Aufgrund der aktuellen Tötungsdelikte sowie Tötungsversuche in Österreich ist der Opferschutz ein vieldiskutiertes Thema, insbesondere wie man diesen stetig verbessern und ausbauen kann. Im Jahr 2022 betreute das Gewaltschutzzentrum Oberösterreich acht Opfer in Strafverfahren wegen versuchten Mordes. Wichtig für die Gewaltprävention ist der konstante Austausch zwischen Behörden und Organisationen.

Erhöhtes Risiko erkennen

Das Gewaltschutzzentrum OÖ verzeichnete im Jahr 2022 65 Fälle mit erhöhtem Risiko. Die Einschätzung erfolgt durch die zuständige Beraterin bzw. den Berater in Rücksprache mit dem Team sowie der Geschäftsführung. „Herangezogen werden dafür Gefährlichkeitseinschätzungen mittels Fragebögen sowie interne Fallbesprechungen“, erklärt Mag. Eva Schuh, Geschäftsführerin Gewaltschutzzentrum OÖ. „Dabei handelt es sich selbstverständlich nur um eine Momentaufnahme. Leider kann sich durch ein Ereignis, wie zum Beispiel Arbeitsplatzverlust, die Situation zwei Wochen später wieder ganz anders darstellten.“ Als besondere Risikofaktoren gelten laut Expert:innen Gewaltvorfälle in der Vergangenheit bzw. eine Zunahme der Gewalt, Trennungssituationen, Morddrohungen, insbesondere mit Waffen, sowie Alkohol- als auch Drogenmissbrauch. Zudem gelten Täter:innen als besonders gefährlich, welche eine gewisse Ausweglosigkeit verspüren und dies auch kommunizieren.

Informationstausch als Basis

„Das Zusammenwirken zwischen Behörden und Organisationen wird immer schon als wichtiger Bestandteil unserer Fallarbeit gesehen“, erklärt Schuh. „Nachgeschärft wurde hier durch die Sicherheitspolizeilichen Fallkonferenzen, welche eine konkretere Plattform für alle involvierten Personen bietet, um Informationen auszutauschen und so genauer hinschauen zu können.“

Eine Fallkonferenz wird dann angeregt, wenn ein Fall als Hochrisikofall eingeschätzt und dies als sinnvoll erachtet wird. Ziel ist es, dass sämtliche Akteure, wie Opferschutzeinrichtungen, die Beratungsstelle für Gewaltprävention sowie Behörden den gleichen Wissensstand erhalten und so weitere notwendige Maßnahmen treffen können. In OÖ haben im Jahr 2022 31 Fallkonferenzen stattgefunden.

Anzahl der beratenen Personen 2022

Insgesamt hat das Gewaltschutzzentrum Oberösterreich im Jahr 2022 3.314 Personen beraten, 2.429 im Zuge eines Betretungs- und Annäherungsverbotes.

Quelle: Gewaltschutzzentrum Oberösterreich

Das Gewaltschutzzentrum OÖ ist eine gesetzlich anerkannte Opferschutzeinrichtung nach dem Gewaltschutzgesetz im Auftrag des BMI und BKA – BM für Frauen, Familie und Jugend. Wir bieten rechtliche und psychosoziale Beratung und Unterstützung von Gewaltopfern im sozialen Nahraum und Opfern von Stalking, sowie Prozessbegleitung. Die Beratung ist freiwillig, kostenlos und vertraulich.

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www.gewaltschutzzentrum.at

Foto: © Gerd Altmann from Pixabay

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