CD-Cover Hans Moser / Tonraritäten. Titelfoto: Privatalbum Franz Antel zum Film „Vier Mädels aus der Wachau“
CD-Cover Hans Moser / Tonraritäten. Titelfoto: Privatalbum Franz Antel zum Film „Vier Mädels aus der Wachau“

Ob als Dienstmann oder Fiaker, als Kammerdiener, Tanzlehrer, Oberkellner, oder als “alter Herr Kanzleirat” Hans Moser (* 6. August 1880 in Wien, † 19. Juni 1964 in Wien) war und ist immer auch er selbst geblieben: Raunzend, nuschelnd, unnachahmlich in einer perfekten Mischung aus ein bisserl lieb und ein wenig böse.

Die nun vom ORF neu aufgelegt CD  über Hans Moser „Tonraritäten“ unterscheidet sich grundlegend von anderen CDs, die es schon vorher gab.

Die Idee dazu hatte der ORF mit seinem Verlag durch die Verbindung zur Wien-Film. Die meisten Hans Moser-Filme wurden entweder von Sascha-, oder der Wien-Film hergestellt. Der ORF hat den Großteil der Hans Moser-Filme für das österreichische Fernsehen zurückgekauft. Man sieht damit, wie gefragt Hans Moser – auch noch über 50 Jahre nach seinem Tod – immer noch ist. Diese Filme sind ein großer Bestandteil dieser CD, denn es sind originale Aufnahmen von den Tonspuren, die in denen er auch gesungen hat.

Er hatte zwar keine gesangliche Ausbildung, sondern der junge Johann Julier (so sein echter Name) erhielt Sprechunterricht beim Hofschauspieler Josef Moser, dessen Familiennamen er als Künstlernamen annahm. Anschließend zog er mit einigen Wanderbühnen durch das Land.

Seine gesangliche Sing-Art bestand aus einer Art des Wienerischen, des Nuschelns (wobei das Nuscheln möglicherweise durch eine angeborenen Verkrümmung des Kehlkopfes bedingt war) verbunden mit seinem unübertroffenen Sinn für Humor, und durch die starke Ausdruckskraft in seinem Gesicht – seine Gestik. Trotz allem spielte er auch kleine Sprech- und Gesangsrollen in Operetten wie zum Beispiel in „Gräfin Mariza“, in der „Zirkusprinzessin“ und natürlich  den Frosch in der „Fledermaus“. Er hatte damals sehr gute Kritiken und man verglich ihn mit dem großen Volksschauspieler Alexander Girardi.

Gegenüber Duetten war er scheu, da er keine fundierte gesangliche Musikausbildung genossen hatte. Ja und wenn überhaupt, dann sang er nur Duette mit harmonisierenden Kollegen, wie beispielsweise Paul Hörbiger. Dieser erzählte einst die Geschichte, er besuchte seinen Freund und Kollegen am Filmset zu „Essig und Öl“, einem musikalischem Lustspiel von Hans Lang und Martin Costa. In dieser Aufnahme sang Hans Moser das Lied:  „Der Herr Dr. Lueger hat mir einmal die Hand gereicht …“.

Die Tränen saßen überhaupt sehr locker bei Hans Moser, wie auch seine Gattin Blanka immer wieder betonte. Sie hatte oft genug erlebt, wie er, vor allem beim Heurigen, zum Singen aufgefordert wurde und er hier natürlich sein Standartlied „Die Reblaus“, komponiert von Karl Föderl, zum Besten gab. Dabei wurde Hans Moser stets von seiner eigenen Rührung übermannt. Die auf dieser CD vorhandenen Aufnahme „Der Reblaus“ stammt im übrigen aus dem Film „Sieben Jahre Pech“. Diese seelische Labilität von Hans Moser war mit seiner psychisch schlechten Verfassung zu erklären, vor allem im vorgerückten Alter litt er oft unter Depressionen.

Viele der auf dieser CD gesungenen Lieder stammen aus bekannten Filmen, wie „Hallo Dienstmann“, „Schrammeln“, „Ober zahlen!“, „Mariandl“ und so weiter und sind CD-Erstveröffentlichungen. Man hört aber auch ab und zu Überspielungen aus Filmen. So handelt es sich doch um einmalige historische Aufnahmen, die bezüglich der Tonqualität nicht mit dem heutigem Standard zu vergleichen sind. Jedoch genau das macht diese CD aus!

Hans Moser – und mit ihm vielleicht auch noch Paul Hörbiger – verkörpert mit jeder Faser seines Seins die Erinnerung an das sprichwörtliche „gute, alte Wien“, das es so vermutlich ohnehin nie gegeben hatte. Die Erinnerung an ihn, an seine Filme, seine Auftritte und sein ganzes Gehabe leben jedoch in der Phantasie seiner heute noch überaus zahlreichen Anhänger weiter. Moser stand für Erfahrung, für Witz und Charme, für das Nachkriegs-Österreich und für den Wiener Schmäh samt Heurigen-Glückseligkeit, wie wohl kein Zweiter seiner Zunft. Hans Moser war als Publikumsliebling zum absolut richtigen Zeitpunkt zur Stelle, und das über Jahrzehnte hindurch. Vielleicht ist es genau das, warum auch heute noch zahlreiche Wien-Touristen den Zentralfriedhof aufsuchen und dort mitunter auch nach seinem Grab fragen. Seine Beliebtheit ist schier ungebrochen und als Kenner und Freund seiner unnachahmlichen Art wird man immer ein bisserl sentimental, wenn er zu nuscheln beginnt. Er erwärmt auch heute noch so manches Herz und der Gedanke „an das schöne und gute alte Wien, mit all seiner Farben-Pracht“ bleibt somit – wie er, der Moser – quicklebendig, bis, ja bis in alle Ewigkeit …

Dem ORF gebührt großes Los zur Erinnerungs-CD-Idee an Hans Moser, denn damit bleibt auch für die Nachwelt dieses „Stückerl altes Wien“ lebendig und erhalten.

Hans Moser / Tonraritäten

CD, Gesamtlaufzeit: 61:18 Minuten
ISBN: 3-901846-50-6
Direkt zu bestellen bitte hier:
ORF-CD683
 
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