„Welch ein Mann, welch ein Literat! Der Schriftsteller Friedrich Torberg war in seiner großen Zeit eine Wiener Institution, ein österreicherisches Wunder und ein deutsches Ärgernis. Er war ein Querkopf mit Esprit, ein gutmütiger Eiferer, ein witziger Fanatiker, ein Humorist mit missionarischen Tönen.“, so der deutsche, in Polen geborene Publizist, Marcel Reich-Ranicki über seinen Kollegen, der im Jahre 2008 seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Da aber Friedrich Torberg am 10. November 1979 71jährig verstarb, verblasste in unserer schnellebigen Zeit das Bild von ihm immer mehr. Wer kennte heute noch seine „Tante Jolesch” oder deren „Erben”, wer weiß noch, welch ein Gedicht er zum Ableben Matthias Sindelars 1939 „Auf den Tod eines Fußballspielers” hinterließ oder wer erinnert sich noch an seinen Roman “Der Schüler Gerber” oder „Süßkind“? Damit aber das Leben und Wirken dieses großartigen Österreichers, der wahrlich ein Wunder der Sprache, des Ausdrucks und der schriftstellerischen Zunft war, nicht ganz in Vergessenheit gerät, ging der Autor dieser Biographie, David Axmann, her und schrieb den Lebensweg des hier Geschilderten nieder. Der Autor, der in der Zeit von 1980 bis 2002 Kulturjournalist und Chefredakteur des „Wiener Journals” war, gab zusammen mit der Torberg-Witwe Marietta 10 Bände aus dem Nachlass Friedrich Torbergs heraus.
Friedrich Torberg entdeckte schon sehr früh seine Liebe zum Dichten und zum Schreiben. Für ihn galt es stets als selbstverständlich, Briefe nicht nur von Hand zu schreiben, sondern seine Post überhaupt sehr ausführlich zu beantworten. Dies raubte ihm in seinem Berufsleben sehr viel an Zeit. Torberg war aber auch Sportler, er schwamm für die Hakoah Wien, war aber auch glühender Anhänger der Hakoah-Fußball-Sektion (steht im hebräischen für „Kraft”), die 1924/25 Profi-Meister der Österreichischen Fußball-Liga waren. Später dann „verliebte” er sich in das ästhetische Spiel eines gewissen Matthias Sindelar, der als „Papierener” geltend der beste Fußballspieler seiner Zeit – wenn nicht bis heute – war. Im Zuge dessen wurde Torberg glühender Verehrer der „Amateure”, die später zur Wiener Austria avancierten. Es kam der Krieg und Friedrich Torberg musste, wie so viele andere auch, vor den Nazis flüchten. Sein Weg trieb ihn über Umwege nach den USA. Dort wirkte er unter anderem bei „Warner Brothers”. Über Kalifornien und den Westen der Staaten gelangte er in den Osten nach New York. Er bewohnte mit seiner Gattin Marietta ein Penthouse in Manhattan. Fünf Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte das Ehepaar Torberg 1950 nach Europa zurück. Man kommt wieder nach Wien und 1951/52 wird Friedrich Torberg Theaterkritiker in der Tageszeitung „Kurier”. Seine beruflichen Tätigkeiten werden immer vielseitiger, unter anderem leitet er zwölf Jahre lang das „FORVM“, ein Medium „Österreichische Monatsblätter für kulturelle Freiheit”.
Diese Arbeit sog ihn dermaßen auf, dass er oft und oft darüber Klage geführt hatte, wie gerne er doch ein Roman-Schriftsteller wäre. Doch ihm fehlte schlicht und einfach die Zeit dazu. Und so dauerte es bis in die späten 60iger Jahre, ehe er endlich die Zeit und auch die Muse dazu fand, „Süßkind” zu publizieren, ein Roman, der die Geschichte des Volkes der Juden auf- und erzählt.
Friedrich Torberg war stets ein Getriebener, der die Arbeit wie die Luft zum Leben benötigte. Er pendelt zwischen seinem Haus in Breitenfurt bei Wien und Alt-Aussee hin und her und war mit seiner Arbeit stets verbunden. Sein großes Laster war das Rauchen. Neben dem süßen Leben in den zahlreichen Wiener Kaffeehäusern vernichtete Friedrich Torberg anhand seiner stundenlangen Nacht-Arbeiten viel zu viele der kleinen Sargnägel. Zigaretten und Kaffee, die waren seine steten Begleiter in der Nacht. Dies hatte zur Folge, dass sich Torberg einmal im Jahr auf Kur begab, um sich gemäß eigenen Worten einer „Gesundheitlichen Schmutzwäsche„ zu unterziehen. Am 6. November
1979 begab er sich, dringendem ärztlichen Ratschlag zufolge, in das Wiener Wilhelminenspital, in dem man versuchen wollte, ihm künstliche Venen in den rechten Fuß einzupflanzen. Am 8. November schrieb er an Joachim Kaiser der „Süddeutschen Zeitung„ einen Brief, der so begann: „In einer hiesigen Zeitung finde ich soeben die Nachricht, dass Goldschmidt – Feuilletonchef der SZ – verstorben ist. Ihnen als dem in jeder Hinsicht Nächsten möchte und muss ich sagen, wie traurig ich bin und wie sehr er mir fehlen wird.” Der Brief endet mit dem Resümee: „Es trifft immer die Falschen. Ich habe so eine lange Liste, aber mich fragt man nicht.” Die Venen-Operation schlug fehl, Friedrich Torberg verstarb am 10. November 1979 in Wien. Neun Tage später, einem kalten regnerischen Vormittag, wird Friedrich Torberg unter der Anteilnahme zahlreicher Wiener feierlich zu Grabe getragen. Er erhielt ein Ehrengrab der Gemeinde Wien am Zentralfriedhof, Tor I, Jüdische Abteilung.
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