Ausstellungsansicht. Foto: © Yassi Foundation

In der Yassi Stiftung in Teheran (Iran) stellt eine Ausstellung zeitgenössische künstlerische Positionen aus Österreich einer bedeutenden botanischen Sammlung des Naturhistorischen Museums Wien / NHM gegenüber. Im Zentrum der Ausstellung FLORA IRANICA steht die historische Sammlung an Herbarien, die der österreichische Botaniker Theodor Kotschy (1813 – 1866) im 19. Jahrhundert u.a. in Persien und Afghanistan gesammelt hat.

Mit der Flora Iranica beherbergt das Naturhistorische Museum Wien die international bedeutendste botanische Sammlung iranischer Pflanzen aus Persien, Afghanistan und weiteren Ländern in Zentralasien. Vor beinahe 180 Jahren bestieg der österreichische Forschungsreisende und Pflanzenforscher Theodor Kotschy den Berg Damavand nahe Teheran. Von seinen Forschungsreisen in das iranische Hochland brachte er reiche Pflanzensammlungen mit. Mehr als 10.000 botanische Präparate schickte er nach Wien und schuf damit die Grundlage für die wichtigste Sammlung iranischer Pflanzen im NHM Wien, die heute über 60.000 Objekte umfasst.
 
Die Ausstellung „FLORA IRANICA – Von den Füßen des Elburs bis zu den Gipfeln der Alpen“ ist von dieser Geschichte des Sammelns und Archivierens, aber auch des internationalen Transfers inspiriert. Kuratiert vom iranisch-österreichischen Künstler, Archivar und Kurator Farshido Larimian stehen diese historischen Dokumente im Mittelpunkt der Ausstellung. Neben Bildern aus der Herbarium-Sammlung des NHM Wien, die größtenteils von Theodor Kotschy gesammelt wurden, finden sich Teile der Herbarium-Sammlung des Schloss Aichberg in Österreich, darunter 21 Originaltafeln aus dem Jahr 1837. Auch die Privatsammlung des Kurators ist mit 30 Aquarellen botanischen Inhalts aus dem 19. Jahrhundert vertreten. Mit einer Laufzeit von einem Monat möchte die Ausstellung FLORA IRANICA die Besucher*innen in die Atmosphäre jener Zeit versetzen, in der Theodor Kotschy in der Natur die Pflanzen entdeckte und sammelte.
 
„Wir freuen uns, wenn wissenschaftlich und kulturell bedeutendes Herbarmaterial im Iran auch für Nicht-Spezialist*innen sichtbar wird“, so Dr. Katrin Vohland, Generaldirektorin und wissenschaftliche Geschäftsführerin des NHM Wien.

Plakat zur Ausstellung

Begleitend zur künstlerischen Auseinandersetzungen zeigt ein Dokumentarfilm wissenschaftliche Interviews mit mehreren österreichischen Spezialisten auf dem Gebiet der Pflanzenwissenschaften und Ökologie, u.a. Dr. Christian Bräuchler (Leiter der Botanischen Abteilung am NHM Wien), Dr. Ernst Vitek (ehem. Leiter der Botanischen Abteilung am NHM Wien) sowie mit dem iranischen Botaniker Dr. Jalil Noroozi (Post-doc in der Abteilung für Botanik und Biodiversität an der Universität Wien und Forscher in der Botanischen Abteilung am NHM Wien). In wissenschaftlicher Zusammenarbeit mit Dr. Jalil Noroozi machte der Kurator die meisten Kunstwerke interaktiv. Auf diese Weise existieren neben vielen Kunstwerken QR-Codes, und Gäste können diese scannen und die Informationen über die einzelne Pflanze in den Kunstwerken nachlesen oder den Herbarbeleg der gleichen Pflanze im NHM Wien studieren.
 
Die Yassi Stiftung präsentiert Arbeiten der Künstler*innen David Eisl, Hannah Stippl, Regina Anzenberger, Karin Maria Pfeifer, Marianne Lang, Michaela Putz, Karin Pliem, Christina Gruber, Yvonne Oswald und Christopher Wittine. Sie alle vereint ein großes Interesse an Natur und den Pflanzen, Nachhaltigkeit und Ökologie in ihrer künstlerischen Praxis. Neben Werken der Fotografie, Malerei, Installation und Video ergänzen eine Auswahl an Künstlerbüchern, Performances und Workshops das Programm. Nach Ende der Laufzeit in Teheran soll die Ausstellung schließlich in Wien zu sehen sein.
 
Die Ausstellung findet von 1. bis 29. Juli 2022 in der Yassi Stiftung in Teheran mit Unterstützung des Österreichischen Kulturforums (ÖKF) Teheran statt. Nach Ende der Laufzeit in Teheran soll die Ausstellung auch in Wien zu sehen sein. 
www.yassifoundation.com

Herbarbeleg einer Pflanze aus der hochalpinen Region des Damavand, gesammelt von Theodor Kotschy. Foto: © Botanische Abteilung, NHM Wien

Wissenschaftliche Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Botanik Wien – Teheran

Das Naturhistorische Museum Wien besitzt in der Botanischen Abteilung wertvolle historische Pflanzensammlungen aus dem Gebiet des Iran. Seit den 1950er Jahren wurden die Sammlungen kontinuierlich und beträchtlich erweitert. Der Botaniker Karl Heinz Rechinger, Erster Direktor des Naturhistorischen Museums von 1963 bis 1971, begründete als Herausgeber und Mitautor die Flora Iranica, das Bestimmungsbuch für die Pflanzen des Iran, das mit 181 Bänden fertiggestellt wurde und 10.615 Pflanzenarten aus dem iranischen Hochland beschreibt. In Vorbereitung ist der noch fehlende Band der Farne. Derzeit beherbergt die Wiener Botanische Sammlung über 60.000 Objekte aus dem Iran und die wichtigste Grundlage für weitere botanische Arbeiten im Iran. Derzeit unterstützen das NHM Wien und die Universität Wien die Shahid Behesti Universität in Teheran, ihre Herbarbelege im Virtuellen Herbarium (http://herbarium.univie.ac.at/database/collections.htm) weltweit zugänglich zu machen. Derzeit läuft ein FWF Projekt „Species extinction and species protection in the Iranian high mountains – Areas of endemism in the high-mountain flora of Iran” an der Universität Wien, bei dem die Botanische Abteilung des NHM Wien unterstützend beteiligt ist. Ein Desiderat ist eine komplette Digitalisierung der iranischen Bestände im NHM Wien, um den Zugang weltweit zu erleichtern. Begleitend zur Ausstellung fand am 12. und 13. Mai 2022 ein wissenschaftliches Symposium in Teheran unter der Beteiligung des NHM Wien statt. Hier konnten die Kontakte vor Ort vertieft und gemeinsame Perspektiven zur Digitalisierung entwickelt werden.

www.facebook.com/Naturhistorisches.Museum.Wien

Quelle: NHM / Naturhistorisches Museum Wien

Lesen Sie noch mehr über das Naturhistorische Museum bei uns bitte hier;

www.nhm-wien.ac.at

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