Voller Begeisterung zieht die bayrische Familie Alexander in den späten 1950er-Jahren vom Chiemsee nach Thüringen, wo der Vater Direktor im Erfurter Zoo wird. Ein Paradies für die Kinder Lotte, Bruno und deren Schwestern. Doch dann wird die Mauer gebaut, und es gibt kein Zurück. Obwohl der musikalisch hochtalentierte Bruno gerade frisch verheiratet und Vater geworden ist, flieht er Hals über Kopf in den Westen. Er ist frei, hinterlässt aber eine geschockte Familie, deren Leben nun vollends aus den Fugen gerät. Besonders als Bruno den Vater anfleht, seiner Frau und dem Baby zur Flucht zu verhelfen …
Was als Kindheitsparadies beginnt, endet im Albtraum: Familie Alexander ist nach dem Bau der Mauer in der DDR gefangen. Als Nichtparteimitglied mit Westkontakt verliert der Vater schon bald seinen Traumberuf im Erfurter Zoo und die Kinder müssen sich schweren Herzens von den Tieren verabschieden. Sohn Bruno stürzt seine Familie erst recht in die Katastrophe, als er seine Fluchtmöglichkeit nutzt und unter Gewehr-Beschuss durch die Werra schwimmt. Das Chaos ist perfekt, nachdem es ihm sogar gelingt, die erfolgreiche Flucht für seine junge Frau samt Baby zu organisieren. Als angeblicher Mitwisser wird der Vater ins Gefängnis gesteckt, woran die Mutter zerbricht. Als diese unheilbar an Krebs erkrankt, wagt Bruno, der inzwischen im Westen beruflich und privat Fuß gefasst hat, das Unfassbare: Er kehrt zurück nach Erfurt, um seine Mutter noch einmal zu sehen. Das hat erneut schwerwiegende Konsequenzen, die auch seine Schwester Lotte, ihren Mann und ihre Kinder hart treffen. Jahrzehnte später macht sie sich auf die Suche nach Bruno, denn die Liebe zu ihrem Bruder reicht weit über alle Grenzen;
oepb-Rezension:
Familie Alexander steht vor einem großen Abenteuer: Ende der 1950er Jahre bekommt der Vater ein hervorragendes Angebot, denn er soll Direktor des Erfurters Zoos werden. Also packt die Familie ihre sieben Sachen und macht sich auf, um vom idyllischen Chiemsee in Bayern in die Hauptstadt Thüringens zu ziehen.Noch ahnen sie nicht, dass es eine Reise ohne Wiederkehr sein wird, denn schon bald ist der Weg zurück zu den Verwandten durch den Bau der Mauer in Berlin im Jahre 1961 und aufgrund der undurchdringbaren Grenzen zwischen Deutschland-West und –Ost versperrt. Das Stasi-Regime wacht über der ganzen Familie. Einzig Bruno, der virtuose Geigenspieler wagt es, sich der Diktatur zu widersetzen und flüchtet in den Westen. Seine Flucht hat weitreichende Konsequenzen für die ganze Familie, die noch bis in die späten 1980er Jahre zu spüren sein wird. Doch das ahnt damals freilich noch niemand …
Der neue Tatsachenroman von Hera Lindist der beste Beweis dafür, dass Blut dicker ist als Wasser. Die Autorin beschreibt – einmal mehr – sehr detailgetreu die Lebensgeschichte einer Familie, die beim Lesen sehr berührt. Aus den einst glücklichen „Alexanders“ wird dank des Stasi-Regimes eine zerbrochene und geschundene Familie, die viel Leid ertragen muss. Egal ob Bespitzelungen durch die ach so lieben Freunde, Verwanzen der Wohnung, Sippenhaft und Misshandlungen im Staatsgefängnis – nichts wird beschönigt oder gar ausgelassen. Und gerade das macht diesen Roman zu einem Zeitzeugnis, denn es ist noch gar nicht so lange her, dass das alles tatsächlich hinter dem eisernen Vorhang passiert ist. Dieser Buch-Titel ist ein Teil der deutsch-deutschen Geschichte und schreit geradezu danach, unbedingt gelesen zu werden. Denn auch 30 Jahre danach – am 9. November 1989 fiel die Mauer zu Berlin – dürfen solche Schicksale nicht ungehört verhallen.
Eine rührende Tatsachen-Geschichte. Unbedingt lesen. Sehr empfehlenswert!
Über die Autorin:
Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit ihren zahlreichen Romanen sensationellen Erfolg hatte. Mit den Tatsachenromanen wie „Die Frau, die zu sehr liebte“, „Hinter den Türen“ und „Die Frau, die frei sein wollte“ eroberte sie erneut die SPIEGEL-Bestsellerliste und machte dieses Genre zu ihrem Markenzeichen. Hera Lind lebt und arbeitet mit ihrer Familie in Salzburg.