Frank Goosen auf der Tribüne des Bochumer Ruhrstadions. Foto: Volker Wiciok
Frank Goosen auf der Tribüne des Bochumer Ruhrstadions. Foto: Volker Wiciok

Eine neue Saison ist immer ein bisschen wie Star Wars, Episode 4: Eine neue Hoffnung. Du hast dich in der letzten Spielzeit wieder über alle Maßen geärgert, hattest nackte Angst und nur wenige Momente der Freude. Jetzt haben sie den Bierpreis angehoben, aber dafür die Toiletten renoviert, also gehst du trotzdem hin. Der erste Kollege kommt auf dich zu und sagt: „Frohes Neues Jahr!“ im August. Aber er hat ja recht.

Das erste Heimspiel läuft so mittelprächtig. In der Pause sind alle trotz Rückstand noch gut drauf und singen auf dem Weg zu Klo: „Jetzt! Ist“ Die Blase voll, jetzt ist die Blase voll, jetzt ist, jetzt ist, jetzt ist die Blase voll.“ Minuten später kommt der gleiche Trupp mit ungewaschenen Fingern wieder raus und grölt: „Jetzt! Ist! Der Bierstand voll, jetzt ist der Bierstand voll …“ Das Spiel geht unentschieden aus, aber hinterher sind sich alle einig: Von jetzt an kann es nur noch bergab gehen. Oder wie es der 18-jährige Thronfolger zwei Spieltage später auf den Punkt bringt: „Die spielen in dieser Saison wieder knallhart gegen den Aufstieg.“ Ich gebe zu, dass ich mich manchmal von diesem Fatalismus anstecken lasse: „Herrje, ich gehe so gern mit euch ins Stadion. Sollen wir nicht mal zu einem anderen Verein gehen? Oder zum Hockey?“

Es gibt aber auch schöne Momente. Wie zum Beispiel der Screenshot, den ich vom kicker-Liveticker im Spiel der Bayern gegen Hertha machen konnte, als die Berliner in Führung lagen. Dankenswerterweise wird ja immer der aktuelle Rang in der Blitztabelle unter dem Vereinswappen angegeben, deshalb stand da bei Hertha: 1. Platz. Und bei der Heimmannschaft: 18. Platz. Es sind diese Momente, die einem jeden Morgen Kraft geben, doch wieder aus dem Bett zu kommen. Untergangslust und übertrieben große Klappe liegen bei uns im Ruhrgebiet ja nah beieinander. Als dem VfL Bochum für die zweite Pokalrunde jener FC Bayern München zugelost wurde, der zwischenzeitlich Tabellenletzter war, und ich dies meinem jüngeren Sohn per elektronischer Nachricht mitteilte, antwortete der nur: „Steht unser 3. Gegner schon fest?“

Und dann hoffst du, dass bis Ende Oktober Jyn Erso rechtzeitig an die Pläne für den Todesstern kommt, denn sonst heißt es statt einer neuen Hoffnung wieder nur: Das Imperium schlägt zurück.

Über Frank Goosen

Der weit über die Grenzen des deutschen Ruhrgebiets hinausreichend bekannte und beliebte Autor, Kabarettist und Feuilletonist Frank Goosen ist langjähriger, bekennender und leidgeprüfter Anhänger des VfL Bochum von 1848. Als solcher steht er nach wie vor treu ergeben zu den einstmals „Unabsteigbaren“, schließlich zählten die Blau-Weißen aus der Herbert Grönemeyer-Stadt Bochum von 1971 bis 1993 ununterbrochen zur höchsten deutschen Spielklasse. Nach Jahren des Paternoster-Daseins – „Wir steigen auf, wir steigen ab – und zwischendurch Europacup“ – in Anlehnung an die Aufstiege, die bis in den UEFA-Cup führten, um sich im Jahr darauf erneut in der 2. Spielklasse wieder zu finden, müsste es nun „Die Unaufsteigbaren“ heißen, denn seit knapp 10 Jahren kennt man an der Castroper Straße die 1. Deutsche Bundesliga nur mehr vom Hörensagen. Aber genau genommen machen gerade solche Vereine mit ihrem treuen Gefolge die Fußballwelt bunt und interessant, denn zu permanent siegreichen Teams zu stehen, das kann doch schließlich jeder.  

https://frankgoosen.de/

Lesen Sie mehr über Frank Goosen bei uns bitte hier;

www.vfl-bochum.de

www.bundesliga.de

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