Der Weltklassespieler George Best (Bildmitte am Mikrophon) gastierte mit seinem Detroit Express anhand von zwei Gastspielen in Österreich. Einerseits am 19. September 1978 beim LASK (3 : 2 mit einem Best-Tor) und andererseits am 25. September 1978 beim 2 : 2 gegen Austria Salzburg. Foto: © oepb  

Bekanntlich findet derzeit die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar statt und egal wie man selbst zu diesem fußballerischen Großereignis im Wüstenstaat steht, kann es nur Ziel eines jeden Fußballspielers sein, irgendwann einmal im Laufe der Karriere selbst für sein Land anhand solch eines sportlichen Spektakels einlaufen zu dürfen. Gewiss, entscheidende Grundvoraussetzung dafür ist vorerst, dass sich das Heimatland qualifiziert, dass man als Aktiver fit, gesund und am besten auch noch in Höchstform agiert, damit der jeweilige Teamchef auf die „Größten der Großen“ zurückgreifen kann.

Interessant dabei zu beobachten ist, dass es auch schon in früheren Jahren viele Fußball-Weltstars gab, die ihre Karrieren mit herrlichen Toren, Siegen und Triumphen absolvierten, ohne dabei jemals auch nur ein einziges Fußball-WM-Match bestritten zu haben. Schier unglaublich – aber wahr.

„La Saeta Rubia“, der blonde Pfeil

Gemeint ist Alfredo di Stefano, der über ein Jahrzehnt hindurch in den 1950er und frühen 1960er Jahren den Weltfußball prägte. Kaum jemand kam in dieser Zeit an ihm vorbei. Der Alleskönner auf dem Platz agierte zwar als Stürmer, war aber während der 90 Spielminuten überall anzutreffen. Es geschah kaum ein Spielzug, der nicht über ihn lief, oder seine Handschrift – mit dem Fuße wohlgemerkt – trug. Über River Plate in Buenos Aires, CD Los Millonarios in Bogota ging er nach Spanien zu den „Königlichen“ von Real Madrid. Gemeinsam mit seinem kongenialen Partner, dem Ungarn Ferenc Puskas, drückte Alfredo di Stefano dem Spiel immer wieder seinen Stempel auf und avancierte somit zum Vortänzer des „Weißen Balletts“. Zwischen 1956 und 1960 sagenhafte fünf Triumphe in ununterbrochener Reihenfolge des „Europapokals der Landesmeister“, der heutigen „Champions League“ krönten seine unvergleichliche Karriere. Die blitzsaubere Laufbahn weist bloß einen schwarzen Fleck auf – „La Saeta Rubia“, der blonde Pfeil, kam auf kein einziges Fußball-Weltmeisterschaftsspiel.

Mit 21 Jahren wurde Alfredo di Stefano im Jahre 1947 argentinischer Nationalspieler und gewann dabei die Copa America. Dann der Wechsel nach Kolumbien, des Geldes wegen. Dieser Transfer, der als Flucht ausgelegt wurde, sperrte ihn für alle Zeit für die Argentinische Nationalmannschaft. Er bestritt 4 Länderspiele für Kolumbien, die die FIFA jedoch nicht anerkannte. Nach seinem Wechsel zu Real Madrid 1953 folgte darauf 1956 die Einbürgerung als Spanier. Doch die Qualifikation für die WM in Schweden 1958 misslang. 1962 führte Alfredo di Stefano zwar die Seleccion anhand der Qualifikation gegen Marokko zur WM nach Chile, eine mühsame Muskelverletzung zwang ihn jedoch zum Zuschauen. „Diese Beine ernähren meine Familie. Ich werde meine Karriere nicht für ein paar Spiele riskieren!“, so damals seine Worte. Und er blieb dabei. Einer der größten und besten Fußballspieler aller Zeiten verpasste die Möglichkeiten, aktiv eine Fußball-Weltmeisterschaft zu spielen.

1968 – Das Jahr des George Best

Der Nordire George Best gewann 1968 mit Manchester United den Europapokal der Landesmeister und wurde in England, als auch in Europa zum „Fußballer des Jahres“ gewählt. Der trickreiche Rechtsaußen wurde zum Medienliebling und verkörperte Ende der 1960er Jahre im Fußball das, was die „Beatles“ in jener Zeit in der Showbranche waren. George Best absolvierte (s)ein Leben mit allen Höhen, Tiefen und Facetten, die eine in der Öffentlichkeit stehenden Persönlichkeit „prägen“ kann. Sehr bald schon verfiel er der Droge Alkohol …

Der Himmel weinte bitterlich und es war nasskalt an jenem 3. Dezember 2005 in Belfast, was jedoch hunderttausende Menschen nicht davon abhalten konnte, ihrem Idol von einst das letzte Geleit zu geben. George Best, dem seine Trinksucht zum Verhängnis wurde, weilte nicht mehr auf Gottes Erden und jeder Regentropfen sollte eine Träne der Traurigkeit an diesen grandiosen Fußballer sein. Nordirland qualifizierte sich 1958 für die WM in Schweden – Best war mit 12 Jahren zu jung – und dann erst wieder 1982 für Spanien. Nichtsdestotrotz schaffte es George Best auch ohne Fußball-WM in die Herzen der Fans und ist – nicht nur in Nordirland – bis heute unvergessen.

Eric Cantona

wäre der nächste dieser illustren Runde. Auch ihm gelang es, kein Weltmeisterschaftsspiel für sein Heimatland, in diesem Falle Frankreich, zu absolvieren. Cantona galt als „Enfant terrible“. Dieser Umstand stand seiner hervorragenden Art und Weise, Fußball zu spielen, oftmals im Weg. Die Fußball WM 1994 in den USA verpasste Frankreich. Ein Jahr darauf gab es Streit mit Nationaltrainer Aimé Jacquet, was Cantona dazu veranlasste, seine Teamkarriere 1995 nur 29-jährig zu beenden. 1997 sagte er dem Fußballsport überhaupt „au revoir“. Eine unwiederbringliche Möglichkeit, als Mitglied von “Les Bleus”, die 1998 Fußball-Weltmeister wurde, unsterblich zu werden, wurde leichtfüßig vertan. Heute ist Eric Cantona, der das Genre komplett gewechselt hat, als Schauspieler aktiv.

Blonder Engel

Auch in Deutschland gab es einen, der zwar am Ball sehr viel konnte, zu einer WM jedoch nie reiste. Bernd Schuster, der „Blonde Engel“ aus Augsburg, in Reihen des 1. FC Köln. 1980 führte er als „Bester Spieler des Turnier“ die DFB-Auswahl zum Europameister-Titel. 1982 bei der WM in Spanien fehlte er verletzungsbedingt und 1986 kam es zu keinem Comeback in der DFB-Elf. Dem Vernehmen nach war die Gagenforderung zu hoch.

Denker, Lenker und Vollstrecker

Der Wiener Fußball-Legende Franz Hasil erging es ähnlich. Hasil bestritt zwischen 1963 und 1974 21 A-Länderspiele für Österreich, mit der Problematik behaftet, dass die ÖFB-Auswahl nach 1958 erst wieder 1978 zu einer WM-Endrunde fahren konnte. Hasil machte aber auch so Karriere und gewann als erster Österreicher im Jahre 1970 mit Feyenoord Rotterdam den Europapokal der Landesmeister, der heutigen Champions League. Als sein Coach fungierte damals übrigens der „Wödmasta“ Ernst Happel. 1971, Feyenoord gewann mit Franz Hasil die 10. Meisterschaft in der Geschichte, wurde er zum „Besten Legionär aller Zeiten der Niederlande“ gewählt.

Steilpass in die Neuzeit

Es scheint unglaublich und doch ist es wahr, dass die personifizierte Tor-Maschine Erling Haaland, der über den FC Salzburg und Borussia Dortmund nach England kam und dort derzeit bei Manchester City unter Vertrag steht, mit seinem Heimatland Norwegen nicht den sportlichen Gang nach Katar 2022 geschafft hatte. Haaland, der bereits in jungen Jahren sämtliche Torrekorde zu brechen imstande ist, muss bei dieser Fußball-Weltmeisterschaft ebenso zuschauen. Zusehen genauso wie das österreichische Aushängeschild in Sachen Fußball-Neuzeit David Alaba. Der sympathische Wiener und Erz-Violette – „Ich bin Austrianer seit ich denken kann“, so ein Zitat von ihm – der in seiner bisherigen Traum-Karriere dreimal die UEFA Champions-League (2013 und 2020 mit dem FC Bayern München, 2022 mit Real Madrid) gewonnen hat, konnte sich mit der ÖFB-Auswahl – einmal mehr – nicht für eine Weltmeisterschaft qualifizierten. 24 Jahre dauert inzwischen die Durststrecke der Österreicher. 1998 anhand der Weltmeisterschaft in Frankreich war die rot-weiß-rote Auswahl letztmals mit von der sportlichen Partie. David Alaba und Erling Haaland verbindet allerdings, dass beide in vier Jahren abermals die Möglichkeit haben, mit ihren Nationen zu einer WM zu reisen.

Ebenso nicht geschafft

Ryan Giggs (Wales), David Ginola (Frankreich), Jari Litmanen (Finnland), Ian Rush (Wales), George Weah (Liberia, Afrikas Fußballer des Jahrhunderts) … waren alles durch die Bank Weltklasse-Fußballer mit jenem Manko behaftet, kein einziges Fußball-Weltmeisterschaftsspiel für ihre Länder bestritten zu haben.

Quelle: Redaktion www.oepb.at

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