Wir müssen permanent funktionieren und sind einem grenzenlosen Informationsfluss ausgesetzt. Wir können zwischen Arbeit und Freizeit nicht mehr unterscheiden. Was passiert, wenn die Nacht nicht mehr dem Schlaf gehört?

Die globale Infrastruktur des pausenlosen Einkaufens, Arbeitens und Kommunizierens 24 Stunden am Tag und an sieben Tagen in der Woche hält die gesamte Menschheit wach. Antischlafmittel sind das neue Lifestyleprodukt, um dauerhaft leistungsfähig zu bleiben. Der Nachthimmel ist längst nicht mehr dunkel. Dabei blieb der Schlaf, während die anderen Grundbedürfnisse wie Hunger, Durst und Sex schon früh finanziell ausgeschlachtet wurden, lange Zeit der einzige nicht kontrollierbare Rückzugsort vor den Zwängen des Kapitalismus.

Noch vor hundert Jahren verbrachten die Menschen regelmäßig zehn Stunden schlafend. Der heute allgegenwärtige Schlafmangel ist Symptom eines beschleunigten Lebens, bei dem die persönlichen Gedanken und Gefühle an den Rand gedrängt werden. Ab ins Bett, schließt die Augen, fordert uns der Autor daher auf, damit wir uns in den Gefilden der Pause und der vermeintlichen Leere zumindest zwischendurch befreit fühlen können. Denn es ist die leere Zeit, die besonders kostbar ist.

Über den Autor:

Jonathan Crary ist ein international bekannter Kunstkritiker, Essayist und Meyer-Schapiro-Professor für moderne Kunst und Theorie an der Columbia University in New York. Seine Werke beschäftigen sich unter anderem mit Techniken der Wahrnehmung.

Das oepb meint dazu:

Ein Thema, das uns alle betrifft – aktuell wie nie zuvor!

Crary stellt die Ansätze zum Wesen des Schlafes und dessen historischen Wandel anhand der Besprechung philosophischer und literarischer Werke und Filme dar. Er versucht ein Bild darzustellen, des sich immer schneller drehenden Leerlaufs des Aufmerksamkeits- und Konsumkreises. Man liest von der Einführung des Fernsehens in den 1950er Jahren, als erstmals die Vielseitigkeit menschlichen Zusammenlebens durch ein massenbetörendes Einheitsprogramm abgelöst wurde, bis zur heutigen schon oft pathologisch anmutenden Unruhe beim Blick auf mögliche neue Nachrichten und soziale Netzwerke in immer kürzerer Frequenz. Speziell auch nachts im steten Erreichbarkeitsmodus zu sein und gar Bioengineering-Maßnahmen, wie das Spannen gigantischer Spiegel im Weltall, um dauerndes Tageslicht zu schaffen.

Jonathan Crary zieht den Bogen sehr weit an. Und das zu Recht, denn wir leben in einer Gesellschaft immerwährender Erreichbarkeit, die wohl kein Ende zu nehmen scheint. Er zeigt auf, dass beim Militär schon lange am Konzept des „schlaflosen Soldaten“ geforscht wird und dies nur die Blaupause sein könnte für den schlaflosen Arbeiter und Verbraucher. Crary zeichnet die Horrorvision einer „strahlenden 24/7-Welt“, die keinen Schatten wirft, keine Pausen kennt und nie zur Ruhe kommt. Denn: Wenn die Maschinen rund um die Uhr laufen und die Geschäfte rund um die Uhr geöffnet sind, dann müssen eben auch die Menschen rund um die Uhr arbeiten und konsumieren. Davor warnt der amerikanische Professor, Kunstkritiker und Essayist Jonathan Crary in seinem Buch 24/7.

Überaus interessante Gedankengänge und wichtige Impulse für den Umgang mit den digitalen Medien im Kapitalistischen Zeitalter; Alles in allem ist dieses Büchlein ein wichtiger Fingerzeig auf uns alle.

24/7: Schlaflos im Spätkapitalismus
Von Jonathan Crary
144 Seiten, Taschenbuch
Erschienen bei WAT / Wagenbach
www.wagenbach.de
ISBN 978-3-8031-2835-5
Zum Preis von: Buch € 12,00 / E-Book € 9,99
Direkt zu bestellen bitte hier:

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