Wallace-Flugfrösche sind wahrlich spektakuläre Tiere. Dank Häuten zwischen den Zehen und Fortsätzen an Armen und Beinen gleiten sie in den Regenwäldern Ostasiens rund 16 Meter weit von Baum zu Baum. Doch das ist nicht alles: Junge Flugfrösche setzen auf eine ungewöhnliche Methode, um von Fressfeinden nicht verzehrt zu werden. Sie tarnen sich mit einer roten Färbung und vielen weißen Punkten vermutlich als Kot. Dafür spricht eine vom Wiener Tiergarten Schönbrunn initiierte Studie, die nun in der Fachzeitschrift „Behavioral Ecology and Sociobiology“ veröffentlicht wurde. „Die Jungfrösche setzen wohl darauf, dass sie zwar gesehen, aber für etwas Ungenießbares gehalten werden“, erklärt Susanne Stückler, Forscherin an der Universität Wien, die die Studie unter der Betreuung von Doris Preininger aus dem Tiergarten Schönbrunn durchgeführt hat.
Im Regenwaldhaus des Tiergarten Schönbrunn leben auf 800 Quadratmetern über 15 Vogelarten, deren Verbreitungsgebiet mit jenem des Wallace-Flugfrosches überlappt. Acht Tage lang wurden hier vier verschiedenfarbige Froschmodelle ausgelegt: rot mit weißen Punkten, rot ohne weiße Punkte, grün und weiß. So wurde getestet, welche Farben von den Vögeln am häufigsten entdeckt und attackiert werden. Die Angriffsrate auf die roten Froschmodelle war am höchsten, wurde aber um die Hälfte reduziert, wenn die roten Modelle weiße Punkte hatten. Damit zeigte sich, dass die weißen Punkte ein sonst sehr auffälliges Individuum tarnen und Fressfeinde täuschen.
Ausgewachsen sind die Wallace-Flugfrösche nicht mehr rot mit weißen Punkten, sondern smaragdgrün. Warum sie im Laufe ihres Lebens so einen aufwendigen Farbwandel durchlaufen, ist noch nicht geklärt. Das Forscherteam vermutet, dass die Frösche in verschiedenen Lebensstadien unterschiedliche Lebensräume bewohnen. Ausgewachsene Frösche sind durch ihre grüne Farbe und die Fähigkeit zu gleiten gut an das Leben in den Baumkronen angepasst. Jungfrösche bewohnen vermutlich im ersten Lebensjahr die unteren Baumschichten, wo häufig Ausscheidungen liegen. Von fruchtfressenden Vögeln und Fledertieren sind diese oft rot mit weißen Punkten – so wie die Jungfrösche. Damit wäre die Tarnung als Kot eine effektive Methode, um sich vor Fressfeinden zu schützen. „Als wissenschaftlich geführter Tiergarten ist die Forschung, neben der Erholung, der Bildung und dem Artenschutz, ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Wir freuen uns sehr, dass wir durch die tollen Erkenntnisse, die wir in Schönbrunn erarbeiten, zu einem besseren Verständnis der Tierwelt beitragen“, so Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck.
Quelle: Wiener Tiergarten Schönbrunn
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