Bild 6_Götz George_Mit dem Leben gespielt_Scan oepb.atAnlässlich des 70. Geburtstages des großartigen deutschen Schauspielers, Götz George, im Juli dieses Jahres erschien seine Biographie – von Autor Torsten Körner in akribischer Kleinarbeit zusammengetragen, recherchiert und in zahlreichen „Kamin-Gesprächen„ mit dem Geschilderten fundiert erörtert. Der Leser nimmt Teil am sehr abwechslungsreichen Leben Götz Georges, das sich eigentlich immer nur um die Schauspielerei drehte. Aber warum das eigentlich?

Nun, Gene bringt man bekanntlich mit und gewisse Voraussetzungen legen einem die Eltern in die Wiege. Und da die Eltern Götz Georges keinen Geringeren als Berta Drews und Heinrich George waren – beide Schauspielstars der Berliner Ufa in den 1930iger und 40iger Jahren in Deutschland, übernahm er von diesen das Talent und eroberte die Bretter, die unter anderem auch für ihn schon sehr bald die Welt bedeuteten. Über all dem stand jedoch meist der übergroße Schatten seines Vaters, Heinrich George. Ein Kleiderschrank von Statur, ein stattliches Mannsbild und, vielen Zeitzeugenaussagen zufolge, ein großartiger Charakterkopf seines Faches und ein Meister des Schauspiels. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde allerdings immer wieder gemunkelt, dass ihn die Nationalsozialisten für ihre Propaganda-Filme missbrauchten.

Aber Heinrich George war Schauspieler, mit Leib und Seele. Er lebte um zu arbeiten und zu schauspielern – das war sein Leben. Und seine Gattin, Berta Drews, ebenso eine große Könnerin ihres Faches, die jedoch der beiden Kinder zuliebe – Götz hat einen älteren Bruder namens Jan – die Schauspielerei hintanstellte, um ganz und gar Mutter zu sein. Sehr zum Wohlwollen des Vaters, für den es selbstverständlich schien, die Familie zu ernähren. Berta Drews aber war viele Jahre unglücklich, denn, obwohl sie ihre Söhne über alles liebte, war auch sie eine Bühnendarstellerin aus Leidenschaft.

So kam es also, dass der 2. Weltkrieg beendet war und die russischen Besatzungsmächte Heinrich George in Gefangenschaft genommen hatten. Für sie war er ein Nazi-Schauspieler, der aus dem Verkehr gezogen werden sollte. Aus eben dieser Gefangenschaft kam Heinrich George auch nicht mehr frei, er verstarb, als Sohn Götz gerade einmal 8 Jahre alt war im Jahre 1946. Die Witwe stand nun alleine da und musste sich um ihre zwei Kinder kümmern. Aber da Klein-Götz immer schon ein findiges Bürschchen gewesen war, brachte dieser ab und an auch von den Besatzer-Soldaten immer wieder etwas nach Hause mit, das der Familie für den Lebensunterhalt dienlich war. Dies war das Leben von Klein-Götz gewesen damals. Auf der Straße, kleine Botendienste zu verrichten und dafür Belohnungen in essbarer Form für die Familie einzuheimsen. Schule? Pah, die taugte ihm ganz und gar nicht, außerdem war es dort kalt und grau, da Berlin ausgebombt war in jenen Jahren. Da es aber nicht immer so weitergehen konnte, verfrachtete ihn die Mutter kurzerhand ins Allgäu. Götz ging dort zur Schule und kam auf dem Lande auf andere Gedanken, weit weg aus Berlin, das in Schutt und in Trümmern lag. Götz wurde älter und entdeckte die Liebe zur Schauspielerei. Gewiss war der Name George von Vorteil gewesen, um Arrangements zu erhalten, dennoch werden gerade Kinder von Persönlichkeiten akribisch unter die Lupe genommen, ob sie denn den großen Namen auch verdienen zu tragen. Götz George bestand seine Feuertaufen, er brachte Fleiß und Eifer mit, arbeitete stetig an sich und auch sein Name wurde ihm nicht zum Ballast, er wurde also Theaterschauspieler. Mit Heinz Hilpert fand er am Deutschen Theater in Göttingen einen Förderer und Freund. Dieser kannte seinen Vater und sah sofort, dass im Filius detto eine Menge Talent steckt. Dieses gehörte gefördert. Und Götz George trat auf und begeisterte sein Publikum. Mit ernsten, aber auch mit ulkigen Rollen. Und dies war sein Einsteig, der ihn bis ins Kino und Fernsehen der heutigen Zeit bringen sollte. Über Karl May-Verfilmungen, Gastspielen im „Der Kommissar„ und anderen Krimis der damaligen Zeit wurde er im Laufe der Jahre immer begehrter und beliebter. Man schätze an ihm seine Art der Perfektion. Ehe er eine Rolle nicht absolut beherrschte, trat der nicht auf die Bühne oder vor die Kamera. Götz George liebt es auch, seine Stunts selbst zu machen, selbst auf die Gefahr hin, seinen Körper dadurch nicht gerade zu schonen.

Über all die Jahre lebte und liebte er seine Rollen – ja, der Zuseher nahm ihm das ab, was er geboten bekam. Man gewann bei ihm immer wieder den Eindruck, er meint es ernst, er spielt es nicht. So sehr war Götz George immer wieder mit seinen Rollen und Texten verbunden, er saugte sie förmlich auf und inhalierte sie.

Kurzum, das Buch ist allemal eine Lektüre wert. Das Leben des hier geschilderten Schauspielers läuft wie in einem Film vor dem geistigen Auge des Lesers ab, man hält auch inne und erinnert sich an den einen oder anderen Streifen, den man mit ihm gesehen hatte. Götz George ist auch mehr, als „nur„ der Horst Schimanski vom WDR-Tatort aus Duisburg. Er ist ein vielseitiger Schauspielstar ohne Allüren. Einer, der sich immer wieder gerne auf seine Insel Sardinien zurückzieht, Motorrad fährt, Texte lernt und nie jemand war, um den es großartige Skandale zu berichten gab. Einer, der auf dem Boden blieb, trotz aller Ehrungen, Auszeichnungen und Rollen, die er mit Bravour meisterte, die ihn aber auch weit über die deutschen Landesgrenzen hinaus bekannt und berühmt gemacht hatten. Sein Vater Heinrich wäre bestimmt stolz auf ihn gewesen. Seine Mutter Berta, die den Werdegang des Sohnes viele Jahre lang hindurch begleitete und verfolgte, war es allemal.

Götz George, ein Schauspieler mit Leib und Seele, der noch lange nicht am Ende seines Weges angelangt ist. Es werden weitere Rollen folgen und er wird sein Publikum mit seiner für ihn so typischen Schauspielart weiterhin begeistern, erfreuen und begleiten.

Götz George
Mit dem Leben gespielt
Eine Biographie von Torsten Körner
480 Seiten, gebunden zum preis von EUR 19,90

ISBN 978-3-502-15029-9 Scherz Verlag

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