Nach fünf Jahren Pause wieder zurück in einer europäischen Gruppenphase: Diese FK Austria Wien-Mannschaft bereitete dem violetten Anhang in der Saison 1983/84 große Freude. Vorne von links: Alfred Drabits, Franz Zore, Friedl Koncilia mit kleinem Fan, Reinhard Beer, Franz Wohlfahrt, Gerhard Hirczy und Istvan Magyar. Mittlere Reihe von links: Trainer Vaclav Halama, Herbert Prohaska, Erich Obermayer, Ernst Baumeister, Toni Polster, Tibor Nyilasi und Robert Sara. Hintere Reihe von links: Masseur Georg Schreitl, Josef Degeorgi, Fritz Drazan, Karl Daxbacher, Masseur Alois Pelzmann und Dzemal Mustedanagic. Foto: © oepb

Jeder der selbst einmal aktiv Fußball gespielt hat, wird dem Verfasser wohl recht geben: Man bestreitet ein Match, der Gegner wird dabei förmlich überrannt und irgendwann zeichnet sich nur noch die Höhe des Sieges ab. Es geht dann in erster Linie beim Torabschluss darum „Wer will noch mal, wer hat noch nicht!“ und die herannahende Zweistelligkeit treibt einen immer weiter an. Es kommt aber auch immer wieder vor, dass in der zweiten Halbzeit der Motor gedrosselt wird und man als Mannschaft dann nicht mehr so zwingend agiert wie beispielsweise noch in der ersten Hälfte. Folglich bleiben oftmals zweistellige Triumphe aus, auf die man in der Halbzeitpause bei einem Stand von 5 : 0 oder mehr noch gewettet hätte. Wenn allerdings ein zweistelliger Sieg erfolgt, der dann auch noch im Fußball Europapokal passiert und dieser Triumph bis heute als der höchste Erfolg einer österreichischen Mannschaft im internationalen Fußball-Geschäft steht, dann ist dieser Umstand mehr als „nur“ berichtenswert.

Eintrittskarte vom höchsten Erfolg einer österreichischen Mannschaft im Fußball-Europapokal. Ticket FK Austria Wien gg. Aris Bonneweg, 10 : 0 (Pausenstand 6 : 0) vom Mittwoch, 28. September 1983. Foto: © oepb

22 : 0 an Eckbällen – 10 : 0 der Endstand

Gewiss, der Gegner kam aus Luxemburg und war international gesehen ein nicht allzu großer Stern am europäischen Fußball-Firmament. Und da aus österreichischer Sicht beim Hinspiel im Parc des Sports Bonnevoie mit 5 : 0 bereits für das Rückspiel und den Aufstieg alles klar gemacht wurde, sprach es dennoch für das Team, gerade beim Heimspiel dem getreuen Anhang ein Fußballfest zu servieren. Wer damit gemeint ist? Der FK Austria Wien, der am 28. September 1983 mit einem 10 : 0 über Aris Bonneweg hinweggesaust war und die Luxemburger somit mit einem Gesamtscore von 15 : 0 aus dem Europapokal fegte.

Nur Zweiter in der Meisterschaft

Nach einem 0 : 0 im Wiener Derby gegen den SK Rapid Wien vor 28.000 Zuschauern im Wiener Praterstadion am Samstag zuvor rangierten die „Veilchen“ in der heimischen Meisterschaft „nur“ an der zweiten Stelle, einen Punkt hinter dem Führenden SK Sturm Graz. Und da es beim Hinspiel – wie erwähnt – bereits ein 5 : 0 gab und der Gegner „nur“ aus Luxemburg stammte, war es aus violetter Sicht auch nicht weiter verwunderlich, dass sich lediglich knapp 4.000 Unentwegte im Franz Horr-Stadion eingefunden hatten. Aber die violetten Anhänger, die gekommen waren, erlebten eine fußballerische Sternstunde – aufgrund der Höhe dieses Sieges – auf der internationalen Bühne, die bis heute unerreicht geblieben ist.

Tormann vergibt Elfmeter

Istvan Magyar (11.), Karl Daxbacher (18.), Tibor Nyilasi (20.), Alfred Drabits (23.), Tibor Nyilasi (24.) und abermals Alfred Drabits ( 35.) schossen den Pausenstand von 6 : 0 heraus. In der Halbzeitpause wurde in der violetten Kabine vereinbart, sollte es zu einem Elfmeter für die Austria kommen, dürfe diesen der Torhüter Friedl Koncilia ausführen. Toni Polster (65.) und Tibor Nylasi ( 69.) stellten den aktuellen Stand von 8 : 0 her. Und in der 73. Minute kam es tatsächlich zu einem Handelfmeter für die Austria. Friedl Koncilia legte sich den Ball zurecht und platzierte das Leder zu genau Richtung Innenstange, von dort aus die Kugel wieder ins Feld zurücksprang. Ähnlich erging es Ernst Baumeister, der unermüdlich rackerte, dem aber kein Tor gelang. Sein Bombenschuss in der 81. Minute pendelte zwischen Latte und Torlinie ins Feld zurück. Franz Zore (83.) und abermals Tibor Nylasi (90.) mit seinem vierten Tor an jenem Abend stellten den geschichtsträchtigen 10 : 0-Triumph her.

Solche Gegner einfrieren

Der im Stadion weilende Teamchef Erich Hof wunderte sich darüber, dass es seiner Ansicht nach solch schwache Gegner auf dem internationalen Parkett heutzutage überhaupt noch gibt. Und Joschi Walter meinte nach dem Spiel lächelnd, dass es wohl vorteilhaft wäre, sich so einen Gegner einfrieren zu lassen, um bei etwaigen sportlichem Bedarf immer wieder darauf zurückgreifen zu können.

Blick auf den seinerzeitigen Spiel-Wimpel. Foto: © oepb

Fußballmeister und EC-Viertelfinale mit wenig Zuschauern

Die Rechnung der FAK-Verantwortlichen im Sommer 1983 ging voll auf. Mit der Heimholung von Herbert „Schneckerl“ Prohaska aus Rom und der Verpflichtung des ungarischen Weltklassestürmers Tibor Nyilasi wurde Austria Memphis, wie der Verein damals offiziell hieß, nach einer zweijährigen Pause 1983/84 wieder Österreichischer Fußballmeister. Und auch im Fußball-Europapokal drangen die Wiener Violetten bis ins Viertelfinale vor. Aris Bonneweg (5 : 0 und 10 : 0), Stade Laval (2 : 0 und 3 : 3), Inter Mailand (2 : 1 und 1 : 1), sowie Tottenham Hotspur (0 : 2 und 2 : 2) lauteten hierbei die Ergebnisse. Einzig und allein die Kulisse blieb hinter den Erwartungen zurück. 45.000 Zuschauer in vier internationalen Heimspielen erbrachten der Austria Einnahmen in Höhe von 9 Millionen Schilling (Anm.: ca. € 654.000,-). „Wenn international die Zuschauer ausbleiben ist das fast eine Katastrophe, denn aus der österreichischen Meisterschaft lässt sich eine Austria-Mannschaft dieser Größenordnung nicht finanzieren. Wir werden das in aller Ruhe analysieren und dann entscheiden, ob wir zurückstecken müssen, oder noch einen Versuch starten.“, so Joschi Walter im März 1984. Nun, die Austria steckte nicht zurück, holte 1985 und 1986 abermals den Titel, scheiterte im März 1985 im Viertelfinale des Europacups der Landesmeister am FC Liverpool (1 : 1 und 1 : 4) und im November 1985 im Achtelfinale des EC-Meisterbewerbs am FC Bayern München (2 : 4 und 3 : 3). Den höchsten Erfolg auf internationalem Parkett für Österreich mit 10 : 0 zweistellig eingefahren zu haben, dieser Triumph steht bis heute in den Annalen der über 111-jährigen Geschichte der ruhmreichen und großen Wiener Austria.

Quelle: Redaktion www.oepb.at

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