Mit einer Web-Ausstellung zu den österreichischen Kostümfilmen der Nachkriegszeit, pünktlich am 1.1.2021 gelauncht, startete das Haus der Geschichte Österreich ins neue Jahr. Starke weitere Online-Themenschwerpunkte, drei Ausstellungen auf dem Alma Rosé-Plateau und Outdoor-Ausstellungen auf dem Heldenplatz werden folgen. Foto: © HdGÖ

„Zeitgeschichte bewegt“ – so das Motto im Haus der Geschichte Österreich / kurz hdgö, das auch die Aktivitäten 2021 auf den Punkt bringt. Fortgesetzt wird der Weg mit einem starken Online-Programm, das auch in Zeiten der Corona-Pandemie Interessierten neue Einblicke in die Zeitgeschichte bietet. Der Themenschwerpunkt „Österreich neu erfinden“ ist zeitgleich mit der Nachkriegsfilm-Web-Ausstellung gestartet und versammelt während des gesamten Jahres Ereignisse, Ideen oder auch Proteste, die in den letzten 75 Jahren die österreichische Identität geprägt haben. „Heimat großer Töchter“ ist ein weiterer Schwerpunkt, der heuer online und im Museum außergewöhnliche Frauen präsentiert.
 
Von Beginn an haben wir großen Wert auf eine Web-Präsenz gelegt, die in der Wissensvermittlung gleichberechtigt zum physischen Museum agiert. In Zeiten von geschlossenen Museen hat sich unser Angebot weiter verstärkt und auch einen Boost der Zugriffe erlebt Auch heuer werden wir immer wieder mit neuen, aktuellen, brennenden Themen im Web überraschen.“, sagt hdgö-Direktorin Monika Sommer.
 
Das Alma-Rosé-Plateau, das direkt vor dem Ausgang zum sogenannten „Hitler-Balkon“ der Neuen Burg liegt, ist der Schauplatz für drei Ausstellungen zur NS-Zeit. Den Start macht „Verfolgen und Aufklären“, in der die erste Generation der Holocaust-Forschung im Mittelpunkt steht. „Der kalte Blick“ thematisiert anhand eines wissenschaftlichen Foto-Projekts von 1942 das Leben jüdischer Familien in Tarnów und gleichzeitig jene zwei Wienerinnen, die dieses Forschungsvorhaben trotz der laufenden Ermordungen entwickelten und umsetzten. „Hitler entsorgen. Vom Keller ins Museum“ zeigt eine Auswahl jener NS-belasteten Dinge, die dem hdgö seit seiner Eröffnung von Privaten, aber auch öffentlichen Stellen übergeben wurden. „Dieser Ort ist uns Verpflichtung. Wir richten hier immer wieder den Blick auf unterschiedliche Aspekte jener Terror-Zeit, die im März 1938 direkt an diesem zentralen Platz mit dem Jubel der Massen begrüßt wurde.“, so Sommer in Anspielung auf die Anschluss-Rede Hitlers auf dem Altan der Neuen Burg. „Mir ist es ein großes Anliegen, dass wir auch und gerade in Österreich Täter*innengeschichte thematisieren. Dazu leistet die Ausstellung ‚Der kalte Blick‘ einen ersten Beitrag. Und wie unliebsame Nazi-Funde den Weg vom Keller ins Museum finden, zeigen wir zu Jahresende in unserer Ausstellung ‚Hitler entsorgen‘.“

Auch Outdoor kann man Geschichte erleben: Die Open-Air-Wanderausstellung „After the Great War“ lässt mit Multimedia- und Archivbeiträgen die turbulenten Jahre nach dem Ersten Weltkrieg aufleben. Weiters ist das hdgö Partner bei der „Steiermark-Schau“ des Landes. Beide Ausstellungen sind im Frühjahr auf dem Heldenplatz zu sehen.
 
Bei der Entwicklung unseres Jahresprogramms haben wir bewusst Wert auf Vielfalt gelegt. Wir bringen Aktualität und modernste Vermittlungsmethoden ein. Aktuelle Themen wie Corona, den Klimawandel oder auch die österreichische Identität greifen wir auf und schaffen eine Verbindung in die Vergangenheit. Vieles war schon einmal da – man muss Ereignisse oder Entwicklungen nur kennen und erkennen lernen, dann bietet der Blick zurück manchmal auch eine ganz neue Perspektive auf die Gegenwart. Dazu wollen wir aktiv beitragen.“, schließt Direktorin Sommer.

Haus der Geschichte Österreich – Programm 2021 im Überblick

Ausstellungen auf dem Alma Rosé Plateau

Verfolgen und Aufklären. Die erste Generation der Holocaustforschung (9.2.– 6.4.2021)

Die Ausstellung setzt zwanzig PionierInnen der Holocaustforschung – unter ihnen auch Simon Wiesenthal – ein Denkmal und beleuchtet die Dokumentation von Taten und die Sicherung von Spuren der Naziherrschaft während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Bis heute bilden die von den PionierInnen gesammelten Quellen eine unersetzbare Basis für die Erforschung des Holocaust.

Eine Ausstellung der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz und des Touro College Berlin in Zusammenarbeit mit der Wiener Library London. Auf Initiative des Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien wird sie im hdgö gezeigt.
 
Der kalte Blick. Letzte Bilder jüdischer Familien aus dem Ghetto von Tarnów (5.5. – 14.11.2021)

1942 wurden im Zuge eines von zwei Wiener WissenschaftlerInnen entwickelten Projekts zur Erforschung „typischer Ostjuden“ in der deutsch besetzten polnischen Stadt Tarnów mehr als hundert jüdische Familien – insgesamt 565 Frauen, Männer und Kinder – fotografiert. Von ihnen überlebten nur 26 den Holocaust. Die Ausstellung dokumentiert zum einen das Vorgehen der WissenschafterInnen und erzählt zum anderen vom Leben der jüdischen Bevölkerung in Tarnów vor und nach der Deutschen Besetzung.

Eine Ausstellung des Naturhistorischen Museums Wien, der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und der Stiftung Topographie des Terrors.
 
Hitler entsorgen. Vom Keller ins Museum (ab 3.12.2021)

Seit der Eröffnung des hdgö im Jahr 2018 wurde es von der Bevölkerung und auch von staatlichen Stellen häufig dafür genutzt, Objekte mit Bezug zum Nationalsozialismus abzugeben und für die Nachwelt zu erhalten. Anhand ausgewählter Sammlungsstücke stellt die Ausstellung Fragen über Bewahren und Vernichten, über die Rolle des Museums als Ort der Entsorgung unbequemer Geschichte sowie als Ort, von dem sich die Gesellschaft die Befreiung von den Verstrickungen in Gewalt und Massenverbrechen erwartet. Gleichzeitig werden interessante Einblicke in einen wichtigen Aspekt der jungen Sammlungsgeschichte des hdgö vermittelt.

Ausstellungen am Heldenplatz

STEIERMARK-SCHAU. Eine Ausstellung des Landes (7.4. – 19.4.2021)

Die STEIERMARK SCHAU dient der Reflexion, der kritischen Befragung des Selbstbildes, aber auch der Selbstvergewisserung. Sie nimmt gesellschaftliche Fragen zu Geschichte, Gegenwart und Zukunft auf und bereitet sie aus der Perspektive von Kunst und Kultur in einem populären Format auf. Das hdgö ist Kooperationspartner der Präsentation auf dem Heldenplatz.
 
After The Great War. A New Europe 1918 – 1923
Eröffnung: 20.5.2021

Die Open-Air-Wanderausstellung konzentriert sich auf die turbulenten Jahre nach dem Ersten Weltkrieg. Über 200 Archiv- und Multimediamaterialien präsentieren ein komplexes und doch kohärentes Bild des Neuen Europas, das sich nach dem Ersten Weltkrieg im mittelöstlichen Teil des Kontinents etablierte.
 
Eine Ausstellung des ENRS – European Network Remembrance and Solidarity.

Web-Ausstellungen im 1. Halbjahr 2021

Österreich neu erfinden

Ab Jänner 2021

Mittels Web-Ausstellungen, Lexikon- und Blogbeiträgen werden jene Mechanismen aufgezeigt und hinterfragt, die seit 1945 dazu beigetragen haben, eine österreichische Identität zu etablieren. Den Beginn macht die Web-Ausstellung „Österreich als filmischer Sehnsuchtsort“ zur Rolle von Kostümfilmen in der Konstruktion des Nationalbewusstseins.
 
Ein Jahr Corona Sammeln

Ab Ende Februar 2021

Eine Web-Ausstellung reflektiert anhand ausgewählter digitaler und physischer Objekte verschiedene Blickwinkel auf das Leben mit der Pandemie in Österreich.

Heimat großer Töchter

Ab März 2021

Das hdgö würdigt bekannte und weniger bekannte, außergewöhnliche Frauen damals und heute. Eine Web-Ausstellung, zahlreiche Lexikon-Artikel und Blog-Beiträge rücken Vorreiterinnen ebenso wie Alltagsheldinnen in den Mittelpunkt. Ein digitaler Aufruf begleitet den Themenschwerpunkt mit einer wachsenden Sammlung. Ausgewählte Objekte daraus sind ab Oktober auch im Museum selbst zu sehen.

Quelle: Haus der Geschichte Österreich / HdGÖ

Weitere HdGÖ-Artikel finden Sie bei uns bitte hier;

Das Haus der Geschichte Österreich (HdGÖ)  

Das Haus der Geschichte Österreich ist das erste zeitgeschichtliche Museum der Republik und organisatorisch an die Österreichische Nationalbibliothek angebunden. Angesiedelt am geschichtsträchtigen Heldenplatz in der Neuen Burg, bietet das hdgö in seinen Ausstellungen Einblicke in die wichtigsten politischen, gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklungen des letzten Jahrhunderts bis ins Heute. Außergewöhnliche Objekte, teils noch nie gezeigte Dokumente und interaktive Medienstationen machen Zeitgeschichte für Klein und Groß erlebbar – in historischen Räumen mit zeitgemäßer Architektur und Gestaltung.  Viele Fragen und Themen der österreichischen Zeitgeschichte mit Blick auf Gegenwart und Zukunft werden in Themenführungen, Workshops und Veranstaltungen diskutiert. Für alle, die unterwegs oder zu Hause neugierig auf Geschichte sind: Eigene Web-Ausstellungen, aktuelle Schwerpunktthemen und interaktive Bildersammlungen bieten unter www.hdgoe.at immer wieder Neues aus der Vergangenheit.

Back to Top