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Übergriffige sowie illegale Handlungen gegen Frauen im Internet stellen eine ständig wachsende und sich wandelnde Form von Gewalt dar. Die Projektgruppe „Cyber-Gewalt“ im Gewaltschutzzentrum OÖ beschäftigt sich laufend mit den aktuellen Gegebenheiten und vernetzt sich bundesweit.

Geschlechtsspezifisch und häufig sexualisiert

Cyber-Gewalt gegen Frauen in (Ex-)Beziehungen besteht aus Gewalthandlungen durch technische Mittel und digitale Medien. Sie stellt eine geschlechtsspezifische und häufig sexualisierte Gewaltform zur Ausübung von Macht und Kontrolle dar, die im digitalen Raum durch den (Ex-)Partner der Betroffenen oder durch von ihm angestiftete Personen ausgeübt wird. Die Cyber-Gewalt hängt oft mit Offline-Formen von häuslicher Gewalt, wie Körperverletzungen und persönlichen Abwertungen sowie Drohungen, zusammen.  „Betroffene Frauen erzählen immer wieder von einem Ohnmachts-Gefühl, da es kaum technische Kenntnisse des Gefährders benötigt und die Verbreitung über das Internet sehr schnell gehen kann“, erklärt Mag. Eva Schuh, Geschäftsführerin Gewaltschutzzentrum OÖ. „Diese Form der Gewalt gestaltet sich insofern als herausfordernd, da sich Betroffene ständig ausgeliefert fühlen und es keinen geschützten Raum gibt.“

Viele Formen über unterschiedliche Kanäle

Die Vorgehensweisen sowie Plattformen sind vielfältig. Gewalt über das Internet beginnt bei einer Drohung über Whatsapp geht über die ungefragte Übermittlung von Intimfotos bis hin zu Beschimpfungen über Social Media sowie dem Erstellen von Fake-Profilen. Aufgrund der scheinbaren jedoch oftmals tatsächlichen Anonymität werden online schneller Grenzen überschritten. Ein vorherrschendes Thema ist im Moment das Tracking von Personen, also das Verfolgen des Standortes mittels technischer Hilfsmittel. Eine weitere Herausforderung stellen die sogenannten „Smart Homes“ dar, welche es beispielsweise ermöglichen, Personen zuhause abzuhören. Die rasante technische Entwicklung in diesem Bereich gestaltet sich als herausfordernd.

Beratung im Gewaltschutzzentrum OÖ

Ein Teil des Beratungsangebotes des Gewaltschutzzentrums OÖ umfasst die Verhaltensregeln sowie rechtlichen Möglichkeiten, wenn es um Cyber-Crime geht. Ein zentrales Thema ist dabei, wie Betroffene ihre Privatsphäre künftig besser schützen können. Im Zuge dessen ist es möglich, mit einem IT-Experten möglicherweise betroffene technische Geräte auf Auffälligkeiten zu überprüfen.

Zudem wird geraten, Vorfälle gut zu dokumentieren, indem beispielsweise Screenshots angefertigt werden. Auf vielen Plattformen gibt es auch die Möglichkeit, Personen zu blockieren bzw. zu melden.

Die Projektgruppe zum Thema Cyber-Gewalt besteht im Gewaltschutzzentrum aus zwei Beraterinnen, welche sich laufend mit der Thematik beschäftigen, fortbilden sowie bundesweit vernetzen. „Es ist bei diesem schnelllebigen Bereich besonders essenziell sowohl technisch als auch rechtlich auf neuestem Stand zu bleiben“, erklärt Schuh. Aktuell ist das Ziel der Arbeitsgruppe sich im Bereich Forensik besser aufzustellen, um den technischen Herausforderungen adäquat begegnen zu können.

Aktuelle Zahlen

Im Jahr 2024 betreute das Gewaltschutzzentrum OÖ 3953 von Gewalt betroffene Personen. In 2614 Fällen erfolgte eine nachgehende Kontaktaufnahme mit der gefährdeten Person nach Übermittlung eines Betretungs- und Annäherungsverbotes seitens der Exekutive. 78% der 2024 beratenen Personen waren weiblich, 22% männlich.

Daher der Appell: Anrufen und sich freiwillig, kostenfrei und vertraulich beraten lassen; Gewaltschutzzentrum OÖ: 0732 / 60 77 60 oder ooe@gewaltschutzzentrum.at

Quelle: Gewaltschutzzentrum Oberösterreich

Das Gewaltschutzzentrum OÖ ist eine gesetzlich anerkannte Opferschutzeinrichtung nach dem Gewaltschutzgesetz im Auftrag des BMI und BKA – BM für Frauen, Familie und Jugend. Wir bieten rechtliche und psychosoziale Beratung und Unterstützung von Gewaltopfern im sozialen Nahraum und Opfern von Stalking, sowie Prozessbegleitung. Die Beratung ist freiwillig, kostenlos und vertraulich.

www.gewaltschutzzentrum.at

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