Es war geschoben! Das, was eigentlich alle Welt immer wieder vermutet hatte, bewahrheitete sich immer mehr. In der Vorwoche bestätigte ein Teilnehmer des damaligen Unspiels im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft 1982 in Spanien, Walter Schachner, zwischenzeitlich Trainer in Diensten des TSV 1860 München in der 2. Deutschen Bundesliga, jene immer wieder vermutete These. Deutschland und Österreich packelten damals an jenem Freitag, 25. Juni 1982 in Gijon, ein heißer Frühsommer-Tag. Doch wie kam es vor 40.000 Zeugen im Stadion und unzähligen Millionen Zusehern vor dem TV-Apparat dazu?
Österreich gewann sein Auftaktspiel gegen Chile mit 1 : 0 und bezwang Algerien mit 2 : 0, stand also ungeschlagen mit 4 : 0 Punkten in der Gruppe 2 an der Spitze. Deutschland verlor sein erstes Spiel gegen Algerien mit 1 : 2, deklassierte jedoch Chile mit 4 : 1. Folglich mußte unbedingt ein Sieg gegen Österreich her, umso mehr, da am Vorabend Algerien gegen Chile mit 3 : 2 siegreich blieb. Die Algerier hofften jedoch auf Österreich und appellierten an den Sportsgeist. Doch alles war umsonst, die beiden Nachbarländer in der Mitte Europas scherten sich einen feuchten Kehricht um die Ehrlichkeit im Sport und sprachen ein Ergebnis im Vorfeld des Spieles ab. Paul Breitner, Mittelfeld-Stratege der Deutschen, posaunte vor der WM, daß Algerien ein netter Farbtupfer in der Gruppe 2 wäre. Später meinte er, daß es doch nur logisch gewesen sein konnte, daß die BRD und Österreich ,kooperieren´, damit beide eine Runde weiterkommen würden. Wen kümmert da schon Algerien?
Gesagt, getan. ,H. hoch 3´, Horst Hrubesch aus Hamburg, ein Kopfballungeheuer vor dem Herrn, scorte bereits nach 11. Minuten für das vorentscheidende 1 : 0, ein wahrhaft kurioses Tor. Horst Hrubesch stemmte sich nach einer Flanke von Pierre Littbarski mit der Wucht eines Kleiderschranks in den Strafrum, doch der Ball hatte dermaßen Effet, daß er nicht am Kopf des blonden Hünen landete, sondern auf dessen Oberschenkel und von dort fand er den Weg ins Tor. Was dann folgte, hatte mit Fußball nichts mehr zu tun, der Ball wurde nur mehr hin und her geschoben. Einzig und allein besagter Walter Schachner wollte von den Abmachungen nichts gewußt haben, denn er rannte vergeblich an, wurde aber das ein ums andere mal immer wieder sanft von den Beinen geholt.

Als ,Unspiel von Gijon´ ging der Bruderkampf zwischen Deutschland und Österreich in die Geschichte ein und es wurde lange Stillschweigen darüber vereinbart. Auch der geneigte Zuseher und Fan wollte es genaugenommen nie wahrhaben, daß die Obermayers, Prohaskas, Krankls, Koncilias und wie sie alle hießen, mit den doch hierzulande nicht so sehr beliebten Germanen packelten. Aber es war eben so.
Die ,Helden´ von einst:
Deutschland: Schumacher, Stielike, Kaltz, Karl-Heinz Förster, Briegel, Rummenigge (67. Matthäus), Dremmler, Breitner, Magath, Hrubusch (69. Fischer), Littbarski;
Österreich: Koncilia, Obermayer, Krauss, Pezzey, Degeorgi, Prohaska, Hattenberger, Hintermaier, Weber, Schachner, Krankl.
Österreich schied nach einem 0 : 1 gegen Frankreich und einem 2 : 2 gegen Nordirland in der Zwischenrunde von der WM aus, Deutschland kam bis ins Endspiel und verlor gegen den späteren Weltmeister Italien mit 1 : 3. Paul Breitner erzielte mit dem Ehrentor für Deutschland sein letztes für seine Nation in einem Länderspiel.