Laut Anzeigetafel hat man zwar verloren, dennoch war gestern Abend kollektiver Jubel in Violett angesagt. Die Austria spielt erneut in Europa und feiert das Fest, wie es eben fiel. Von links: Felipe Pires, Raphael Holzhauer, Christoph Martschinko, Thomas Salamon, sowie Ismael Tajouri-Shradi. Foto: GEPA
Laut Anzeigetafel hat man zwar verloren, dennoch war gestern Abend kollektiver Jubel in Violett angesagt. Die Austria spielt erneut in Europa und feiert ihr Fest, wie es eben gerade gefallen war. Von links: Felipe Pires, Raphael Holzhauer, Christoph Martschinko, Thomas Salamon, sowie Ismael Tajouri-Shradi. Foto: GEPA

Heiko Westermann meinte nach dem Spiel, noch nie so glücklich über eine Niederlage gewesen zu sein und fügte hinzu, dass eines der Saison-Ziele – nämlich das Erreichen der Europa League Gruppenphase – damit erreicht wurde. Und FK Austria Wien-Kapitän Raphael Holzhauser setzte noch einen drauf, in dem er nach dem Spiel ins ORF-Mikro plauderte: „Scheißegal, ob es eine Zitterpartie war, man muss den Hut vor uns ziehen, es haben sieben neue Spieler gespielt. Riesenrespekt vor dem ganzen Trainerteam, sie haben immer an uns geglaubt.“ Damit brachte er es auf den Punkt – nach dem 2 : 1-Erfolg im Hinspiel verloren die Wiener gestern Abend zwar das Rückspiel gegen NK Osijek mit 0 : 1, erreichten aber aufgrund der Auswärtstorregel die Europa League und das macht den ganzen Verein einfach nur glücklich. Wenn man sah, wie sich der Präsident Wolfgang Katzian mit seinem „Vize“ Raimund Harreither freute, wie AG-Vorstand Mag. Markus Kraetschmer gemeinsam mit der Mannschaft am Rasen vor den Fans feierte, dann ist dieser Schritt für den FAK gerade in Anbetracht der Spieler-Rochaden der letzten Wochen beachtlich, darüber hinaus ist ein warmer Geldregen, auch und gerade für das S.T.A.R.-Projekt naturgemäß stets eine willkommene Morgengabe. Als prominenter Daumendrücker wurde darüber hinaus auch Roman Kienast unter den Zuschauern gesichtet, der die Austria im August 2013 mit seinem spielentscheidenden Treffer gegen Dinamo Zagreb in die Champions-League schoss.

UEFA Europa League 2017/18 – Play-Off / Rückspiel, Donnerstag, 24. August 2017, 21:05 Uhr, NVArena / St. Pölten, 7.400 Besucher, ausverkauft, Schiedsrichter Vladislav Bezborodov (Russland)

NK Osijek stieg einige Kilometer von der NV-Arena entfernt im Hotel-Gasthof Seeland in St. Pölten ab und bereitete sich dort sehr gewissenhaft auf „Das Spiel der Saison“ vor. Noch nie war es den Kroaten bisher gelungen, eine Gruppen-Phase zu erreichen. Diesmal sollte es gelingen, man brauchte dafür einen Sieg mit zwei Toren Differenz. Die Kroaten legten dieses Ziel vor Augen auch dementsprechend los und wollten ein rasches Tor. Die Austria-Defensive stand jedoch gut und der 21-jährige Abdul Mohammed Kadiri, der den unmittelbar zuvor nach Udinese Calcio abgewanderten Jens Stryger Larsen ersetzte, harmonierte mit dem Deutschen Heiko Westermann in der Verteidigung bereits sehr gut, sodass sprichwörtlich da hinten nichts anbrannte. Die Austria agierte abwartend, wurde aber mit Fortdauer der ersten Halbzeit immer stärker und schnürte den Gegner phasenweise ein. Aus diesem Druck ergab sich auch die eine oder andere zwingende Torchance. Sehenswert und als riesengroße Hoffnung für die Zukunft agierte einmal mehr der junge Dominik Prokop. Stets anspielbar, technisch versiert und immer wieder gefährlich für jede Abwehrreihe. Auch Christoph Monschein, der einmal sogar die Latte traf, entwickelt sich immer mehr zu einer echten violetten Verstärkung im Sturm.

Die Kroaten hielten gut dagegen, zogen mit der Austria mit und so entwickelte sich ein munterer Schlagabtausch in der ersten Halbzeit, der die tolle und stimmungsvolle Kulisse mitriss und zu lautstarkem Beifall veranlasste. Fußball kann so schön und sehenswert sein, auch dann, wenn keine Tore fallen. Mit 0 : 0 ging es in die Halbzeitpause, der russische und unauffällige Referee Vladislav Bezborodov beendete pünktlich die erste Spielhälfte.

Nach Seitenwechsel ein völlig anderes Bild. Die Austria war komplett von der Rolle und der in der ersten Halbzeit noch omnipräsente Raphael Holzhauser tauchte mehr und mehr ab. Ganz anders die Kroaten. Wer nun dachte, die kraftvolle erste Hälfte hätte die Osijek-Spieler um ihre Energien beraubt, der irrte gewaltig. Der frisch ins Spiel gekommene Gabrijel Boban setzte seinen bulligen und noch ausgeruhten Körper stets sehr gut ein und im Austria-Strafraum brannte es lichterloh. Aus einem dieser Zweikämpfe mit Boban ging Tarkan Serbest zwar nicht unbedingt als Verlierer hervor, der Zusammenstoß in der Hitze des Gefechtes beider Knie-Partien ließ den Violetten jedoch schmerzverzerrt zurück, sodass dieser kurze Zeit später mit einer Innenbandverletzung ausgetauscht werden musste.

Zu all dem Überfluss knallte Boban in der 62. Minute das Leder dann zum 0 : 1 auch noch nach einer perfekt vorgetragenen Aktion mit dem linken Fuß unhaltbar für Osman Hadzikic zum Entsetzen aller ins Austria-Gehäuse. Die knapp 1.000 mitgereisten Osijek-Fans waren nun verständlicherweise aus dem Häuschen, während die violetten Fans für den Bruchteil weniger Sekunden mucksmäuschenstill waren. Noch ein Tor von Osijek und der Austria-Traum von Europa wäre die Traisen flussabwärts geschwommen …

NK Osijek kam und war gefährlich, die Austria-Abwehr hielt jedoch zielsicher dagegen. Westermann und Kadiri ackerten hinten was das Zeug hielt, auch ihre die Passbälle nach vorne kamen oftmals sehr gut an, aus denen sich wiederum schöne Aktionen der Veilchen ergaben. Einen sehenswerten Freistoß von Holzhauser knapp außerhalb des Strafraumes konnte der Osijek-Keeper Marko Malenica nur in den Corner wegfausten.

Die restliche Spielzeit verstrich – für die einen viel zu langsam, für die anderen wie im Fluge. Die angezeigte 4-minütige Nachspielzeit ließ den Osijek-Betreuern zwar die Zornesröte ins Gesicht steigen, denn ihrer Ansicht nach hätten aufgrund der Unterbrechungen in Halbzeit 2 mindestens 5 Minuten Zugabe erfolgen müssen, änderten aber nichts an dem Umstand, dass die Austria dem Gegner standhielt … bis zum Schlusspfiff. Als dieser dann endlich ertönte, lagen sich alle in den Armen. Spieler, Funktionäre, Betreuer, Mitarbeiter, Fans – die ganze Austria-Familie ergab sich kollektiver Ekstase.

Bei all dem Jubel muss man jedoch auch dem Verlier gratulieren, der gestern Abend zwar als Sieger vom Platz ging, und dennoch mit leeren Händen dastand. NK Osijek war der erwartet schwere Gegner, den die Austria aufgrund des 2 : 1-Erfolges vom Hinspiel in Schach halten konnte. Der Blick der Wiener Violetten geht nun weiter nach vorne und die Reise durch Europa findet den ganzen Herbst 2017 hindurch – so, wie im letzten Spieljahr auch – statt. Heute Mittag um 13 Uhr findet dazu die Auslosung der Gruppenphase statt. Die Spieler werden diese beim gemeinsamen Mittagessen erleben und diskutieren.

www.austria.wien

http://nk-osijek.hr

www.bundesliga.at

 

 

 

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