Man muss ja nicht hinsehen, wenn der Arzt die Spritze zur Impfung verabreicht - für alle jene gedacht, die zart besaitet sind. Foto: Gregor Knoblauch
Man muss ja nicht hinsehen, wenn der Arzt die Spritze zur Impfung verabreicht – für alle jene gedacht, die zart besaitet sind. Foto: Gregor Knoblauch

Im Winter 2014/15 sind etwa 3.000 Menschen in Österreich an den Folgen einer Virus-Grippe (Influenza) gestorben. Etwa jeder 2. Todesfall hätte laut Experten durch eine Vorsorgeimpfung vermieden werden können. Besonders problematisch ist, dass die Krankheit erst mit Verzögerung ausbricht und so viele Menschen Überträger sein können, ohne es zu wissen. Die immer noch einzige Schutzmöglichkeit ist die jährliche Impfung. Personen, die unbedingt eine Impfung benötigen, sind Schwangere, Kleinkinder, Senioren und Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes, COPD, oder Herz-Kreislauferkrankungen.

Die Impfsaison hat gerade begonnen, der diesjährige Impfstoff ist bereits in allen Apotheken verfügbar und kostet zwischen 20 und 24 Euro.

Symptomlose Überträger
Die Inkubationszeit – also die Spanne zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit – dauert etwa zwei Tage. Für Experten ist das ein großes Problem, da in dieser Zeit jeder Handschlag zur Begrüßung, jeder Aufenthalt in einem öffentlichen Verkehrsmittel und jedes Anstellen an der Supermarktkassa zu einer potenziellen Ansteckung führen kann. „Über diese Problematik wird leider kaum gesprochen.“, erzählt Professor Ursula Kunze, Sozialmedizinerin am Zentrum für Public Health an der Medizinischen Universität Wien, und plädiert für mehr Aufklärung. „Impfen hat so gesehen auch etwas mit sozialer Verantwortung zu tun. Ein bisschen mehr Bewusstsein in dieser Richtung wäre bei uns auch wünschenswert.“ Laut Studien gibt es sogar einen – je nach Studie unterschiedlich hoch bezifferten – Anteil an Personen, die sich infizieren und entweder nicht oder nur leicht erkranken. Valide Daten darüber, wie ansteckend sie sind, liegen derzeit noch nicht vor.

Unterschiedlicher Krankheitsverlauf
Je nachdem, wie aggressiv der kursierende Virus-Stamm ist, kann die Intensität der Erkrankung unterschiedlich ausfallen. Darüber hinaus spielen Immunstatus sowie der generelle Gesundheitszustand eine entscheidende Rolle dabei, wie heftig die Influenza dem Körper zusetzt. Besonders bei Schwangeren, Kleinkindern, chronisch Kranken und Senioren kommt es häufiger zu einem problematischen Verlauf mit schweren medizinischen Komplikationen wie Lungenentzündungen und Herzmuskelentzündungen, die bis zum Tod führen können. Aber auch gesunde Erwachsene erholen sich oft nur langsam von einer schweren Grippe. Laut Daten der Agentur für Gesundheit und Ernährung (AGES) sind in Österreich in der Saison 2014/15 rund 3.000 Personen an den Folgen einer Influenza verstorben. Das sind mehr als sechs Mal so viele Opfer wie jährlich auf Österreichs Straßen ums Leben kommen. 2014/15 sind sogar mehr Menschen an Grippe als an Brustkrebs und Prostatakrebs zusammen gestorben. Damit fordert die Influenza derzeit in Österreich die meisten Todesfälle unter den sogenannten impfpräventablen Erkrankungen. „Und das obwohl ungefähr jeder zweite Influenza-Todesfall vermieden werden könnte, wenn sich all jene, die ein hohes Risiko für Komplikationen haben, jährlich impfen ließen.“, betont Professor Herwig Kollaritsch vom Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin an der Medizinischen Universität Wien.

Impfen schützt am besten
Daher unternimmt auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf globaler Ebene große Anstrengungen, um die Impfrate zu erhöhen.

Im Unterschied zu anderen Schutz-Impfungen (wie etwa der Tollwut-Impfung), schützt die Influenza-Impfung allerdings nicht zu 100 Prozent. Dies liegt an den sich ständig verändernden Viren. Zwar untersuchen Referenzlabore auf der ganzen Welt kontinuierlich die zirkulierenden Influenza-Viren und geben ihre Erkenntnisse an die WHO weiter, die darauf aufbauend die jeweils aktuelle Impfzusammensetzung für die Hersteller definiert. Zwischen Empfehlung und Produktion liegen allerdings ein paar Monate, in denen es zu weiteren Mutationen des Virus kommen kann. Außerdem verändert der Produktionsprozess zumeist zusätzlich die Ausgangsviren. „Eine Impfung ist in einem solchen Fall aber trotzdem sinnvoll. Selbst wenn man trotz Impfung erkranken sollte, ist der Verlauf in der Regel harmloser.“, erläutert Herwig Kollaritsch und ergänzt: „Außerdem gibt es keine andere Schutzmöglichkeit“. Er rät daher allen Personen, sich ab sofort impfen zu lassen. Nicht nur aus Gründen des Selbstschutzes, sondern auch, um zu verhindern, seine – vielleicht nicht geimpften – Arbeitskollegen, Familienmitglieder und Freunde oder sogar völlig Unbekannte in der U-Bahn unwissentlich anzustecken.

Impfstellen oder Hausarzt
Auch heuer gibt es diverse Grippe-Impfaktionen z.B. in den Impfstellen der MA 15 in Wien, im Gesundheitsamt der Stadt Graz, oder im Neuen Rathaus in Linz. Manche Versicherungen wie die BVA, die SVA, die SVB oder die OÖGKK sowie das Bundesland Kärnten bieten Impfungen zu einem reduzierten Preis an. Grundsätzlich ist der Impfstoff in der Apotheke erhältlich. Die Impfung kann auch von jedem Hausarzt durchgeführt werden.

www.finefacts.at
 
www.oevih.at 
 
 
 

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