Der Vorgänger mit seinem Nachfolger. Hermann Schellmann (links) leitete 20 Jahre die Geschicke des FC Blau-Weiß Linz. Nun legt er die Agenden um den "Stahlstadtklub" in die Hände seines Nachfolger, Prok. Walter Niedermayr. Foto: Johann Schornsteiner
Der Vorgänger mit seinem Nachfolger. Hermann Schellmann (links) leitete 20 Jahre die Geschicke des FC Blau-Weiß Linz. Nun legt er die Agenden um den „Stahlstadtklub“ in die Hände seines Nachfolgers, Prok. Walter Niedermayr. Foto: Johann Schornsteiner

Mit Ende der Bundesliga-Spielzeit 2016/17 endete auch die 20jährige Ära des FC Blau-Weiß LinzPräsidenten Hermann Schellmann. Das oepb bat den Langzeit-Funktionär für ein Interview noch einmal vor den Vorhang.

oepb: Herr Schellmann, Grüß Sie, wie ist das werte Befinden?

H. Sch.: Besten Dank, gut – aber nach wie vor stressig. Die Firma verlangt nach mir und gerade an Montagen geht es im Betrieb immer sehr turbulent zu.

oepb: Umso mehr freut es uns, dass Sie doch ein bisserl Zeit gefunden haben. Lassen Sie uns gleich in medias res gehen. Wann reifte in Ihnen als langjährigem SK VÖEST Linz-Fan, der seine treue Anhängerschaft am Stehplatz des Linzer Stadions begonnen hatte, der Gedanke, den damaligen FC Linz nicht sterben zu lassen? Bekanntlich wurde ja der Nachfolge-Verein der VÖEST-Werksmannschaft per 21. Mai 1997 aufgelöst.

H. Sch.: Beim letzten Derby am 31. Mai 1997 bat ich unseren Stadionsprecher Wolfgang Bankowsky die alten Gassenhauer „Marmor Stein und Eisen bricht“, sowie „Immer wieder geht die Sonne auf“ zu spielen, da mir bereits klar war, dass es ja irgendwie weitergehen musste. Zu diesem Zeitpunkt, also 10 Tage nach Bekanntwerden der Liquidierung des FC Linz, wussten einige Mitstreiter und ich, dass es das mit dem blau-weißen Fußball in Linz nicht gewesen sein könne.

FC Linz-Fan und Gönner Hermann Schellmann (ganz rechts) im VIP-Club des Linzer Stadions anlässlich des Aufstieges in die 1. Bundesliga im Mai 1996. Zweiter von links: FC Linz-Präsident Komm.-Rat Horst Paschinger. Foto: oepb
FC Linz-Fan und Gönner Hermann Schellmann (ganz rechts) im VIP-Club des Linzer Stadions anlässlich des Aufstieges in die 1. Bundesliga im Mai 1996. Zweiter von links: FC Linz-Präsident Komm.-Rat Horst Paschinger. Foto: oepb

Über das Stadion-Mikrophon am Rasen stehend bat ich den immer noch am Stehplatz ausharrenden blau-weißen Anhang, das Stadt-Derby war längst beendet, die Fan-Utensilien in jedem Falle zu behalten, da es in irgendeiner Art und Weise weitergehen wird.

oepb.: Durch die örtlichen Gazetten geisterten tägliche andere Jubel-Meldungen betreffend FC Linz-Nachfolge. Wo war tatsächlich etwas dran?

H. Sch.: Nachdem Hansjörg Holzinger (Anm.: ehemaliger Masseur und Stadionsprecher beim SK VÖEST) nun Funktionär bei ASKÖ Leonding war, gab es zuerst Bestrebungen, dort etwas aufzubauen. Die Problematik lag jedoch darin, dass das Umfeld in Leonding beim Sportplatz nur sehr wenige Parkplätze aufweist. Auch spielten die Leondinger in der 5. Leistungsklasse und dieser Sprung war dann doch etwas zu hoch. In dieser Zeit führte ich auch Gespräche mit Alois Froschauer (Anm.: damaliger Generaldirektor der SBL / Stadtbetriebe Linz) und bat ihn, als Sponsor einzusteigen. Froschauer, der uns dann im Laufe der Jahre – sei es als SBL, oder spätere LINZ AG – stets finanziell tatkräftig unter die Arme griff, konnte uns zwar für den Moment nicht helfen, verwies mich jedoch an Erich Zauner, den Obmann von SV Austria Tabak. Kurioserweise kam unmittelbar danach Jürgen Werner zu mir, der mir den Tipp von Austria Tabak flüsterte. Zur gleichen Zeit stand jedoch Herr Zauner bereits vor meiner Bürotüre. Und so kamen die ersten Gespräche zustande. Man muss auch sagen, dass der Tabak-Platz eine bessere Verkehrsanbindung als der ASKÖ Leonding-Platz hatte. Weiters waren Park-Möglichkeiten vorhanden und das Areal lag inmitten von Linz und als Linzer Verein verstanden wir uns ja alle. Ein nicht unwesentlicher Punkt war, dass Austria Tabak in der 1. OÖ-Landesliga spielte, demnach der 4. Leistungsstufe. Und last but not least – die „Tschikbude“ hatte blau-weiße Vereinsfarben. Ich möchte auch noch erwähnen, dass es von drei Seiten her Bestrebungen gab, einen neuen Verein ins Leben zu rufen.

FC Blau-Weiß Linz-Gründungsfoto am 1. August 1997. Von links: OÖ-Landessportdirektor Alois Hartl, Bürgermeister Dr. Franz Dobusch, Präsident Hermann Schellmann, ASVÖ-Präsident und ehemaliger SK VÖEST-Kassier Konsulent Willi Altenstrasser, sowie Austria Tabak-Obmann Ing. Erich Zauner. Foto: oepb
FC Blau-Weiß Linz-Gründungsfoto am 1. August 1997. Von links: OÖ-Landessportdirektor Alois Hartl, Bürgermeister Dr. Franz Dobusch, Präsident Hermann Schellmann, ASVÖ-Präsident und ehemaliger SK VÖEST-Kassier Konsulent Willi Altenstrasser, sowie Austria Tabak-Obmann Ing. Erich Zauner. Foto: oepb

Einerseits die Gruppe von Austria Tabak, die ohne die finanziellen Zuwendungen der Österreichischen Tabakregie vor dem Ruin gestanden sind, dann eine Gruppe aus dem Fan-Lager, der drei potente Anhänger vorgestanden sind und eben meine Bekannten und Freunde, die ebenso langjährige Anhänger und Gönner des FC Linz waren. Und so fing alles an.

oepb.: Das heißt also, dass die Kooperation von Austria Tabak / Sektion Fußball und den Resten, wenn man so will, des FC Linz quasi über Nacht aus der Taufe gehoben wurde?

H. Sch.: Ja! An dieser Stelle darf ich noch erwähnen, dass sich Obmann Zauner als absolut problemloser Verhandlungspartner zeigte, wenig Ansprüche stellte und stets betonte, dass er darob froh wäre, wenn es mit seinem Lebens-Verein in irgendeiner Art und Weise weitergehen würde. Solche Ehrenmänner, wie den Herrn Zauner, die gibt es leider heute nicht mehr!

oepb.: Wie ging es mit dem neuen Linzer Fußball-Baby weiter?

H. Sch.: Nun, nachdem wir uns sehr hurtig darauf geeinigt hatten, den Verein FC Blau-Weiß Linz zu taufen und auch sehr rasch ein geeignetes Logo zur Hand war (Anm.: das rechteckiges FC Linz-Logo war, ebenso wie der Name, rechtlich geschützt, man wollte sich Unannehmlichkeiten ersparen, also ein kompletter Neustart mit neuem Namen) traten mit Fritz Hofmann und Hermann „Mandi“ Poferl zwei Ur-Tischikbuderl – wenn ich das so sagen darf – auf mich zu und unterstützen unsere Bestrebungen für einen Neustart von der Spieler-Seite her. Die Aktiven waren, so wurde mir versichert, allesamt froh, dass es mit einem neuen Verein weitergehen wird. Es gab, gerade von finanzieller Seite her, keine allzu großen Beanstandungen der Kicker, also konnten wir in der 4. Liga durchstarten und unser Projekt beginnen.

oepb.: Stichwort FC Linz! Gab es nie Bestrebungen, den „alten“ Namen beizubehalten?

H. Sch.: Oh doch, es scheiterte allerdings am Geld. Franz Grad wollte, was sein gutes Recht war, jenes FC Linz-Spieler-Kapital abgelöst haben und diese Summe war uns schlichtweg zu hoch, wir konnten sie nicht erfüllen.

oepb: Mit dem sogenannten „Auferstehungsfest“ am 1. August 1997 am Tabak-Platz, der an jenem Tag den Namen „Donauparkstadion“ erhielt, sahen Sie aufgrund der zahlreichen Fan-Teilnahme, wie groß die Freude und Begeisterung für den Fortbestand des blau-weißen Fußballs in Linz sein wird.

Der Präsident als Fan ... und umgekehrt. Seine Blau-Weißen bereiteten ihm stets große Freude. Hier bei der gewonnenen ersten Meisterschaft im Juni 2000 in St. Florian. Der heutige ÖFB-Präsident Leo Windtner zog mit seinen Florianern den Kürzeren. Foto: oepb
Der Präsident als Fan … und umgekehrt. Seine Blau-Weißen bereiteten ihm stets große Freude. Hier bei der gewonnenen ersten Meisterschaft im Juni 2000 in St. Florian. Der heutige ÖFB-Präsident Leo Windtner zog mit seinen Florianern den Kürzeren. Foto: oepb

Es begann dann auch so, dass das Team bei seinen Heimspielen über 1.000 Anhänger hinter sich wusste und auch auswärts Volksfeststimmung vorherrschte, wenn der blau-weiße Fan-Tross anreiste. Leider gab es auch oft den Beigeschmack, dass der Blau-Weiß-Anhang „Bundesliga-erprobt“ war, von nun an quasi 14tägig „Cup-Spiele“ aufgrund der ländlichen Idylle anhand der Auswärts-Partien verfolgte und sich ob des erhöhten Alkoholkonsums leider auch nicht immer so rühmlich benahm. Es folgten nach Platzstürmen Geldstrafen und sogar auch einmal eine Platz-Sperre.

H. Sch.: Ehrlicherweise muss ich sagen, dass wir ja nie finanziell auf Rosen gebettet waren. Und wenn dann am Montag wieder in den Zeitungen zu lesen war, dass sich unsere Anhänger daneben benommen hatten, kostete das insofern Kraft und Energie, dass uns meist um „5 vor 12“ etwaige Sponsoren wieder abgesprungen sind. Wir standen oft vor Vertrags-Abschlüssen, die dann leider eben geplatzt sind. Dennoch darf ich festhalten, dass mir von vielen Seiten versichert wurde, dass unser „Baby“ für die gesamte Liga eine absolute Bereicherung war. Unser Anhang trat bunt und lautstark im gesamten Bundesland auf und die jeweiligen Kassiere freuten sich natürlich über die Mehreinnahmen, die unsere Anhänger den jeweiligen Vereinen bescherten.

oepb: Es wirkte nach der Kühle in einem leeren Linzer Stadion im engen Donaupark nicht nur heimelig und man war näher am Spielgeschehen, die Fans und der neue Verein waren von Anbeginn an verwurzelt. Dies ging soweit, dass gemeinsam der Platz adaptiert wurde, dass auch schon einmal der Hut herum gereicht wurde, wenn es darum ging, eine drohende Verbands-Geldstrafe finanziell ein wenig abzufedern, bis dort hin, das Team, auch oder gerade wenn es einmal sportlich nicht so lief, frenetisch zu unterstützen.

H. Sch.: Ja, das war uns im Vorstand klar, dass wir einen absolut guten Anhang hatten und auch zahlreiche Spieler kamen gerne zu uns, weil diese meinten: „Bei Euch rührt sich was beim Match! Da möchten wir dabei sein.“ Das Finanzielle mit den Kickern zu besprechen ging dann oft so nebenbei mit. Dies alles überwog natürlich und als kleiner familiärer Verein versuchten wir auch, unsere Fans stets im Zaum zu halten. Dies gelang zwar nicht immer, aber irgendwann wurde auch dem Unvernünftigsten klar, dass „Bier schütten“ und bei einem vermeintlichen Fehlpfiff des Schiedsrichters hineinzulaufen und dergleichen patout nichts bringt.

oepb: Stichwort wenig Geld. Wie konnten Sie den Verein durch all die Jahre manövrieren? Gab es aus von der voestalpine noch Zuwendungen?

H. Sch.: Nun, wir hatten stets „kleinere“ Sponsoren an der Hand, die uns immer wieder über Wasser gehalten hatten. Es ging sich immer irgendwie aus. Die VÖEST hatte für den Fußballsport absolut nichts mehr übrig. Ihr Steckenpferd wurde mehr und mehr die Kultur. Es gab jedoch von vereinzelten Holdings und deren Betriebsräten Dauer- und VIP-Karten-Käufe, die uns dann doch auch geholfen hatten. Überhaupt gestaltete sich die Sponsoren-Suche stets schwierig.

Auch, wenn es darum ging, verdienstvolle Spieler mit Pauken und Trompeten zu verabschieden, ließ sich Präsident Schellmann nicht zweimal bitten. Hier mit dem Blau-Weiß Goalgetter a.D. Andi Huemer. Foto: oepb
Auch wenn es darum ging verdienstvolle Spieler mit Pauken und Trompeten zu verabschieden, ließ sich Präsident Schellmann nicht zweimal bitten. Hier mit dem Blau-Weiß Goalgetter a.D. Andi Huemer. Foto: oepb

Der LASK tat sich da leichter, weil die immer die Wirtschaft in Linz und Oberösterreich hinter sich gehabt hatten. Auch, als es sportlich mit ihnen bergab ging, ließen die Kaufleute, auch ein wenig aufgefordert von der Politik, den LASK nicht untergehen. Und wenn dann wieder einmal eine nicht so gute Schlagzeile über uns zu lesen war, dann fiel auch der eine oder andere sicher geglaubte Sponsor wieder um. Dennoch darf ich festhalten, dass unsere Anhänger den Verein zu etwas besonderem gemacht hatten. Wenn dem nicht so gewesen wäre, hätten wir zusperren und den „Hut draufhauen“ können.

oepb: In 20 Jahren ist viel geschehen am sportlichen Sektor. Ihre Erinnerungen daran?

H. Sch.: Wir wurden Meister und sind wieder abgestiegen. Es war ein stetes Auf und Ab. Dennoch, so ehrlich muss ich sein, hätte ich mir nicht gedacht, dass wir beispielsweise in der 2. Bundesliga spielen würden, als wir in der 4. Liga begonnen hatten. Die Cup-Siege gegen den LASK (Anm.: 3 : 1 am 27. August 2002), als auch gegen den FC Redbull Salzburg (Anm.: 3 : 1 am 19. September 2010), wobei wir jeweils zu diesem Zeitpunkt eine tolle Truppe hatten, der zuzuschauen große Freude bereitete, waren herrliche Erlebnisse. Auch die beiden Cup-Spiele gegen RAPID waren schöne Momente. Dann natürlich der erste Aufstieg 1999/2000 in die 3. Liga und 2011 in die 2. Liga. Als große Enttäuschung empfinde ich auch heute noch den Nichtaufstieg gegen den BSV Bad Bleiberg (Anm.: Relegations-Spiele: 2 : 0 auswärts, 2 : 4 in Linz, wenngleich Blau-Weiß zur Pause noch mit 2 : 1, in Summe demnach 4 : 1 geführt hatte und den sicher geglaubten Aufstieg in nur einer Halbzeit komplett vergeigt hatte), sowie der Abstieg aus der Bundesliga 2013.

oepb.: Und 2007, als der Abstieg aus der 3. in die 4. Liga passierte? Blau-Weiß „feierte“ demnach den 10. Jahrestag des Bestandes genau dort, wo man begonnen hatte, in der 4. Liga.

H. Sch.: Da sich in jenem Jahr unsere schlechten Leistungen durch die gesamte Saison gezogen hatten, zeichnete sich das irgendwie ab. Aber wir krempelten die Ärmel hoch und kehrten nach nur einem Jahr in der Landesliga wieder in die Regionalliga zurück. Ich würde das als kleinen Betriebsunfall einstufen.

oepb: Als Präsident vom alten Schlag, sprich Wort- und Handschlag-Qualität Ihrerseits, hatten Sie vermutlich nicht nur Spieler, die damit umzugehen wussten. Gab es auch hier Freude und/oder Enttäuschungen am Spieler-Sektor, weil diese zwar viele Fans und Stimmung sahen, aber dem Vernehmen nach einfach auch viel verdienen wollten.

H. Sch.: Früher war es mit den Kickern noch leichter. Wir vereinbarten etwas per Handschlag und spätestens zwei Tage darauf lag der Vertrag unterschriftsreif vor. Ja, wir konnten alle damit umgehen und uns auch in die Augen sehen, die Aktiven und wir vom Verein.

oepb: Herr Schellmann, 20 Jahre Präsident bei einem Verein zu ein, ist eine lange Zeit. Sie reihen sich damit nahtlos in eine Ära ihrer Vorgänger Johann Rinner und Franz Ruhaltinger vom SK VÖEST, als auch Komm.-Rat Rudolf Trauner vom LASK ein. Diese aussterbende Kaste der Langzeitdiener für einen Verein scheint komplett aus der Mode gekommen zu sein. Hand aufs Herz, haben Sie diese Ihre Tätigkeit jemals bereut und würden Sie alles noch einmal so machen?

H. Sch.: Zuerst darf ich anführen, dass das alles ohne die Unterstützung meiner Familie natürlich nicht möglich gewesen wäre. Meine Gattin war damit einverstanden und begleitete mich auf diesem Weg. Auch meine Söhne gingen mir in der Firma zur Hand und so hatte ich natürlich mehr Zeit für den Verein. Rückwirkend betrachtet überwog natürlich das Schöne und im Nachhinein ist man stets klüger, aber als mir wieder einmal ein etwaiger Gönner umgefallen war, oder nach dem Abstieg 2013 aus dem Oberhaus dachte ich schon ernsthaft darüber nach, ein bestelltes Haus zu übergeben.

Hermann Schellmann war ein Präsident zum Anfassen. Unglaublich, wie rasch die letzten 20 Jahre verstrichen sind. "Habe die Ehre" und "Glück auf!" Ein großes Stück Linzer Fußballgeschichte wurde von diesem Funktionär gravierend mitgeprägt. Foto: oepb
Hermann Schellmann war ein Präsident zum Anfassen. Unglaublich, wie rasch die letzten 20 Jahre verstrichen sind. „Habe die Ehre“ und „Glück auf!“ Ein großes Stück Linzer Fußballgeschichte wurde von diesem Funktionär gravierend mitgeprägt. Foto: oepb

Gerade die Sponsoren-Suche verlief, wie erwähnt, nicht gerade leicht. Uns haftete stets das Image des SK VÖEST-Arbeiter-Vereines an und nicht selten wurde mir gesagt, dass doch die VÖEST´ler wieder finanzieren sollten. Dieses Image haben wir zwar heute nicht mehr in jener ausgeprägten Form wie früher, aber dem lieben Geld laufen bekanntlich alle nach. Dieses Ehrenamt, das meine Mitstreiter vom Vorstand und ich jahrelang ausübten, machte uns jedoch Spaß wenn wir sehen konnten, dass wieder etwas ein bisserl weitergegangen war. Natürlich wollten wir den Verein wirtschaftlich so gesund wie nur möglich etablieren und auch aufsteigen. Dies war stets unser Ziel, aber nie um jeden Preis. Heute kann ich stolz darauf zurückblicken, was uns alles gelungen ist und was wir allesamt – Freunde, Gönner, Anhänger etc. – geschaffen haben. Durch unsere Bekanntwerdung im Laufe der Jahre und zahlreiche geknüpfte Kontakte meinerseits in Wirtschaft und Politik konnten wir den FC Blau-Weiß Linz sehr wohl gut positionieren und auch die Marke etablieren. Ja, es machte Spaß, trotz Widrigkeiten, aber wie erwähnt – das Schöne überwiegt natürlich.

oepb: Und nun der Abschied nach 20 Jahren. Gestatten Sie mir die kurze Frage nach dem „Warum“?

H. Sch.: Irgendwann hört man auf zu kämpfen! Wirtschaftlich wurde es nicht leichter und der Zeitaufwand den Verein zu führen, war schon enorm. Mir verblieb immer weniger Zeit für meine Firma und die sportlichen Termine wurden stets auf die wirtschaftlichen und privaten Termine abgestimmt. In den 20 Jahren leisteten meine Gattin und ich uns kaum Urlaub und wenn, dann nur eine Woche irgendwo in der Nähe. Weiters sind einige Dinge im Verein und meine Person betreffend geschehen, die ich nicht mittragen wollte und die mir den rascheren Abschied doch viel leichter gemacht haben. Aber ich wünsche meinem Freund Walter Niedermayr bei dieser Aufgabe von Herzen alles Gute und unserem Verein viel Erfolg.

oepb.: Ein perfektes Schlusswort! Werter Herr Schellmann, unser Gespräch dauerte nun doch länger, als geplant. Danke für Ihre Zeit und alles Gute für Ihr weiteres Tun in Zukunft. „Habe die Ehre!“

H. Sch.: Auch ich habe zu danken.

Anmerkung: Wie anderorts bereits mehrfach erwähnt, stand der Anhang des blau-weißen Linzer Fußballs relativ kurzfristig ohne Fußballmannschaft da. Wer jemals mit dem Virus eines Fußballvereins infiziert wurde, der weiß, was es bedeutet, wenn urplötzlich nicht nur kein Ziel, sondern schlichtweg auch kein Verein mehr vorhanden ist. Hermann Schellmann war detto Fan und begeisterter Anhänger des Fußballsports. Selbst seinerzeit aktiv im gesamten Nachwuchsbereich beim SK VÖEST, bei ASKÖ Leonding und bei Polizei SV Linz, war er jahrzehntelang Anhänger des SK VÖEST-Fußballs und als solcher in späterer Folge auch Gönner und Mäzen. Auch seine beiden Söhne durchwanderten die Nachwuchsklassen bei VÖEST und dem späteren FC Linz. In ihm reifte sehr rasch nach dem Bekanntwerden der sogenannten Fusion in Linz der Gedanke, den blau-weißen Fußball in Linz nicht sterben zu lassen. Mitstreiter und Weggefährten waren rasch zur Stelle und so startete das Projekt FC Blau-Weiß Linz, deren Präsidentenamt Hermann Schellmann sagenhafte 20 Jahre lang ausgeübt hatte.

Der scheidende Präsident im Kreise seiner Spieler. Es war einmal, und es war einmal schön. Foto: Johann Schornsteiner
Der scheidende Präsident im Kreise seiner Spieler sagte zum Abschied leise Servus. Es war einmal, und es war einmal schön. Foto: Johann Schornsteiner

Er war ein Präsident zum Angreifen. Er war nach den Spielen stets zur Stelle, stellte sich den Anhängern, um im Dialog über etwaige Ungereimtheiten zu plaudern, es wurde ihm jedoch auch nicht zu blöd, sich mit einem blau-weißen Schirm „bewaffnet“ vor den aufgebrachten Fans aufzubauen, und einen sich anbahnenden Platzsturm damit noch in allerletzter Sekunde abzuwenden. Nach einem Auswärtsspiel nahm er auch schon einmal gerne den einen oder anderen Anhänger in seinem Wagen mit um anhand der Heimreise – no na – über Fußball und Blau-Weiß zu plaudern. Ja, er war ein Präsident, der jene Bezeichnung noch verdient hatte. Genau genommen war er „Blau-Weiß“, lebte er doch Tag und Nacht für seinen Verein. Die Fußstapfen, die Herman Schellmann nun hinterlässt, sind sehr groß. Walter Niedermyr, selbst ein langjähriger Anhänger der SK VÖEST-Fußballmannschaft konnte als Vize-Präsident jahrelang mit Hermann Schellmann quasi Seite an Seite den Verein mitführen. Nun ist er selbst am Ruder und wird die Linzer Blau-Weißen in die Zukunft führen. Als Zweitligist hinerläßt Hermann Schellmann einen bestellten Hof, denn genau genommen dachte sich damals, 1997, niemand, jemals wieder im österreichischen Oberhaus aktiv sein zu können. Der Crew um Präsident Schellmann gelang dieser Husarenritt. Im 21. Bestandsjahr vor dem 4. Zugehörigkeitsjahr zur 2. Bundesliga zu stehen, das kann sich wahrlich sehen lassen. Der „Stahlstadtklub“, er lebt – und das sehr gut.

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