Er war der Inbegriff des modernen, universellen Künstlertyps. Sie war eine faszinierende Frau, die als Managerin und Stifterin fungierte, aber auch die wichtigsten Künstler*innen ihrer Zeit inspirierte. Erstmals gibt die Lentos-Ausstellung Einblicke in das gemeinsame Wirken von Joella und Herbert Bayer, ihre Netzwerke, Freundschaften und ihre großzügigen Schenkungen an das Linzer Kuntsmuseum.
Herbert Bayer (1900–1985) war der vielseitigste aus Oberösterreich stammende Künstler des 20. Jahrhunderts. Dem Bauhaus-Meister, der für das NS-Regime als Werbegrafiker tätig war und 1937 als „entarteter Künstler“ diffamiert wurde, gelang schon vor seiner Emigration in die USA im Jahr 1938 eine internationale Karriere. Bayer wurde zum Inbegriff des neuen, universellen Künstlertyps. Seine Karriere führte ihn von Linz über Deutschland in die USA, wo er seine Arbeit nach Bauhaus-Manier mit internationalen Konzernen, Museen oder dem Tourismus fortsetzte. Als Architekt, Designer, Maler, Bildhauer und Landschaftsgestalter prägte er u.a. das Ortsbild von Aspen, wo erst dieses Jahr das Resnick Center for Herbert Bayer Studies eröffnet wurde. Mehr als 200 Werke, darunter Ikonen wie Bayers surrealistisches Selbstportrait oder die konzeptionellen Gemälde Lightning Gate oder Foursome, sind aktuell in der Schau im Lentos Kunstmuseum Linz zu sehen. Private Fotografien aus US-Archiven und von Irene Bayer Hecht (1898–1991), sowie Isa Gropius (1897– 1983) aus dem Bauhaus und Literatin Mina Loy (1882–1966) ergänzen den umfassenden Fundus, der dank großzügiger Stiftungen zwischen 1986 und 2004 von Herbert und Joella Bayer an das Lentos erging und durch aktuelle Neuankäufe noch erweitert werden konnte.
„Joella Bayer ist es zu verdanken, dass das Lentos heute durch mehrere großzügige Stiftungen über die größte und wichtigste museale Bayer-Sammlung in Österreich verfügt. Im Zuge der Recherchen für die aktuelle Ausstellung konnten wir das Bayer-Archiv gründen, das Fotografien und Dokumente enthält, die für die Forschung von unschätzbarem Wert sind und auch über unsere Online-Datenbank einsehbar ist. Das Archiv befindet sich noch im Aufbau und wird sukzessive ergänzt.“, so Elisabeth Nowak-Thaller, Kuratorin der Ausstellung und Leiterin der Gemäldesammlung
Erstmals wird in der Lentos-Ausstellung auch das gemeinsame Wirken mit seiner Frau Joella beleuchtet, die als Managerin und Stifterin maßgeblich am künstlerischen Erfolg Bayers beteiligt war. Joella (1907–2004), Tochter der berühmten Literatin, Künstlerin und Feministin Mina Loy kümmerte sich nicht nur um den Nachlass ihres Mannes. Sie managte sein Künstlerdasein, war Muse für Dalí oder Man Ray und brachte Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Kunst zusammen. Neben der Beziehung zu Joella wird in der Ausstellung auch der große Einfluss von Bayers erster Frau Irene Bayer-Hecht, die ihren (Ex)-Mann nicht nur bei der Emigration nach Amerika unterstützte, sondern seine Karriere auch als Reprofotografin vorantrieb. Zum ersten Mal überhaupt werden Erinnerungsfotos und liebevolle Andenken an die jung verstorbene Tochter Julia, die aus der ersten Ehe mit Irene stammte, gezeigt.
„Mit der Ausstellung wollten wir nicht nur das internationale Œuvre Herbert Bayer in den Mittelpunkt rücken, sondern auch die Leistungen der Frauen hervorheben, die den Erfolg und das Schaffen dieses Künstlers maßgeblich und nachhaltig mitgestaltet haben. Sie haben Bayer nicht nur als Managerinnen und Beraterinnen unterstützt, sondern teilweise auch selbst als Künstlerinnen Herausragendes geleistet. Darüberhinaus sind sie es, die dafür gesorgt haben, dass Herbert Bayers Werk bis heute überdauert hat.“, ergänzt Hemma Schmutz, Direktorin Lentos Kunstmuseum Linz.
Ein weiterer noch nie gezeigter Fokus präsentiert Bayer in der Lentos-Schau als erfolgreichen Werbedesigner in Deutschland und den USA. Bayer war bereits in Deutschland Art Director für die Zeitschriften Vogue sowie Die neue Linie tätig, als auch Direktor der Zweigstelle der amerikanischen Werbeagentur Dorland. In den USA designte er Cover für die Magazine Life oder Fortune und gestaltet Ausstellungen für das MoMA in New York. Außerdem gestaltete er Werbekampagnen für die Container Corporation of America (CCA) oder die Atlantic Richfield Company (ARCO). In der Schau veranschaulichen Werbeplakte und Designentwürfe sein vielfältiges Schaffen.
„Das Werk Herber Bayers, eines Künstlers mit oberösterreichischen Wurzeln, hat bis heute enormen Einfluss auf Design, Kunst und Werbung. Sogar Apple-Gründer Steve Jobs ließ sich einst in Aspen von Bayers Gestaltungsprinzipien inspirieren und verfolgte seitdem ein simples elegantes Design, das zum Welterfolg wurde. Die Schau im Lentos bietet die Gelegenheit in die Welt des Bauhaus einzutauchen und sich selbst kreativ zu betätigen.“, meint etwa Doris Lang-Mayerhofer, Stadträtin für Kultur, Tourismus und Kreativwirtschaft der Stadt Linz.
Während der vordere Teil der Schau, die Fülle der Bayer-Sammlung nach Vorbild eines Schaudepot zeigt, lädt die Mitte des Saals inspiriert von Bauhaus-Ideen das Publikum zur eigenen Benutzung und Gestaltung ein. Elemente dieses interaktiven Bereichs können verschoben und verändert werden. So entsteht der Ausstellungsraum immer wieder aufs Neue. Die Ausstellungsgestaltung übernahm das renommierte Designer-Duo Nicole Six & Paul Petritsch.
Anlässlich der Ausstellung Herbert und Joella Bayer. Gemeinsam für die Kunst richtet das Lentos am 7. Oktober 2022 außerdem ein international besetztes Symposium aus, das die Vielfalt der Forschungsansätze und Perspektiven auf Herbert Bayer in den Mittelpunkt rückt und so die Relevanz und Vitalität seines spartenübergreifenden, internationalen Œuvre belegt. Mit der Schau stellt das Lentos noch bis 8. Jänner 2023 sein einmaliges Bayer-Archiv in den Mittelpunkt, das zu den größten Sammlungen des Universalkünstlers in Europa zählt.
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Quelle: Museen der Stadt Linz GmbH
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