
Ein „Heimspiel“ der Wiener Austria „auswärts auf fremden Plätzen“ auszutragen – all das kam in der über 106jährigen Geschichte des Österreichischen Rekord-Titelträgers bereits einmal vor. Doch dazu später;
Wie an anderer Stelle bereits erwähnt, trifft der FK Austria Wien anhand des UEFA-Europa-League-Play-off-Rückspiels am kommenden Donnerstag, 24. August 2017 um 21:05 Uhr in der NV-Arena zu St. Pölten auf den NK Osijek. Bis zur Stunde wurden im geschützten Vorverkauf für Mitglieder und Abonnenten 3.500 Karten abgesetzt. Die restlichen Plätze des 8.000 Zuschauer umfassenden Areals sind ab sofort im GET VIOLETT Megastore, sowie unter www.fak.at/osijek-karten (PRINT@HOME) im freien Verkauf erhältlich. Karten für den Austria-Fansektor sind um 15 Euro erhältlich. Längsseitig beläuft sich das teuerste Ticket auf 22 Euro. Übrigens – Parkplätze rund um die Arena sind in großer Anzahl vorhanden.

Und die Austria hat auch vorgesorgt! Im Fall des Falles, sollte es zu einer Verlängerung kommen und somit am späten Abend keine Züge mehr den Hauptbahnhof St. Pölten in Richtung Wien verlassen, gibt es jetzt eine Alternative. Ab sofort kann man sich unter www.fak.at/fanbus-osijek für Busse anmelden, die Fans um 22 Euro von Wien-Erdberg direkt zur NV-Arena und natürlich wieder retour bringen. Und da bekanntlich das Hinspiel in Kroatien mit einem 2 : 1-Erfolg an die Wiener Violetten ging, sollte einem spannenden Rückspiel bei ausverkauftem Haus nichts mehr im Wege stehen.
Heimspiel auswärts – alles schon einmal da gewesen
Robbie Williams lädt im Wiener Prater am kommenden Wochenende zu einem Konzert, infolgedessen muss der FAK auswandern und sein Heimspiel auf einem fremden Platz austragen. Wer die Austria kennt und ihre Geschichte inhaliert hat, der weiß, dass man in früheren Jahrzehnten gerne durch ganz Wien getingelt war und in sämtlichen Bezirken zu den Heimspielen lud. Es gab kaum einen Platz, auf dem es nicht zu einem FAK-Heimspiel gekommen war. So auch im Europa-Pokal. Ein paar Beispiele gefällig:

27. September 1972: Nach einem 0 : 7 vom Hinspiel im UEFA-Cup / 1. Runde erschienen lediglich 2.500 Besucher am Wiener Sportclub-Platz gegen Beroe Stara Zagora. Die Austria vergeigte auch das Rückspiel gegen die Bulgaren mit 1 : 3 und schied aus. Pikanterie am Rande: Petko Petkov, der die Veilchen mit 7 von 10 Volltreffern quasi im Alleingang gepflückt und zerpflügt hatte, heuerte im Winter 1980/81 in Wien an und kickte bis 1982/83 beim FAK.
Am 2. Oktober 1974 traf man in der Südstadt in Maria Enzersdorf in Niederösterreich auf den SV Waregem im Europapokal der Pokalsieger, gewann das Rückspiel mit 4 : 1 und stieg mit einem Gesamt-Score von 5 : 3 in die 2. Runde auf. 5.000 Zuschauer waren bei strömenden Regen erschienen.
Im Herbst 1977 empfing man im neuen Weststadion, welches damals noch nicht den Namen von Ing. Gerhard Hanappi trug, Cardiff City (1 : 0), sowie Lokomotive Kosice (0 : 0). Jeweils über 8.000 Zuschauer pilgerten in die Heimstätte von RAPID und hielten ihren Veilchen die Daumen. Im Frühjahr 1978 ging es dann heimspieltechnisch im Europapokal der Pokalsieger im Wiener Praterstadion weiter, der Weg führte bekanntlich bis ins Endspiel nach Paris.
Die weiteste Anreise zu einem Heimspiel in Sachen europäischer Klubbewerb, und damit scheint St. Pölten für die Wiener quasi um die Ecke zu sein, war jedoch der Ritt nach Salzburg-Lehen. Aufgrund des Nothammer-Wurfes eines Chaoten, zweckentfremdet aus der Wiener U-Bahn-Linie 4, auf Bayern-Keeper Jean-Marie Pfaff am 6. November 1985 – die Austria traf in Hütteldorf vor über 20.000 Zuschauern bei restlos ausverkauftem Haus auf den FC Bayern München, spielte 3 : 3 und schied mit einem Gesamt-Score von 5 : 7 aus dem Europapokal aus – folgte eine Platzsperre der UEFA für den nächstjährigen Bewerb. Folglich musste das nächstbeste Heimspiel auf europäischer Bühne mindestens 300 Kilometer von Wien ausgetragen werden.

Kosice. Sammlung: oepb
Und da bot sich eben die Heimstätte von Austria Salzburg an. Als Gegner zog man in der 1. Runde des Europapokals der Landesmeister den luxemburgischen Meister Avenir Beggen. Das Hinspiel war mit 3 : 0 für die Austria bereits eine klare Angelegenheit, zum Rückspiel am 1. Oktober 1986 in Salzburg-Lehen verirrten sich lediglich 3.000 Zuschauer, die zwar wieder einen 3 : 0-Erfolg der Wiener Veilchen geboten bekamen, die Austria jedoch aufgrund ihrer Ansicht nach ob des viel zu lässigen Spieles hemmungslos ausgepfiffen hatten. Eine Runde später traf man übrigens wieder auf den FC Bayern aus München und schied – wie im Jahr zuvor – diesmal mit einem Gesamt-Score von 1 : 3 neuerlich aus. Das Rückspiel stieg vor 45.000 Zuschauern jedoch wieder im – nach dem Umbau endlich fertig gestellten – Wiener Praterstadion.
Erwähnenswert wäre noch, wenngleich dieser Umstand zahlreichen Stoff für eine eigene Erzählung mit sich bringen würde, dass es in Wien in früheren Jahren sehr oft zu sogenannten „Europacup-Doppel Veranstaltungen“ gekommen war. Heute schier unvorstellbar, bis in die 1980er Jahre hinein jedoch immer wieder möglich. Je nach Attraktivität des Gegner der beiden Großklubs Austria und RAPID auf der europäischen Klubbühne kam es zum Vorspiel und zwei Stunden später darauf zum Hauptspiel.

oepb
So traf zum Beispiel am Mittwoch, 15. September 1976 RAPID im „Vorspiel“ um 17 Uhr im Wiener Praterstadion auf Atletico Madrid (1 : 2), die Austria empfing um 19.30 Uhr den VfL Borussia Mönchengladbach (1 : 0). Der Eintrittspreis für beide Spiele lag bei 100 Schilling, EUR 7,26, über 60.000 Besucher waren im Wiener Prater anwesend. Bei der bis dato letzten europäischen Doppel-Veranstaltung beider Wiener Vereine am 21. Oktober 1981 war der Eintrittspreis schon höher. Um 200 Schilling / EUR 14,53 bekam man zuerst RAPID gegen PSV Eindhoven (1 : 0) und im Anschluss Austria versus Dynamo Kiew (0 : 1) vor 25.000 Besuchern geboten. Wien war eben immer schon ein bisserl anders.
Die Austria hat sich somit, und das nicht nur aufgrund der letzten gezeigten Leistungen, ein volles Haus und eine tolle Kulisse verdient. St. Pölten ist nicht aus der Welt und einem magischen europäischen Fußball-Abend unter Flutlicht, mit all seinem Flair und seiner Anziehungskraft, steht nicht mehr im Wege.