Es passt irgendwie zum „Fußball-Landl“ Österreich, dass es hierzulande Menschen gibt, die von sich derart eingenommen sind, sodass sie annehmen, sich über sämtliche bestehende Bundesregierungs-Richtlinien hinwegsetzen zu können. Wenn es sich dann dabei um den Linzer Athletik Sportklub handelt, der – besser bekannt als LASK – in den letzten Jahren samt seinem kometenhaften Aufstieg aus der dritten Leistungsstufe bis hin zur österreichischen Tabellenspitze doch vermehrt zur Ruhe und aus den Skandal-Schlagzeilen gelangt war und ist, dann scheint das umso verwunderlicher. Dies auch deshalb, da man als geneigter Beobachter der österreichischen Fußball-Szenerie annehmen musste, dass dort, weit vor den Toren der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz, eben in Pasching, Leute am Ruder und an den Schalthebeln sitzen, die ihr Handwerk verstehen. Weit gefehlt…?
Tätige Reue
Es gibt in der Justiz den Begriff der „Tätigen Reue“. Dieser Strafmilderungsgrund gelangt dann zur Anwendung, wenn der überführte Straftäter seinen begangenen „Blödsinn“ einsieht, eben Reue zeigt und alsbaldigste Besserung gelobt. Denn dass die Herrschaften beim LASK absolut nicht im Sinne von „Fair Play“ gehandelt hatten, als sie mit dem verfrühten Mannschaftstraining loslegten, wenngleich von Seiten der Bundesligaklubs Kleingruppen-Trainings ohne Körperkontakte festgelegt wurden, versteht sich hier von selbst.
Der Fußballsport lebt
Positiv, sofern man der leidigen causa so etwas überhaupt abgewinnen kann, ist der Umstand, dass der Fußballsport nach wie vor polarisiert und trotz anstehender Geisterspiele die Menschen allerorts bewegt. Und das ist auch gut so, denn für viele Fußballfans und Ultras stellt doch der allwöchentliche Gang zum Lieblingsklub und dem damit verbundenen Erlebnis am Wochenende einen gehörigen Schwerpunkt ihres Lebens dar. So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Konkurrenz beim Vergehen des LASK lauthals aufschrie und nun die höchstmöglichen Strafen gefordert werden. Um diese Strafen samt Strafausmaß kümmert sich nun der Senat 1 der Österreichischen Fußball-Bundesliga.
Die beste Lösung
Wenn man als Senat 1 eine etwaige Bestrafung des LASK in Betracht zieht, dann könnte es doch bei näherer Betrachtung diese Möglichkeit geben, die alle Beteiligten zufrieden stellen könnte:
- Der LASK spielt die Saison 2019/20 in der Qualifikationsgruppe zu Ende und nimmt dort den Platz des FK Austria Wien, ebenso die 12 Punkte samt Tordifferenz -3 ein.
- Der FK Austria Wien, als Siebtplatzierter nach dem Grunddurchgang rutscht in die Meistergruppe hinauf und nimmt dort die sechste Position mit 12 Punkten und einer Tordifferenz von -3 ein.
- Alle Vereine der Meistergruppe rutschen eine Tabellenposition nach oben. Die derzeitigen Punkte dieser Teams bleiben aufrecht.
- Der LASK hat in der Qualifikationsgruppe noch die Möglichkeit, sich für die Europa-League zu qualifizieren. Etwaige Titel-Ambitionen müssten die Linzer dann zwar begraben, aber bei gezeigter „Tätiger Reue“ sollte sich auch die zu verurteilende Instanz gnädig zeigen.
LASK versus Austria – eine unendliche Geschichte
Die Geschichte dieser beiden Traditionsvereine ist eine sehr lange. Jener 21 : 0-Erfolg der Wiener Austria am 19. Jänner 1941 gegen den LASK gilt bis heute als der höchste jemals erzielte Sieg in der heimischen Fußball-Meisterschaft. 1963 gewann der FAK gegen den LASK das Cupfinale mit 1 : 0. Viel Nerven aufreibender verlief das ganze Procedere vier Jahre später, 1967: nach 2 : 1 für den LASK und 0 : 1 im zweiten Spiel für die Austria (die Auswärtstorregel gab es damals nicht) entschied das Los in Form eines Münzwurfes … Cupsieg für die Austria. Im März 1983 behielt der LASK im Elfmeterschießen mit 3 : 1 die Oberhand, nachdem zuvor in 120 Minuten nichts passiert war. Im Mai 1986 siegte am letzten Spieltag die Austria in Linz gegen den LASK mit 1 : 0 und wurde dadurch zum dritten Mal en suite Österreichischer Fußballmeister.
Der LASK verlor den sicher geglaubten dritten Platz noch an Wacker Innsbruck und wurde Vierter. Bis, ja bis zum 9. März 2010: Der LASK gewann im Linzer Stadion gegen die ganz in orange angetretenen Wiener Violetten mit 1 : 0. Diese Niederlage schmerzte die Austria damals wohl am allermeisten, war damit doch die stolze Serie von 6 Finalteilnahmen am Stück, davon 5 Cupendspiele gewonnen – 4 davon in Serie – von einem einzigen Rene Aufhauser-Treffer in der 43. Spielminute jäh zerstört worden. Seit jenem Tag stottert das violette Cup-Werkel. Die Austria ist mit 27 Cup-Titeln zwar Österreichs uneingeschränkter Rekord-Pokalsieger, aber die letzten beiden Finalteilnahmen gingen in die violette Hose. 2013 gegen den Drittligisten FC Pasching mit 0 : 1 und zuletzt 2015 in der Verlängerung gegen den FC Red Bull Salzburg mit 0 : 2.
Man darf also gespannt sein, wie sich der Senat 1 entscheiden wird. Dass die ganze Sache ausgehen wird wie das sprichwörtliche „Hornberger Schießen“ wird von dieser Stelle bezweifelt. Aber, es gibt auch nichts, was einen „Gelernten Österreicher“ noch erschüttern kann…
Quelle: oepb
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