Die Coronakrise stellt uns alle vor große Herausforderungen. Leider hat dies auch zur Folge, dass es vermehrt zu gewalttätigen Übergriffen in den Familien kommt. 2019 hat das Gewaltschutzzentrum OÖ 1.340 Betretungsverbote bearbeitet. Im Jahr 2020 wurde die Polizei zu 1.595 Einsätzen wegen häuslicher Gewalt gerufen und hat in der Folge 2.024 Betretungs- und Annäherungsverbote ausgesprochen.
„Aufgrund einer Gesetzesänderung werden Betretungsverbote jetzt anders gezählt. Das Gewaltschutzzentrum OÖ hat vorausschauenderweise auch die Einsätze gezählt und deshalb kann diese Anzahl als Vergleichszahl zwischen 2019 und 2020 genommen werden.“, erklärt Mag.a Eva Schuh die hohe Zahl von Betretungs- und Annäherungsverboten im letzten Jahr. Demnach ist es zu einer Steigerung von 19% von Gewaltvorfällen mit polizeilichen Einsätzen gekommen.
Große Sorgen macht Eva Schuh, dass gerade Kinder in Krisenzeiten besonders häufig betroffen sind. Die Anzahl der von Gewalt betroffenen Personen unter 18 Jahren und die Gewalttaten der Eltern gegenüber ihren Kindern ist im Vergleich zu 2019 um 49% gestiegen.
Insgesamt ist die Anzahl der vom Gewaltschutzzentrum OÖ betreuten Personen im Jahr 2020 um 8% gestiegen. Auffallend war, dass häufiger die Polizei gerufen wurde und sich Betroffene weniger von sich aus an die Beratungsstelle gewandt haben.
Besonders bedenklich dabei ist, dass seit dem letzten Jahr von der Polizei keine Stalkinganzeigen mehr an die Gewaltschutzzentren übermittelt werden. Das hat massiv negative Auswirkungen auf die Beratungszahlen genommen. Konnte 2019 das Gewaltschutzzentrum OÖ noch 223 Personen, die von Stalking betroffen waren, Hilfe und Unterstützung anbieten, waren das im Jahr 2020 lediglich bei 125 Personen möglich.
Oft fehlt den Opfern der Mut oder einfach auch die Energie, sich aktiv Hilfe zu suchen. Eine proaktive Kontaktaufnahme durch die Gewaltschutzzentren ist aber ohne Datenübermittlung von der Polizei nicht mehr möglich, weshalb viele Opfer alleine und ohne Unterstützung in den oft sehr belastenden und gefährlichen Lebenssituationen verbleiben und auch keine Begleitung in gerichtlichen Verfahren bekommen.
Daher der Appell: Anrufen und sich freiwillig, kostenfrei und vertraulich beraten lassen; Gewaltschutzzentrum OÖ: 0732 / 60 77 60 oder ooe@gewaltschutzzentrum.at
Quelle: Gewaltschutzzentrum Oberösterreich
Das Gewaltschutzzentrum OÖ ist eine gesetzlich anerkannte Opferschutzeinrichtung nach dem Gewaltschutzgesetz im Auftrag des BMI und BKA – BM für Frauen, Familie und Jugend. Wir bieten rechtliche und psychosoziale Beratung und Unterstützung von Gewaltopfern im sozialen Nahraum und Opfern von Stalking, sowie Prozessbegleitung. Die Beratung ist freiwillig, kostenlos und vertraulich.
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