Das Christkinderl kommt!
Mit seiner goldene Krone auf den langen, blonden Engelshaaren wird es am 29. November 2019, um 17.30 Uhr auf der Empore der Frauenkirche seinen traditionellen Prolog halten. Damit wird das „Städtlein aus Holz und Tuch“ – so, wie der Nürnberger Christkindlesmarkt im stimmungsvollen Gedicht des Christkindes auch umschrieben wird, abermals und neuerlich feierlich eröffnet werden.
Alle Jahre wieder öffnet pünktlich am Freitag vor dem 1. Advent Deutschlands wohl berühmtester Weihnachtsmarkt, der Nürnberger Christkindlesmarkt. Dieser ist gelegen, direkt am Nürnberger Hauptmarkt, im Herzen der Stadt. Der Markt und sein Brauch, der bis ins 16. Jahrhundert zurück reicht, hat dann bis an Heilig Abend, 14 Uhr, geöffnet und ist in dieser Zeit Anziehungspunkt für über 2 Millionen Besucher aus aller Herren Länder.
180 Holzbuden, allesamt dekoriert mit rot-weiß-rotem Stoff, verleihen dem Christkindlesmarkt den bereits erwähnten schmucken Beinamen „Städtlein aus Holz und Tuch“.
Der Markt bietet alles, was auf einem guten Weihnachtsmarkt nicht fehlen darf: von Christbaumschmuck und Kerzen jeglicher Art, Krippen aus Holz, kleinen von Hand gefertigten dekorativen Dingen, Spielsachen für die Kinder, Kunsthandwerk, netten Mitbringseln wie beispielsweise der Holz-Nussknacker und anderen Weihnachtsgeschenken bis hin zu dem für Nürnberg so typisch lukullischem Angebot – den weltberühmten „Rostbratwürschten im Weggla“, sowie dem herrlich mundenden Lebkuchen in sämtlichen Preislagen und Schattierungen, aber auch Mandeln und den allseits beliebten „Zwetschgenmännla“.
Ebenso alle Jahr wieder wirft auch das städtische Marktamt sein prüfendes Auge auf den Markt. So sind Tannengirlanden aus Plastik ebenso verpönt, wie die dauerhafte Berieselung anhand von Weihnachtsmusik vom Tonband. Aber auch die jeweiligen Beschicker und Marktstandler spielen hier mit und werfen ihren gesamten Ehrgeiz in eine stil- und stimmungsvolle Gestaltung ihrer Buden und Verkaufsflächen. Und dies wird belohnt. Die Stadt Nürnberg verleiht seit dem Jahre 1981 den „Zwetschgermoh“ in Gold, Silber und Bronze für die eifrigsten Verkäufer und schmucken Buden-Schausteller.
Die gesamte Kulisse des bunten Treibens samt Frauenkirche (1352 im gotischen Stil erbaut) und dem Schönen Brunnen (Anno 1385 erschaffen) könnte herrlich kitschiger und romantischer kaum sein. Die Kleinen drängt es zum nahe gelegenen Hans Sachs-Platz, wo eine Weihnachts-Stadt für Kinder aufgebaut ist. Hier darf man nach Herzenslust „patzen“ und „kleckern“ und sich selbst als Kekserl-Bäcker versuchen, aber auch Glas bemalen, oder auf einem nostalgischen Rummelplatz Riesenrad und Karussell fahren.
Etwas größeren Kindern sei auch „Die größte Feuerzangebowle Nürnbergs“ empfohlen. Direkt an der Fleischbrücke gelegen mit Blick auf die nächtlich beleuchtete Pegnitz und den alten Fachwerkhäusern, garniert mit dem einstigen Heinz Rühmann-Gassenhauer „Feuerzangenbowle“ auf zahlreichen Flatscreens im Hintergrund, lässt es sich überaus gemütlich verweilen.
Mit diesem seinem traditionellen Gesicht dient der Nürnberger Christkindlesmarkt auch als Vorbild für andere Weihnachtsmärkte.
Wer länger als einen Tag im netten Stadterl im Frankenland – die Nürnberger sind Franken und legen großen Wert darauf, nicht als Bayern tituliert zu werden – verbringen möchte, dem sei auch die Nürnberger Burg empfohlen. Das Wahrzeichen der Stadt ist die Kaiserburg. Von ihrer Freiung, sowie vom Sinwellturm aus genießt man einen atemberaubenden Blick über die Altstadt. Im Inneren warten das Kaiserburg-Museum und das Kaiserzimmer auf Besucher. Das Gelände der Nürnberger Burg vereint Bauten aus jener Zeit der salischen Kaiser, der hohenzollernschen Burggrafen zu Nürnberg, sowie der römisch-deutschen Kaiser. Eine Dauerausstellung im Kaiserburg-Museum vermittelt den Besuchern anschaulich die baugeschichtliche Entwicklung der Kaiserburg samt historischer Bedeutung, sowie die Entwicklung der Waffengeschichte im Mittelalter.
Und wer es bereits soweit geschafft hat und die Kaiserburg hoch oben über den Dächern der Altstadt erklommen hat, dem sei auch das „Dürer-Haus am Fuße der Kaiserburg“ wärmstens empfohlen. Beim Rundgang stellen jeden Sonntag um 14 Uhr Experten des Kunst- und Kulturpädagogischen Zentrums der Museen in Nürnberg das Wohnhaus des berühmtesten deutschen Künstlers Albrecht Dürer vor. Der Spaziergang führt durch das repräsentative Bürgerhaus, das Albrecht Dürer im Jahre 1509 kaufte und bis zu seinem Tod Anno 1528 bewohnte. Dies ist das einzige öffentlich zugängliche Wohnbau aus Nürnbergs Glanzzeit. Die Besucher erhalten ganz spezielle und besondere Einblicke in die Lebens- und Schaffenswelt des Künstlers, der zu einer weltweiten Kultfigur geworden ist. Der so genannte „Dürer-Hase“ ist bis in die heutige Zeit allgemein bekannt.
Ebenso für Groß und Klein absolut sehenswert ist auch das Nürnberger Spielzeugmuseum. Hinter einer Renaissance-Fassade hält man für die Besucher auf vier Stockwerken eine riesige Sammlung aus den Bereichen Holz-, Blech- und Puppenspielzeug längst vergangener Tage zur Besichtigung bereit.
Und last but not least sei den Freunden des runden Leders auch ein Besuch im städtischen Frankenstadion empfohlen. Dort müht sich zwar der 9-fache Altmeister und heurige Absteiger 1. FC Nürnberg neuerlich, in die Beletage des Deutschen Fußballsports zurückzukehren, dennoch sind auch die Bundesligaspiele der 2. Spielklasse sehenswert und echte Kassenschlager. Beispielsweise am 20. Dezember 2014 pilgerten 47.500 Besucher zum ältesten Fußball-Derby Deutschlands, als der 1. FCN den ewig steten Rivalen aus der Nachbarstadt Fürth zum Tanz auf dem Rasen bat. Rivalitäten-Pikanterie am Rande: die deutsche Fußball-Auswahl bestand in den 1920er und frühen 1930er Jahren durchwegs aus Nürnberg- und Fürth-Spielern. Man reiste zu den Länderspieln gemeinsam per Bahn an, jedoch hatten die „Clubberer“ und die „Kleebläddla“ aus Fürth ihre eigenen Abteile und Waggons. Man saß demnach nicht gemischt und ging sich nach dem Spiel aus dem Weg. Das 0 : 0-Remis an jenem Nachmittag war zwar kein besonderer Fußball-Leckerbissen, dennoch vereint den „Club“ mit Österreich sehr viel.
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Der als Peitschenknaller verschriene Wiener Max Merkel wurde 1968 mit den „Schwarz-Roten“ zum bisher letzten Mal Deutscher Fußballmeister an seiner Seite August Starek als Feldspieler. Reinhold Hintermaier kam über den SK VÖEST Linz 1979 ins Frankenland und blieb mit kurzen Unterbrechungen bis 2010 dem Club treu. Heute dient der Verein als Sprungbrett für weitere österreichische Legionäre, die dafür sorgen sollten, dass der 1. FCN dereinst wieder eine gute Adresse im Deutschen Klubfussball wird.
Und so schließt sich der Kreis, denn wie heißt es so schön anhand der Eröffnung des Christkindlesmarktes im vom Christkind vorgetragenen Gedicht: „Am Saum des Jahres steht nun bald der Tag, an dem man selbst sich wünschen und anderen schenken mag.“
Quelle: oepb
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