Die Aktion „16 Tage gegen Gewalt“ (25. November bis 10. Dezember 2022) wird weltweit dazu genutzt aufzuzeigen, in welchen Formen Gewalt gegen Frauen auftritt sowie sich klar zu positionieren, dass es sich um ein gesellschaftliches Thema handelt. Gewalt gegen Frauen und Mädchen stellt eine fundamentale Menschenrechtsverletzung dar und findet ihre Hauptursache im nach wie vor existenten Machtungleichgewicht der Geschlechter. Dies schlägt sich auch in den Beratungszahlen des Gewaltschutzzentrums OÖ nieder.
Besitz- und Machtdenken als Nährboden für Gewalt
Das Gewaltschutzzentrum OÖ hat im Jahr 2021 2.972 gewaltbetroffene Personen beraten, wobei 81% der Gefährdeten weiblich und 90% der Gefährder männlich waren. „Nach wie vor wird Gewalt von Männern an Frauen zu wenig als geschlechtsspezifisches Problem gesehen, welches ihren Ursprung im patriarchalen System hat“, erklärt Mag, Eva Schuh, Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums OÖ. „Die Hauptursache bei schwerer Gewalt und Morden an Frauen ist ein Besitz- und Machtdenken der Täter. Sie rechtfertigen sich damit, dass die Frau sie verlassen wollte. Doch keine Frau ist der Besitz des Mannes“, sagt Schuh. Als besonders problematisch werden die fehlenden Bewältigungsstrategien in Konflikt- und Trennungssituationen gesehen, da diese die Hemmschwelle für die Anwendung von Gewalt senken.
Gesellschaftliches Problem
Laut Expert:innen ist hier ein gesamtgesellschaftliches Umdenken gefordert. Die Verbreitung von Geschlechterstereotypen sowie das Abtun von Gewaltvorfällen in Partnerschaften als „Beziehungsstreitigkeiten“ verschärfen dieses Problem, das uns alle etwas angeht. Die Aktion „16 Tage gegen Gewalt“ soll hier Bewusstsein schaffen. Es sind oft Kleinigkeiten im Alltag, bei denen man nicht wegschauen sollte. Das beginnt bereits bei nebenbei gemachten abwertenden bzw. einschüchternden Kommentaren. Ziel ist eine Sensibilisierung und Aufklärung der Gesellschaft.
Mehr Fokus auf Gewaltprävention
„Für den Opferschutz ist es essenziell in die Prävention zu investieren“, sagt Schuh. Diskutiert werden dauerhaft und regelmäßig laufende öffentlichkeitswirksame und flächendeckende Bewusstseinskampagnen über Warnzeichen einer Gewaltbeziehung, Täterstrategien und Konfliktbewältigung. „Doch auch das noch immer vorherrschende Rollenbild vom starken Mann und der Frau, die zu „beschützen“ ist, darf es nicht mehr geben. An diesen Rollenbilder muss in Kindergärten, an Schulen bis hin zu allen Ausbildungsstätten und Freizeitangeboten gearbeitet werden“, sagt Schuh.
Quelle: Gewaltschutzzentrum Oberösterreich
Das Gewaltschutzzentrum OÖ ist eine gesetzlich anerkannte Opferschutzeinrichtung nach dem Gewaltschutzgesetz im Auftrag des BMI und BKA – BM für Frauen, Familie und Jugend. Wir bieten rechtliche und psychosoziale Beratung und Unterstützung von Gewaltopfern im sozialen Nahraum und Opfern von Stalking, sowie Prozessbegleitung. Die Beratung ist freiwillig, kostenlos und vertraulich.
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Foto: © Gemma Chua-Tran on Unsplash