116 Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)-Fälle wurden 2017 in Österreich registriert. In Deutschland waren es 469. Auch auf europäischer Ebene ist die Krankheit mittlerweile ein wichtiges Thema. 2015 wurden europaweit mehr als 2.000 Fälle dokumentiert. In Wahrheit könnten es sogar mehr sein, da FSME-Fälle nur in 16 europäischen Ländern gemeldet werden müssen. Wie wirksam die Impfung ist, sofern sie im richtigen Intervall verabreicht wird, sieht man in Österreich. In Litauen, mit knapp drei Millionen Einwohnern und niedriger Durchimpfungsrate, traten 2014 fast drei Mal so viele Krankheitsfälle auf wie im vergleichsweise gut durchgeimpften Österreich.
Übertragung fast ausschließlich durch Zeckenstich
Auslöser der Krankheit ist das FSME-Virus. In der Natur kommt es hauptsächlich bei kleinen Nagetieren vor. Menschen werden nur durch Zufall zum „Wirt“. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt in der Regel durch den Stich einer infizierten Zecke. In den endemischen Regionen in Zentraleuropa tragen etwa 0,5 bis 5 Prozent der Zecken das Virus in sich. In ganz seltenen Fällen (weniger als 1 Prozent) kommt es durch den Konsum von Rohmilch- und Rohmilchprodukten, hauptsächlich von Ziegen, zu einer FSME-Infektion. Der Großteil der FSME-Infektionen findet in den Monaten April bis November statt. In dieser Zeit sind die Zecken am aktivsten. In Zentraleuropa gibt es zwei Erkrankungsspitzen: Juni und Juli beziehungsweise September und Oktober. Univ.-Prof. DDr. Reinhard Würzner von der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie an der Medizinischen Universität Innsbruck: „Grundsätzlich kann ein Zeckenstich aber zu jeder Jahreszeit erfolgen, es sei denn, es gibt eine geschlossene Schneedecke.“ Kinder sind in 10 bis 20 Prozent der Fälle betroffen. Eine Erkrankung kann zu einer Entzündung des Gehirns führen, im schlimmsten Fall sogar mit Todesfolge. Auch langfristige Schäden sind keine Seltenheit.
Keine „sicheren“ Gebiete
In Österreich ist kein einziges Bundesland FSME-frei. Vor allem im Westen des Landes hat sich die Situation grundlegend geändert. Vor 1984 gab es in Tirol keine nachgewiesenen FSME-Fälle. In Vorarlberg war dies sogar bis zum Jahr 2000 der Fall. Heute gelten bestimmte Täler in Tirol und Vorarlberg wie das Inn- oder das Zillertal als hoch endemisch. Auch im Salzachtal in Salzburg sind bereits FSME-Fälle dokumentiert. Diese Fälle sowie Daten aus den Nachbarländern Tschechien und Slowakei lassen darauf schließen, dass es nun auch FSME-Gebiete in größeren Höhen von etwa 1.500 Metern gibt. Es bilden sich also neue Endemiegebiete, Fälle unter unterschiedlichsten klimatischen Bedingungen und Topografien sind bekannt. Für Würzner ist klar: „Fast alle bewohnbaren Regionen in Österreich sind Endemiegebiet und daher ist im Grunde jeder gefährdet, der sich im Freien aufhält, da es unmöglich ist, sich nur in „sicheren“ Gebieten aufzuhalten.“
Selbst Touristen haben ein Ansteckungsrisiko
Daten aus dem elektronischen Meldesystem zeigen, dass es auch ein Risiko für nicht geimpfte Touristen gibt. Wer sich während der Zeckensaison vier Wochen lang in einem endemischen Gebiet aufhält, hat ein etwa ähnlich hohes Risiko an FSME zu erkranken, wie ein ungeimpfter Indien-Reisender an Typhus oder Malaria.
Einzig wirksamer Schutz ist korrekte Impfung
Sogenannte Repellents auf Haut und Kleidung, lange Ärmel und lange Hosen, sowie das völlige Vermeiden von Risikoregionen werden immer wieder empfohlen. Gut zu wissen ist auch, wie man Zecken entfernt. „Das alles kann helfen, ein wirklich effektiver Schutz ist es jedoch nicht“, erklärt der Experte. „Effektiven Schutz kann nur die Impfung und deren regelmäßige Auffrischung bieten. Wer die vorgegebenen Intervalle einhält, ist fast zu 100 Prozent gegen FSME geschützt.“ Was passiert, wenn nicht genug geimpft wird, sieht man in Litauen. Dort wurden 2014 353 FSME-Fälle bestätigt, und das bei einer Einwohnerzahl von 2,85 Millionen.
Vergünstigter Impfstoff bereits erhältlich
Seit Jahresbeginn läuft eine Aktion der Österreichischen Ärzte- und Apothekerkammer, durch die die Impfstoffe vergünstigt angeboten werden.
Laut Österreichischem Impfplan sollten sich heuer all jene Personen impfen lassen, die
– bisher ungeimpft waren
– 2017 die Teilimpfungen 1 und 2 der Grundimmunisierung erhalten haben
– 2015 die dritte Teilimpfung der Grundimmunisierung erhalten haben
– Unter 60 Jahre alt sind und das letzte Mal 2013 geimpft wurden
– Über 60 Jahre alt sind und das letzte Mal 2015 geimpft wurden
– Bei denen unbekannt ist, wann die letzte Impfung durchgeführt wurde
Die Impfstoffe sind auf Rezept in allen Apotheken erhältlich. Durchgeführt werden kann die Impfung entweder vom Hausarzt, von Amtsärzten in den Bezirken und zum Teil auch in Schulen, Unternehmen oder Gemeinden.