CD Cover HELLER LIEST ARTMANN 2010_Scan oepb.atDu Hundsbua“ soll der Rudi einem mit seinem Dackel im Prater dahin spazierenden Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow nachgerufen haben, erzählt André Heller leutselig in einer seiner Anekdoten auf der hier vom ORF aufgezeichneten Lesung von Gedichten H. C. (steht im übrigen für Hans Carl) Artmanns beim Salzburger Literaturfest 2010. Ob die Geschichte stimmt oder nicht, das will man erst am Ende glauben, denn neben dem Rudi und dem H.C. Artmann soll auch der Helmut Qualtinger dabei gewesen sein und der war ja besonders bekannt für seine „Anekdoten“. Das Weltgericht ging zwar am Außenminister Molotow, der bei allen Sauereinen Stalins dabei war, vorbei, nicht jedoch die drei Wiener Buam im Prater, die`s ihm so richtig reinsagten. Immerhin, der Rudi konnte auch Russisch und beschimpfte den Molotow fast 15 Minuten lang. „Ollem bin i auskumman, nur den drei Wiener Noarnn nid!“, soll der Qualtinger an der Stelle des Molotow laut gedacht haben.

Das Publikum zerreißt`s vor Lachen und der Hörer freut sich auf`s nächste Gedicht und weitere Anekdoten.

Am besten liest mich der Heller!“, soll H. C. Artmann selbst gesagt haben. Wohlan, „do hommas Gscheer“, würde man gerne hinzufügen wollen, denn tatsächlich ist die Aufnahme – live – und der Heller, der: „Manchmal die Sperrbezirke seiner Phantasien und Traumverwirklichungen verlässt, um leibhaftig auf einer Bühne zu erscheinen, um uns dort auf unvergessliche Weise zu verzücken und mit Geschichten, Gedichten und Improvisationen zu glänzen.“, so Hilde Spiel in der FAZ (Frankfurter Allgemeine) kommt voll in Fahrt, auch wenn sein Wienerisch, nicht wirklich an das eines Artmanns heranreicht. Heller, der Enkel aus der Familie der Wiener Süßwarenhersteller „Gustav & Wilhelm Heller“, die durch die Erfindung der Dragés weltbekannt wurde, ist besonders als Tausendsassa bekannt, der sowohl als Dichter, Chansonnier, als auch Großveranstalter international Furore machte. Hellers Familiengeschichte liest sich fast genauso spannend und traurig wie die Gedichte Artmanns, denn seine Familie und die Fabrik, die ihre Energie zur Erzeugung der Süßigkeiten mittels Dampf aus dem damaligen Beatrixbad in Wien-Landstraße (3. Bezirk) bezog, hat Kontinuitäten bis heute, denn eben dieses Bad soll 2016 wieder eröffnet werden, diesmal auch wieder mit Dampf, aber ohne Süßwarenherstellung. Natürlich gibt es auch Heller`s Konfekt noch, aber der Familienbesitz wurde arisiert.

Dieser Meinung war H. C. Artmann nicht zu Unrecht! Beim Salzburger Literaturfest 2010 entstand die Aufnahme zu dieser Sternstunde der Interpretation. André Heller präsentiert Gedichte aus dem Kultbuch „Med ana schwoazzn Dintn“ und erzählt Anekdoten aus seiner Freundschaft mit H. C. Artmann, Helmut Qualtinger, Hubert Aratym und anderen Größen der Wiener Kulturszene. Ein absolutes Hör-Ereignis!

H. C. Artmann war einer der früheren Ermutiger, die zu Andre Heller sagten: „Dich darf es geben. Du darfst Dich nicht verbiegen und Du darfst das tun, was Du in Dir spürst! Wenn Du meinst, Du musst Dich in die Populärkultur stürzen, dann tu dies.“ Und weiters ermunterte er Andre Heller: „Wenn Du die Möglichkeit hast, viele Menschen zu erreichen, dann tu es bitte. Und was wir uns im tiefsten unseres Herzen wünschen, ist doch, dass wir aufwachen und tausende von Menschen zuhören und man berühmt ist!“

Und an diesem Abend schaffte es Andre Heller, dass Hundert Tausende zuhörten. Heller wurde damit sozusagen zu einem Brückenbauer und es ward ein Abend voller Zauber …

Tatsächlich ist die Verwendung des Wienerischen nicht typisch für sein gesamtes Werk. Artmanns Romane, seine Lyrik und seine Erzählungen sind geprägt von einem spielerischen Surrealismus und einem vom Dadaismus beeinflussten Spiel mit der Sprache.

Hörprobe:
 
HELLER LIEST ARTMANN
Ein Ereignis vom Salzburger Literaturfest am 28. Mai 2010
CD / LITERATUR
Gesamtspielzeit: 57.39
ISBN: 978-3-902733-33-7
Direkt zu bestellen im ORF Shop:
 
www.andreheller.com/de/
 
 

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