainer-Tätigkeit eben auch keinen Lohn erhalten.

In dieses Tohuwabohu hinein platzte die Meldung, Merkel wechselt zum FC Schalke 04. Das Vereinspräsidium in Gelsenkirchen umwarb ihn mit dem neuen Parkstadion und deren 70.000 Besuchern darin, der Tradition, die die Königsblauen mit sich bringen, dem tollen Spielerkader und, und, und. Merkel ging zwar nach Schalke, aber die Knappen und er, das passte nie so richtig zusammen. Er zog nach nur einem Jahr weiter und landete 1976 beim FC Augsburg. Auch dieses Engagement endete nach nur einem Jahr.

Max Merkel (links) im fußballerischen Fachgespräch 1990 mit Aleksander Mandziara (damals Trainer beim SK VÖEST Linz). Foto: © oepb

Plötzlich der Ruf der Heimat! Die Österreichische Fußball-Nationalmannschaft hatte sich nach 20 Jahren Pause wieder für eine Weltmeisterschaft qualifiziert. Die Euphorie im Lande war dementsprechend groß und der Präsident, Bundesminister für Bauten und Technik Karl Sekanina, suchte einen Sport-Direktor, einen Manager. So kehrte Max Merkel nach 20 Jahren (1958 verließ er RAPID) im Jahre 1978 nach Österreich zurück und übernahm fortan die administrativen Dinge für die ÖFB-Fußballer. Er suchte und buchte in Argentinien das Quartier, organisierte für Journalisten Grill-Abende, um in geselliger Runde für eine wohlwollende Berichterstattung der schreibenden Zunft für die ÖFB-Aktiven zu buhlen und war neben dem Trainer Helmut Senekowitsch die Anlaufstelle für sämtliche Wehwehchen der Spieler. Die Geschichte ist bekannt, Österreich kehrte nach dem Jahrhundertsieg von Cordoba über Deutschland im Ausmaß von 3 : 2 als Siebenter von der Weltmeisterschaft zurück, doch die „vorlaute Goschn“ und die ÖFB-Auswahl – genau genommen klappte das nie. Max Merkel zog für sich daraus die Konsequenzen und warf die Brocken hin.

Das Ende einer langen Reise. In Hohenbrunn bei München

Nach weiteren Trainer-Tätigkeiten für den Karlsruher Sport-Club 1981/82, sowie beim FC Zürich im Frühjahr 1983 war für ihn als Coach Schluss. Er war 65 Jahre alt und wollte sich diesem permanenten Trainer-Job-Stress nicht mehr aussetzen. Es begann eine neue Karriere, die eines Journalisten. Die BILD-Zeitung des großen Axel Springer-Verlages aus Hamburg sicherte sich seine Dienste und fortan kommentierte Max Merkel die Gescheh- und Ereignisse der Deutschen Bundesliga mit seinen für ihn so bekannten spitzfindigen Kommentaren.

Naturgemäß hatte er dadurch nicht nur Freunde, sondern auch viele Neider und Feinde in seinen Bann gezogen. Auf jeden Fall wurde die Kolumne „Max merkelt wieder“ sehr zahlreich von Freund und Feind verschlungen und das wiederum freute den Axel Springer-Verlag.

Nebenbei veröffentlichte er auch einige Bücher:

1968: „Mit Zuckerbrot und Peitsche“

1980: „Geheuert, gefeiert, gefeuert / Die bemerke(l)swerten Erlebnisse eines Fußballtrainers

1989: „Das Runde ist der Ball“

Die letzten Jahre lebte er zurückgezogen mit seiner Gattin Marion in Putzbrunn, einer kleinen, feinen Gemeinde vor den Toren Münchens. Am neuen Friedhof von Hohenbrunn fand er seine letzte Ruhestätte.

Max Merkel polarisierte, wie kaum ein Zweiter seiner Zunft, in all diesen Jahren. Seine Sprüche waren legendär und Programm, wegen ihm erschienen die Leute, seine Aussagen hatten Strahlkraft. Auch, wenn ihm gewisse Aussagen später leid taten, er vertrat seine Ansicht und blieb seinen Worten treu, denn meist hatte er auch triftige Gründe und sogar „Beweise“ dafür. Diejenigen, die ihr Fett abbekamen, waren daran nicht schuldlos, so sein Credo.

… am dortigen Neuen Friedhof fand Max Merkel seine letzte Ruhestätte.
Beide Fotos: © oepb

Das oepb führte mit Max Merkel im Dezember 1990 ein Interview und erinnert sich heute noch sehr gut daran, welchen Elan, welchen Geist und Witz der damals 72jährige Wiener, der in die Welt auszog, um Karriere zu machen, immer noch versprühte. Seine Worte passten haargenau zur Szenerie, waren messerscharf gewetzt und stets pointiert einsatzbereit. Er kannte und verfolgte natürlich die Fußball-Lage in Österreich genau, vertrat damals die Ansicht, dass nur sein alter Spezi Ernst Happel dem Nationalteam neues Leben einhauchen würde können und bereute nichts. Max Merkel war eine Type, ein Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, dem der Erfolg meist Recht gab. Man konnte ihn weder bändigen, noch verbiegen oder – was für ihn wohl am allerschlimmsten gewesen wäre – den Mund verbieten. Einen wie den Max Merkel, aufgewachsen in einem Wien zwischen abhanden gekommener Monarchie, Anschluss an Nazi-Deutschland und nach 1945 zerbombten Nachkriegs-Österreich, einen derartigen Charakterkopf und „graden Michl“, so einen wird es wohl nie mehr wieder geben.

Anbei einige Auszüge und typische Merkel-Sprüche, wahllos ausgesucht und zusammengetragen:

„Der Dettmar Cramer (Anm.: Bayern-Trainer) ist ein gebildeter Mann. Er rechnet seinen Spielern vor, wie hoch sie den Ball in die Wolken treten müssen, damit Schnee drauf fällt!“

„Die wichtigste Übung für einen Bundesliga-Profi ist Kopfschütteln. Das muss er perfekt beherrschen, falls ihn jemand fragt, ob er Fußball spielen kann.“

„Der Hans Krankl wird nie zum SK VÖEST kommen. Da müsstens in Linz schon einen Hochofen verkaufen, damit sie sich den leisten können!“

„Das einzige was bei ÖFB reibungslos funktioniert ist die Mittagspause!“

„Der Klaus Schlappner (Anm.: Trainer des SV Waldhof Mannheim) schreibt jetzt ein Buch. Was steht da drin, der hat ja nichts erreicht. Vorne ein Klappentext, hinten ein Klappentext und in der Mitte … nix!“

„Der Franz Beckenbauer hat den Glorienschein, ein Fußballheiliger. Der kann noch so tief in die Sch… greifen und hat noch immer saubere Finger.“

„Wenn eine spanische Fußball-Mannschaft verliert, ist der Grund: Die gestifteten Kerzen in der Kirche waren zu kurz.“

„Der Wiener trinkt gern Wein, nix ist ihm recht, und er lebt vom Schmäh!“

„Der Schweizer Fußball ist für Bundesliga-Profis wichtig. Wo sonst können sich deutsche Kicker-Veteranen am Ende ihrer Karriere noch das Geld für den Rollstuhl verdienen?“

„Ein Fußball-Spieler braucht einen Manager so dringend wie einen Kropf.“

„Es gibt Abwehr-Spieler, die müssen Anatomie studiert haben, sonst wüssten sie nicht so genau, wo beim gegnerischen Stürmer die Achilles-Sehne sitzt.“

„Das schönste an Gelsenkirchen ist die Autobahn nach München.“

“Der österreichische Fußball ist so wie a schlechter Koch kocht. Das Resultat ist immer Gulasch.”

“Die Spieler sollten zumindest halbtags arbeiten gehen, da weiß der Trainer wenigstens, dass sie aufstehen.”

“Die Deutschen sind jetzt groß da. Wie ich noch gspült hab, hama gsagt, guat dass es auf den Sportplätzen a Umzäunung gibt, sonst renatns weiter.”

“Wenn der Zeman (Anm.: Walter Zeman, RAPID Torhüter) zwa Viertel ghabt hat, hat er böhmisch gsunga. Des war halt a echta Weaner.”

“Als Trainer in Sevilla hob i zu mein Dolmetsch gsagt: “Des Rote, was Du dort siachst, is net die Klub-Krawattn, das ist die Zunge!”, so fertig waren die Spieler.”

“Der Stürmer muss beim ersten Zweikampf liegen. Dann gehst Du als Verteidiger hin, machst einen Diener, gibst ihm freundlich die Hand und stellst Dich vor.”

Quelle: Redaktion www.oepb.at

Lesen Sie noch mehr über den ÖFB bei uns bitte hier;

www.oefb.at

Und über dieÖsterreichische Fußball-Bundesliga bei uns bitte hier;

www.bundesliga.at

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