Der Eingang zum Haus der Geschichte Österreich, Neue Burg am Heldenplatz in Wien. Foto: © Klaus Pichler / ÖNB

Ein bewegtes Jahr liegt hinter dem Haus der Geschichte Österreich (HdGÖ): Die Bilanz 2021 zeigt vier neue Ausstellungen im Haus, zwei Freiluft-Schauen auf dem Heldenplatz, vier Web-Ausstellungen, ein „bewegtes Museum“ auf dem Heldenplatz, vier neue Workshop-Formate für Jugendliche, den ersten Aktionstag gegen Antisemitismus sowie eine europäische und eine österreichische Auszeichnung. Voller Schwung geht es auch ins neue Jahr 2022, das historische Schwerpunkte für ein breites Publikum zugänglich aufbereitet bringt – digital und im Museum selbst.

Zum Jahresauftakt lädt das hdgö zu einem abwechslungsreichen Ferien-Programm: Bis 9. Jänner 2022 hat das Museum täglich geöffnet, auch an Feiertagen und dem ansonsten üblichen Schließtag am Montag, und bietet mit Rätselrallye, Bastelstation sowie Führungen interessante Einblicke. Die neuen, vor kurzem eröffneten Ausstellungen „Hitler entsorgen. Vom Keller ins Museum“ oder „Heimat großer Töchter. Zeit für neue Denkmäler“ werden von KuratorInnen-Führungen begleitet. Ein Themenschwerpunkt zum Holocaust-Gedenktag folgt am 27. Jänner 2022, das hdgö lädt an diesem Tag zudem alle Besucherinnen und Besucher bei freiem Eintritt ins Museum.
 
Auf den digitalen Kanälen des Hauses wird das Angebot laufend ausgebaut und thematisch gebündelt. So feiert das hdgö etwa den weltweit begangenen „Black History Month“ im Februar mit Online-Inhalten mit. Die Web-Ausstellung zur Geschichte der Pummerin“, der berühmten Glocke des Stephansdoms und gleichzeitig einem Symbol der Zweiten Republik, startet im April. Das Lexikon der Zeitgeschichte mit mittlerweile mehr als 600 von WissenschaftlerInnen aufbereiteten Einträgen wird kontinuierlich erweitert. Die hdgö Online-Workshops für Schulklassen bilden eine wichtige Ressource, um sich im Unterricht kreativ mit lehrreichen Aspekten aus Zeitgeschichte und Gegenwart zu beschäftigen.
 
Zum Nationalfeiertag am 26. Oktober 2022 eröffnet die Schau „Was wir fordern!“ mit einem fokussierten Blick auf Minderheiten in Österreich. Als Ergänzung zu den laufenden, vielfältigen Vermittlungsangeboten veranstaltet das hdgö im November – rund um den Jahrestag der Pogromnacht 1938 – eine Aktionswoche gegen Antisemitismus mit täglichen Workshops, Führungen und Diskussionen.

„Wir setzen in unseren Angeboten bewusst auf thematische Breite und hohe Aktualität. Damit wollen wir möglichst viele Menschen ansprechen und zur aktiven Auseinandersetzung mit österreichischer Geschichte einladen. Denn in allen Lebensbereichen zeigt sich, unser Gestern hat direkte Auswirkungen auf unser Heute und das Morgen. Dafür wollen wir Bewusstsein schaffen und Diskussionsraum sein,“ so die hdgö-Direktorin Monika Sommer.

Das hdgö-Programm 2022 im Überblick

Hauptausstellung

Neue Zeiten: Österreich seit 1918 (laufend)

Österreich blickt auf ein bewegtes Jahrhundert zurück. Die Ausrufung der demokratischen Republik 1918 ist Ausgangspunkt der hdgö-Hauptausstellung „Neue Zeiten: Österreich seit 1918“.  Darin bietet das Museum Einblicke in die wichtigsten politischen, gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklungen des letzten Jahrhunderts. Geschichte wird bis in die Gegenwart und von der Gegenwart ausgehend erzählt. Außergewöhnliche Objekte, teils noch nie gezeigte Dokumente, künstlerische Positionen und interaktive Medienstationen machen Zeitgeschichte für Klein und Groß erlebbar. Historische Räume mit zeitgemäßer Architektur und Gestaltung bieten ein stimmiges Ambiente für eine Reise durch die Zeit. Durch ein vielfältiges, thematisches Vermittlungsangebot lässt sich die Hauptausstellung des Museums immer wieder aus neuen Blickwinkeln entdecken. Zusätzlich laden drei Audio-Themenwege zur Demokratie, zur Umweltgeschichte und zu Biografien der letzten 100 Jahre die BesucherInnen dazu ein, die Ausstellung eigenständig aus unterschiedlichen Perspektiven zu erleben.

Ausstellungen auf dem Alma Rosé Plateau

Hitler entsorgen. Vom Keller ins Museum (bis 9.10.2022)

Was tun mit den Überbleibseln des Nationalsozialismus? Gehören sie in ein Museum? Sollten sie entsorgt werden? Ist es vertretbar, sie am Flohmarkt oder im Internet zu verkaufen? Was ist Erinnerung, was Verklärung und was gar Wiederbetätigung? Diese Fragen greift die Ausstellung auf und zeigt anhand von 14 Schenkungen, welche wichtigen Botschaften diese Dinge in der Gegenwart vermitteln können. Zu den Objekten gehören etwa die Bronze-Köpfe, die Adolf Hitler darstellen und erst 2017 bei Sanierungsarbeiten im Keller des Parlaments entdeckt wurden, ein Zelt der Wehrmacht, in dem später Kinder spielten oder auch ein Mikrofon, das Adolf Hitler angeblich für seine „Anschluss“-Rede in Linz verwendete und das lange im ORF-Landesstudio Oberösterreich aufbewahrt wurde. An drei Stationen stimmen BesucherInnen ab, wie sie selbst mit einem NS-Objekt in ihrem Besitz umgehen würden: Verkaufen, aufbewahren oder zerstören?

Was wir fordern! Minderheitenbewegungen in Österreich (ab 26.10.2022)

Im Mittelpunkt der Wanderausstellung stehen Geschichte und zentrale Forderungen unterschiedlicher Minderheiten in Österreich. AutorInnen aus minoritären Gruppen – zumeist AktivistInnen – werfen einen fokussierten Blick auf ihre Geschichte und präsentieren ihre wesentlichen minderheitenpolitischen Forderungen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Ausstellung macht sichtbar, welche Anstrengungen, welche Ausdauer und welche Allianzen notwendig waren, um gegen Diskriminierung und für gleiche Rechte einzutreten. Die historischen Kämpfe für zweisprachige Ortstafeln und Schulen in Kärnten und im Burgenland, die Anerkennung von Roma und Sinti als österreichische Volksgruppe sind ebenso Beispiele für Strategien und politische Kämpfe wie die Abschaffung des § 209 StGB, der Homosexualität kriminalisierte, oder die Verabschiedung der UN-Behindertenrechtskonvention.

Ausstellungen auf dem Heldenplatz

Das Wiener Modell der Radikalisierung. Österreich und die Shoah (bis 18.2.2022)

Direkt neben dem Burgtor auf dem Heldenplatz erzählt die Freiluft-Ausstellung vom System der Entrechtung, Enteignung, Vertreibung und Vernichtung, das in Wien erprobt wurde und im gesamten Deutschen Reich als Vorbild diente. Gezeigt wird die Rolle Wiens als Motor der Radikalisierung des Antisemitismus im NS-Staat: Die 1938 von Adolf Eichmann eingerichtete „Zentralstelle für jüdische Auswanderung“ entwickelte 1941 das organisatorische Modell der Deportationen der jüdischen Bevölkerung in die Ghettos, Vernichtungslager und Mordstätten im Osten. Die Ausstellung thematisiert aber auch jüdische Selbsthilfe und den mutigen Widerstand Einzelner. Ebenso wird das Schweigen über die Shoah im Nachkriegsösterreich beleuchtet, das den Tätern zugutekam.

Online-Schwerpunkte und Webausstellungen

Online-Schwerpunkt: Black History Month (Februar 2022)

Ausgehend von den USA wird im Februar in vielen Ländern der „Black History Month“ gefeiert. Daher widmet sich das hdgö im Februar der Schwarzen österreichischen Geschichte. Mit einem eigenen Themenschwerpunkt erzählt das Museum österreichische Geschichte aus einer neuen Perspektive. Lexikon-Artikel, Objekte aus den Ausstellungen und Video-Interviews geben Einblicke in die Schwarze Geschichte Österreichs. Beiträge werden laufend online ergänzt und auf den Social Media-Kanälen des Hauses gepostet.

Web-Ausstellung zu Pummerin und Stephansdom als Symbole österreichischer Identität (ab 10.4.2022)

Das Läuten der Pummerin und der Donauwalzer – alljährlich verschmelzen zu Jahresbeginn zwei Ikonen österreichischer Identität. Die Wiener Metropolitankirche und ihre berühmteste Glocke wurden allerdings erst durch den Wiederaufbau des 1945 zerstörten Doms zu einem gesamtstaatlichen Symbol. Dazu trug auch der als Triumphzug inszenierte Transport der neu gegossenen Pummerin von Linz nach Wien im April 1952 bei. Heute zählt der Stephansdom zum Inventar der Marke Österreich – vom Logo einer bekannten Süßware bis zur staatlichen 10 Cent-Euromünze. Zugleich wird der Dom zum Ort für das Ausverhandeln des Verhältnisses von Kirche und Staat, aber auch zur Projektionsfläche fremdenfeindlicher Propaganda. In der Pandemie ist der Stephansplatz Symbol für die Aneignung des öffentlichen Raums durch migrantische Jugendliche unter dem Slogan „Gemma Stephans!“ geworden. 70 Jahre nach der Wiederinbetriebnahme der Pummerin geht die Web-Ausstellung der Frage nach, wie der Stephansdom zu dem wurde, was er heute ist – und was die Zentralität eines religiösen Symbols über das Selbstverständnis der säkularen Republik aussagt. 

Tage mit freiem Eintritt ins hdgö

An sechs besonderen Gedenktagen lädt das hdgö 2022 bei freiem Eintritt ins Museum:

27. Jänner: Holocaust-Gedenktag

8. März: Internationaler Frauentag

8. Mai: Tag der Befreiung

25. September: Tag des Denkmals

26. Oktober: Nationalfeiertag

10. Dezember: Tag der Menschenrechte

Weiterführende Links

Vorschau 2022: Die Highlights & Veranstaltungen 2022

Quelle: Haus der Geschichte Österreich / HdGÖ

Weitere HdGÖ-Artikel finden Sie bei uns bitte hier;

Das Haus der Geschichte Österreich (HdGÖ)  

Das Haus der Geschichte Österreich ist das erste zeitgeschichtliche Museum der Republik und organisatorisch an die Österreichische Nationalbibliothek angebunden. Angesiedelt am geschichtsträchtigen Heldenplatz in der Neuen Burg, bietet das HdGÖ in seinen Ausstellungen Einblicke in die wichtigsten politischen, gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklungen des letzten Jahrhunderts bis ins Heute. Außergewöhnliche Objekte, teils noch nie gezeigte Dokumente und interaktive Medienstationen machen Zeitgeschichte für Klein und Groß erlebbar – in historischen Räumen mit zeitgemäßer Architektur und Gestaltung.  Viele Fragen und Themen der österreichischen Zeitgeschichte mit Blick auf Gegenwart und Zukunft werden in Themenführungen, Workshops und Veranstaltungen diskutiert. Für alle, die unterwegs oder zu Hause neugierig auf Geschichte sind: Eigene Web-Ausstellungen, aktuelle Schwerpunktthemen und interaktive Bildersammlungen bieten unter www.hdgoe.at immer wieder Neues aus der Vergangenheit.

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