Im NORDICO Stadtmuseum Linz steht nun eine weitere interessante Ausstellung betreffend Linz in früheren Jahren und alten Ansichten an. Im sprichwörtlichen Fokus dieser neuen Ausstellung stehen Linzer Fotografien aus dem Zeitraum ab dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918 bis hin zum so genannten „Anschluss“ Österreichs an „Hitler-Deutschland“ in den Märztagen des Jahres 1938.
„Der Rest ist Österreich!“ von 1919 nach dem verlorenen „Großen Krieg“ (1914-18) wurde von vielen zunächst für nicht überlebensfähig gehalten. Not, Armut und Arbeitslosigkeit belasteten auch in Linz einen Großteil der Bevölkerung. Viele Betriebe hatten den Ersten Weltkrieg und die daraus resultierende Krise nicht überstanden. Da die Obdachlosenheime überfüllt waren und die Zahl der Barackenlager zunahm, war die Bekämpfung der Wohnungsnot ein damaliges Gebot der Stunde der Linzer Stadtverwaltung. Dennoch war die Zeit zwischen den Kriegen auch eine dynamische Zeit, in der viele öffentliche Bau- und Sozialprojekte in der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz realisiert wurden.
Die Berufsfotografen Ernst Fürböck, Otto Kaiser und Alois Schwarz dokumentierten öffentliche Bauvorhaben wie die Tabakfabrik, das Arbeiterstadion, oder den neuen Hauptbahnhof. Es entstanden große Siedlungsanlagen unter anderem in der Fröbelstraße und in Scharlinz. Neue Kirchen wurden errichtet (beispielsweise die Friedenskirche Christkönig, sowie die Don-Bosco-Kirche) und der Schulbau in Form der Diesterwegschule und der Kreuzschwesternschule vorangetrieben.
Bedeutende Ereignisse dieser Zeit prägten das Bild der Stadt. Historisches Fotomaterial dokumentiert die Eingemeindung von Urfahr und Pöstlingberg anno 1919, sowie Kleinmünchen im Jahre 1923. Auch die geschichtsträchtige Rede von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß am 24. Juni 1933 in Linz, sowie die blutigen Ereignisse vom Februar 1934 werden anhand von Originalfotografien in der Ausstellung thematisiert.
Wie lebte eigentlich die Linzer Bevölkerung in dieser schwierigen Zeit? Fotos vom Brückenbau der Steyregger Eisenbahnbrücke, aus dem Linzer Gaswerk und vom Markttreiben am Hauptplatz schildern den Arbeitsalltag. Die Freizeit verbrachte man beim Konzert im Volksgarten, in den Gasthäusern in St. Peter/Zizlau (auf diesem Areal steht heute die voestalpine), im Freibad Heilham, am Urfahraner Jahrmarkt, oder beim Eisstockschießen.
Auch Sportveranstaltungen wie das Vereins-Schauturnen am Südbahnhofplatz im Jahr 1922 faszinierten die Linzer Stadtbevölkerung.
Die Ausstellung vereint unterschiedliche Zugänge zur Fotografie: Dokumentarfotos von Berufsfotografen, aber auch private Schnappschüsse, die individuelle Schicksale beleuchten. Im Bereich der Amateurfotografie steht der künstlerische Zugang zum Medium der Fotografie im Vordergrund. Die Fotos von Heinz Bitzan, Alfred Schausberger, Alois Schwarz und Karl Treml zeigen die Linzer Altstadt. Motive aus der Natur wurden von Helene Clodi-Titze, Michael Neumüller und Hans Wöhrl in charakteristischer Weichzeichner-Manier festgehalten. Sie führen die Betrachter in die verschneiten Landschaften im nahe gelegenen Mühlviertel, oder zu See-Impressionen in das Salzkammergut.
Die klassische Atelierfotografie ist primär als Porträtfotografie zu verstehen und wird anhand der Nachlässe der Berufsfotografen Hans Razinger und Wolfgang Pflanz exemplarisch dargestellt.