Ida Maly, Selbstportrait, 1917. © Neue Galerie am Universalmuseum Joanneum

Die österreichische Künstlerin Ida Maly (1894–1941) lebte und arbeitete in Wien, München, Berlin und Paris. Ende der 1920er Jahre als „Schizophrene“ in einer psychiatrischen Anstalt institutionalisiert, wirken ihre dort entstandenen Werke wie Prophezeiungen der Gräuel der „Euthanasie“ der Nationalsozialisten an Psychiatrieinsassen. 1941 wurde Ida Maly in der Tötungsanstalt Schloss Hartheim ermordet. Ihr Werk dokumentiert den Weg einer talentierten Malerin in den vermeintlich Goldenen Zwanzigern, die „zwischen den Stilen“ zu ihrer individuellen künstlerischen Sprache fand.

Leben und Werk der österreichischen Künstlerin Ida Maly waren geprägt von den politischen, gesellschaftlichen und künstlerischen Umbrüchen ihrer Zeit. Sie studierte zunächst in Graz und Wien. Um sich neuen Einflüssen zu öffnen, verließ sie die engen Grenzen ihrer Heimat und lebte ab 1918 in München, Berlin und Paris. Sie trieb als Amateurin Sport – Maly nahm an Wettkämpfen im Schwimmen und Turmspringen teil – und arbeitete als freischaffende Künstlerin. Dennoch kämpfte sie in den 1920er Jahren mit zunehmend prekären Lebensumständen. Maly lebte unter anderem von der Anfertigung von Exlibris und Kopien nach Gemälden alter Meister. Als 1921 ihre uneheliche Tochter Elga (1921–1989) geboren wurde, versuchte sie sich und das Kind erst allein durchzubringen, scheiterte aber an den Lebensbedingungen und übergab ihre Tochter an Pflegeeltern in Graz.

Ida Maly, Dachau, 1922. © Neue Galerie am Universalmuseum Joanneum

Ida Maly fertigte im Winter 1923 eine Kopie des Gemäldes Leda mit dem Schwan von Peter Paul Rubens an, das sie in Dresden in der Gemäldegalerie Alte Meister anfertigte. Malys Freund Hans Carl Müller beschrieb in einer Mischung aus Reportage und Satire, wie das „Malweib“ die Kopie vor dem Gemälde fabrizierte und während dieser Arbeit mit allerlei kuriosen Fragen und Kommentaren der Museumsbesucher*innen bestürmt wurde. Auch wenn die Geschichte in bewusst humorvollem Tonfall erzählt wird, so veranschaulicht sie doch die materiellen Nöte einer Künstlerin in den 1920er Jahren, die kaum ihr Überleben sichern konnte.

Maly schuf ein vielschichtiges Werk, das völlig neue Aspekte des österreichischen Kunstschaffens der Zwischenkriegszeit aufzeigt. In Wien und Paris in den Jahren von 1925 bis 1927 entstanden neben Porträts von Kaffeehausgästen Bleistiftzeichnungen mit teilweise fantastischen Motiven. Ihre Arbeiten zeigen stilistische Nähe zu unterschiedlichen Kunstströmungen wie dem Jugendstil, dem Expressionismus, Art déco oder der Neuen Sachlichkeit.

„Zentrales Motiv im Schaffen der Künstlerin ist der Mensch. Von Selbstbildnissen über Porträts von Familienmitgliedern und Freund*innen bis hin zu Aktstudien bearbeitet Maly in ihrem Werk den menschlichen Körper durch Themen wie Religion, antike Mythologie oder die gesellschaftliche Entwicklung ihrer Zeit“, unterstreicht Kuratorin Anna Lehninger.

Es kam jedoch nicht zur vollen Entfaltung der künstlerischen Fähigkeiten Malys, da sie 1928 in die „Landes-Heil- und Pflegeanstalt für Geisteskranke Am Feldhof“ in Graz eingewiesen wurde. Die Umstände dieser Einweisung sind ebenso wenig geklärt wie die verhängnisvolle, heute nicht mehr belegte Diagnose „Schizophrenie“. Im Feldhof hielt die Künstlerin mit dem Zeichenstift die anderen Insass*innen fest und gestand ihnen in einfühlsamen Porträts jene Individualität und Würde zu, welche die zunehmende Unmenschlichkeit der Psychiatrie der 1930er Jahre ihnen absprach.

Etwa ab 1930 wurde Ida Malys Stil immer grafischer und linearer, manche Blätter sind in nur einer Farbe gestaltet, Schrift – in Form von Bildtiteln und kurzen Phrasen aus dem Munde der Dargestellten – bekommt eine zunehmend wichtige Rolle. Zugleich entwickeln sich die Figuren weiter, werden karikaturartig überzeichnet, beispielsweise mit überdimensioniert großen Köpfen. Das Spätwerk Malys ist zunehemend geprägt von einem radikalen Zerfall der Form.

Ida Maly, Lesende Frau im Garten, undatiert (um 1930). © Neue Galerie am Universalmuseum Joanneum

Ida Maly selbst wurde 1941 in Schloss Hartheim in Oberösterreich im Alter von 46 Jahren ein Opfer der grausamen NS-Euthanasie. Das außergewöhnliche Werk der Grazer Malerin und Grafikerin wurde erst in den letzten Jahren wieder entdeckt. Nach der Ausstellung Ida Maly (1894– 1941). Eine Außenseiterin der Moderne in der Neuen Galerie Graz (2005) und der Retrospektive Ida Maly alles Gute zum 111. Geburtstag im Schloss Hartheim (2006) ist die Lentos-Schau erst die dritte Einzelausstellung der Künstlerin in Österreich.

„Mit der Aufarbeitung bedeutender Künstlerinnen leisten die Museen der Stadt Linz einen wichtigen Beitrag zur Neuformulierung der österreichischen Kunstgeschichte. Die Ausstellung und die parallel erscheinende Publikation setzen Ida Maly, einer außergewöhnlich begabten und starken Künstlerin ein Denkmal, erinnern an ihre Geschichte und feiern die Qualität ihrer Werke“, betont Lentos Direktorin Hemma Schmutz.

„Das Lentos setzt mit der von Anna Lehninger hervorragend kuratierten Einzelausstellung zu Ida Maly erneut einen Schwerpunkt auf das beeindruckende zeichnerische Werk einer Frau, deren künstlerische Arbeit viel zu lange die entsprechende Würdigung verweigert wurde. In Kombination mit der Ausstellung ,Female Sensibility‘ im Obergeschoss sind im Kunstmuseum zwei Ausstellungen zu sehen, die die Kraft von Frauen in den Mittelpunkt rücken“, erklärt Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer.

Die Ausstellung im Lentos Kunstmuseum Linz zeichnet anhand von rund 70 ausgewählten Arbeiten Ida Malys Lebensweg nach und zeigt, wie sie sich zwischen den Stilen bewegte und dabei zu ihrer individuellen künstlerischen Sprache fand.

Was: Ausstellung über Ida Maly
Wann: von 22. Oktober 2021 bis 9. Jänner 2022
Wo: Lentos Kunstmuseum Linz

Quelle: Museen der Stadt Linz GmbH

Lesen Sie mehr über das Lentos Kunstmuseum Linz bei uns bitte hier;

www.lentos.at

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